Strom: Blackout in Ecuador

Nachdem eine Übertragungsleitung ausgefallen war, brach am Mittwoch landesweit in Ecuador das Stromnetz zusammen.

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Strommast in Ecuador

(Bild: Ministerio de Energia y Minas, Ecuador)

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In Ecuador waren am Mittwochnachmittag (Ortszeit) Millionen Einwohner stundenlang ohne Strom. Nachdem durch einen technischen Fehler die 257-MW-Übertragungsleitung Milagro-Zhoray ausgefallen war, sei plötzlich die Nachfrage nach Strom größer gewesen als die Produktion, erklärte das Energieministerium des Landes. Es habe sich eine Kettenreaktion ergeben, durch die das Stromnetz landesweit zusammenbrach.

Örtliche Medien berichten über Probleme mit der Trinkwasserversorgung, in Städten wie der Hauptstadt Quito und Cuenca fielen U-Bahn und Straßenbahn aus, Passagiere mussten evakuiert werden. Nach einigen Stunden hatten rund 60 Prozent der Haushalte des südamerikanischen Landes wieder Strom, am Abend waren es 95 Prozent.

Der Stromausfall sei ein ungewöhnliches und seltenes Ereignis, teilte die ecuadorianische Regierung weiter mit. Es zeige auf, wie zerbrechlich das System sei. "Der Vorfall zeigt, dass das ecuadorianische Energiesystem in der Krise steckt." Es sei zu wenig in die Instandhaltung und den Aufbau von Stromleitungen investiert worden, sagte Energieminister Roberto Luque. "Die Energiekrise hat mehrere Aspekte: Im April gab es Probleme bei der Erzeugung, jetzt sind es Probleme bei der Übertragung."

Im April dieses Jahres hatte die ecuadorianische Regierung wegen Engpässen bei der Stromversorgung den Notstand ausgerufen. Zur Rationierung der Energie wurde in den verschiedenen Regionen des Landes jeweils für mehrere Stunden der Strom abgeschaltet. Wegen einer heftigen Dürre wurden in den Stauseen der Region historische Tiefstände registriert. Ecuador gewinnt 78 Prozent seines Stroms aus Wasserkraft. Einen ähnlichen Vorfall wie am Mittwoch gab es in Ecuador zuletzt vor zwanzig Jahren.

In Deutschland wird aktuell das Stromnetz für die Energiewende ausgebaut. Künftig werden vor allem im Wärme- und Verkehrssektor wesentlich mehr Stromverbraucher als heute erwartet. Gleichzeitig wird vermehrt Strom aus Erneuerbaren Energien und damit dezentral erzeugt, der eingespeist und verteilt werden muss, vor allem Richtung Süden zu den großen industriellen Verbrauchern. Während 2022 in Deutschland im vergangenen Jahr insgesamt 484 TWh Strom verbraucht wurden, sollen es laut Bundesregierung im Jahr 2030 etwa 750 TWh sein.

(anw)