Streit um blockierte fr-Domains vor Gericht

In der Auseinandersetzung zwischen dem Luxemburger Registrar EuroDNS und der französischen Registrierstelle AfNIC fühlen sich nach einer ersten gerichtlichen Anhörung vor einem Richter in Versailles Ende vergangener Woche beide Parteien als Sieger.

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Von
  • Monika Ermert

In der Auseinandersetzung zwischen dem Luxemburger Registrar EuroDNS und der französischen Registrierstelle AfNIC fühlen sich nach einer ersten gerichtlichen Anhörung vor einem Richter in Versailles Ende vergangener Woche beide Parteien als Sieger.

AfNIC hatte dem Registrarunternehmen ohne weitere Vorwarnung wegen angeblicher Markenrechtsverletzungen über 4500 Domains gesperrt. Die französische Registrierstelle, die im Mai ihre Registry für ausländische Firmen geöffnet hat, wirft EuroDNS Cybersquatting im großen Stil vor. Der französische Richter hat nicht die Sperrung der Domains veranlasst. EuroDNS soll zunächst eine Reihe von Domains "freiwillig" an verschiedene Markenrechtsinhaber übertragen. Die Entscheidung über die Sperrung will der Richter erst nach einer genauen Prüfung des Sachverhaltes verfügen. Eine zweite Anhörung ist für den 14. Dezember angesetzt. EuroDNS-Geschäftsführer Xavier Buck zeigte sich ebenfalls zufrieden. Die Anweisung des Richters, die Domains zu übertragen, eröffne die Möglichkeit, der AFNic-Maßnahme jede Grundlage zu entziehen.

Das Vorgehen hat allerdings einen bitteren Beigeschmack. Nie zuvor dürften Markenrechtsinhaber so billig zu von ihnen beanspruchten, aber anderweitig registrierten Domains gekommen sein. Nicht nur wurden damit laufende Schlichtungsverfahren ignoriert. Auch den Ansprüchen, die nicht von vornherein eindeutig sind, wurde praktisch im Handstreich der richterliche Segen erteilt. So fordert etwa laut Buck das Telekommunikationsunternehmen Orange die Domain "blueorange", ungeachtet der Tatsache, dass es ein luxemburgischen Unternehmen gleichen Namens gebe. In solchen Fällen würden die betroffenen Unternehmen sich wohl noch gegen eine Übertragung wehren. Laut dem Whois von AfNIC ist derzeit zwar die blueorange.com.fr gesperrt, die blueorange.fr aber nicht, konnektiert ist aber keine von beiden.

EuroDNS-Kunden, die zu Unrecht gesperrt wurden, müssen im Übrigen weiterhin auf ihre französischen Adressen verzichten. Ein Umstand, der auch bei den Wettbewerbern mächtiges Erstaunen auslöst. Die Registrarunternehmen blicken auch deshalb gespannt auf die weitere Entwicklung, da AfNIC für das kommende Jahre eigentlich eine weitere Öffnung der fr-Zone angekündigt hat. Private Kunden aus dem In- und Ausland ebenso wie Unternehmen sollen dann fr-Domains erhalten können. Um so unverständlicher erscheint Beobachtern nun das AfNIC-Vorgehen. Bei EuroDNS denkt man auch darüber nach, vor den europäischen Wettbewerbsbehörden vorstellig zu werden. Diese, so meint Buck, hätten ohnehin schon ein Auge auf die französische Registry geworfen. (Monika Ermert) / (anw)