Street Gigs: Red Hot Chili Peppers in 360 Grad

Wenn die Peppers für die Telekom in Berlin rocken, sind weltweit zehntausende am Stream dabei – und das hautnah. Das erste Mal überträgt das Unternehmen einen seiner Street Gigs als 360-Grad-Stream. Das ist technisch eine Herausforderung.

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Street Gigs: Red Hot Chili Peppers in 360 Grad

Die Red Hot Chili Peppers im Berliner Kraftwerk. Über dem Publikum schwebt eine der 360-Grad-Kameras.

(Bild: Telekom)

Lesezeit: 4 Min.
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Anthony Kiedis zieht sein Hemd aus. Früher oder später passiert das bei einem Konzert der Red Hot Chili Peppers, meistens früher. Die 1300 Zuschauer im Berliner Kraftwerk johlen. Außer ihnen sind noch zehntausende Fans in 40 Ländern dabei: Die Telekom überträgt den "Street Gig" der Peppers live als 360-Grad-Stream im Internet. Mit einer Cardboard-Halterung für das Smartphone oder einer VR-Brille steht man neben der Band auf der Bühne.

Die Telekom veranstaltet seit 2007 ein paar "Street Gigs" im Jahr, bei denen die unterschiedlichsten Künstler an besonderen Orten auftreten. Die Konzerte werden ins Internet übertragen, Aufzeichnungen laufen danach auch im Fernsehen. Der Gig im Berliner Kraftwerk sticht in doppelter Hinsicht heraus: Die Red Hot Chili Peppers sind die bisher berühmteste Band, die für einen Street Gig gewonnen werden konnte. Und es ist das erste Mal, dass ein Konzert der Reihe in einem 360-Grad-Stream übertragen wird.

Damit das reibungslos über die Bühne gehen kann, betreibt die Produktionscrew vor Ort einen immensen Aufwand. "Für uns ist das heute ein ziemlich spannendes Ereignis", sagt Marketing-Chef Michael Schuld. Und ein kostspieliges, denn auch die Band tritt nicht ohne Gage auf und die Karten werden unter den Fans verlost. Aber zu der Frage nach den Kosten schweigt die Telekom lieber. "Die Street-Gigs sind Content Marketing", betont Schuld. "Sie können sicher sein, dass sich das für uns rechnet."

Rund 45 Menschen arbeiten alleine an der Aufzeichnung und Übertragung des Konzerts in zwei parallelen Streams. Neben den zahlreichen "normalen" Fernsehkameras in der Halle kommen vier 360-Grad-Kameras von Nokia zum Einsatz. Diese "Ozo"-Kameras sind die ersten professionell einsetzbaren Rundumkameras auf dem Markt und kosten über 40.000 Euro das Stück; für die Aufzeichnung des Street Gigs wurden sie gemietet. Drei Ozos wurden fest auf der Bühne montiert, eine vierte hängt als "Spider Cam" an vier Drahtseilen frei beweglich über den Zuschauern im Kraftwerk.

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"Jede Kamera hat acht Linsen, die Sensoren liefern eine Auflösung von 2x2K", erklärt Produktionsleiter Ulrich Tanas. Die Nokia-Kameras können im Prinzip die Bilder der einzelnen Linsen selbst zusammensetzen und auch ein echtes 3D-Bild liefern. Für die Übertragung des Peppers-Gigs liefert die Kamera die Rohdaten der einzelnen Linsen an einen zweiten Ü-Wagen vor der Halle, den die Produktionscrew selbst ausgerüstet hat. "Sowas können sie noch nicht kaufen", sagt Tanas. Auch während der Übertragung stellen sich der Crew neue Herausforderungen: Wie schneidet man eine 360-Grad-Übertragung?

Für jede der vier Kameras steht im Ü-Wagen ein Linux-Server mit jeweils vier Grafikkarten von Nvidia, die die Bilder zu einer Kugelprojektion zusammensetzen. Für dieses sogenannte Stitching kommt eine Software zum Einsatz, die Nokia mit der Kamera liefert. Für die Übertragung auf Youtube wird das fertige Bild noch auf 2560×1440 Pixel runtergerechnet, weil die Videoplattform höhere Auflösungen bei Live-Streams nicht erlaubt.

Red Hot Chili Peppers in 360 Grad (14 Bilder)

Das alte Heizkraftwerk an der Köpenicker Straße in Berlin Mitte wurde 1961 erbaut und versorgte den Ostteil der Stadt mit Fernwärme und Warmwasser.
(Bild: heise online)

Der fertige Stream muss dann nur noch ins Internet. Dafür hat die Telekom zwei Geschäftskundenanschlüsse ("Company Connect") mit je 34 MBits/s symmetrisch ins Kraftwerk gelegt. Für den Stream reicht ein Anschluss, erklären die Telekom-Techniker. Der zweite Anschluss steht als Backup bereit. Wenn die Bilder dann beim Zuschauer ankommen, haben sie gut zwanzig Sekunden Verzögerung: Stitching, Rendering und Komprimierung brauchen ihre Zeit, die Verarbeitung auf Youtube kostet weitere Sekunden.

Dass das Ganze am Ende dann etwas pixelig wirkt, liegt an der für Rundumvideos vergleichsweise niedrigen Auflösung des Live-Streams. Doch inzwischen ist dort und auf der Website der Telekom Street Gigs auch die Aufzeichnung des ganzen Konzerts in höherer Auflösung abrufbar – als normaler TV-Stream und als 360-Grad-Stream. (vbr)