Strittige Apple-Provision: 85/15-Split bei Abos hilft angeblich nur wenigen

Bei Abos senkt Apple seine Provision im zweiten Jahr von 30 auf 15 Prozent. Wegen hoher Absprungraten profitiert laut einem Bericht kaum ein Entwickler davon.

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App Store

(Bild: dpa, Alex Heinl/Archiv)

Lesezeit: 3 Min.

Apples Sonderkonditionen bei Abonnements sorgen in der Praxis angeblich nur in wenigen Fällen für höhere Entwicklereinkünfte. Apple senkt seine Provision nach dem ersten Abojahr zwar von 30 auf 15 Prozent, aufgrund der hohen Absprungraten unter Abonnenten profitieren davon nach der Analyse eines App-Dienstleisters aber nur relativ wenige Apps – die meisten müssten weiter knapp 30 Prozent ihres In-App-Umsatzes an den iPhone-Hersteller abtreten.

Bei Monatsabos springen jeden Monat im Durchschnitt 13 Prozent der Kunden ab, so dass nach zwölf Monaten nur noch 20 Prozent der ursprünglichen Abonnenten verbleiben – und nur für diese senkt Apple dann die Provision, rechnet die Firma Revenue Cat vor, die Spezial-Tools zur Auslieferung von In-App-Käufen anbietet und dadurch einen tieferen Einblick in das Geschäft mit In-App-Abonnements erhält.

Nur wenn der Abonnent mehr als ein ganzes Jahr konstant zahlt, greift die vorteilhaftere 85/15-Aufteilung. Wird gekündigt oder läuft das Abo aus einem anderen Grund – etwa eine abgelaufene Kreditkarte – aus und wird nicht innerhalb einer Gnadenfrist von 60 Tagen erneut abonniert, setzt Apple den Zähler zurück. Die Rechnung gilt nicht nur für iOS und den App Store, sondern auch für Android – zumindest in Hinblick auf Googles Play Store, dort greifen die gleichen Konditionen, wie Revenue Cat anmerkt.

Bei Jahresabonnements springen den Zahlen zufolge rund 50 Prozent der Abonnenten ab – bei Monatsabos noch deutlich mehr.

(Bild: Revenue Cat)

Über viele Jahre können Apps zwar langsam langjährige Abonnenten sammeln und von der gesenkten Provision des Plattformanbieters profitieren, doch schaffen das offenbar nur sehr wenige Apps: Da abgesprungene Abonnenten bestenfalls durch neue, andere Abonnenten ersetzt werden, gilt für diese schließlich wieder der 70/30-Split und damit bleibt weniger beim Entwickler hängen: Nur 16 Prozent der Apps können einen Umsatzanteil von über 75 Prozent erzielen, schreibt Revenue Cat unter Verweis auf die eigenen Kunden.

Bei Jahresabos springe nur rund die Hälfte der Abonnenten im ersten Jahr ab, merkt der Dienstleister an, sodass Anbieter im zweiten Jahr mehr von der gesenkten Apple-Provision profitieren könnten. Da Jahresabonnements gewöhnlich aber nur einen kleinen Teil der Abonnements ausmachen, mache sich das insgesamt oft nur wenig bemerkbar. Es sei natürlich sinnvoll, seine App daraufhin zu optimieren, die Abonnenten zu halten, lautet das Fazit des Anbieters, Entwickler sollten das aber nicht allein in Hinblick auf den 85/15-Split machen.

Nur Anbieter von Videodiensten erhalten unter bestimmten Voraussetzungen Sonderkonditionen bei Apple: Dann gilt schon ab dem ersten Abotag die 85/15-Aufteilung. Zudem können diese App-Anbieter Inhalte auch über ihre eigene Bezahlschnittstelle abrechnen, sodass keine Provision an Apple gezahlt werden muss – das ist sonst strikt verboten.

(lbe)