Strom kommt in Deutschland fast zu einem Drittel aus Kohlekraftwerken

In Deutschland wurde im ersten Halbjahr weniger Strom aus Erdgas und Atomkraft erzeugt. Die erneuerbaren Energien gewinnen Anteile.

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Abgasfahne über dem Kraftwerk Bremen-Hastedt.

(Bild: heise online / anw)

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Abgeschaltete Atomkraftwerke und steigende Preise für Erdgas haben sich im ersten Halbjahr auf die Bilanz der Stromerzeugung in Deutschland ausgewirkt. Gut 31 Prozent des in Deutschland erzeugten und ins Netz eingespeisten Stroms stammte aus Kohlekraftwerken, im ersten Halbjahr 2021 waren es 27 Prozent, teilte das Statistische Bundesamt mit.

Insgesamt wurden im ersten Halbjahr 2022 in Deutschland 263,2 Milliarden kWh Strom ins Netz eingespeist. Das waren 1,3 Prozent mehr als im Vergleichszeitraums des Vorjahres, teilte das Statistische Bundesamt mit. Davon wurden 48,5 Prozent aus erneuerbaren Energien produziert gegenüber 43,8 Prozent vor einem Jahr. Der Anteil der konventionellen Energieträger ging von 56,2 auf 51,5 Prozent zurück.

Der Anteil des mit Erdgas produzierten Stroms ging im Vorjahresvergleich von 14,4 auf 11,7 Prozent zurück. Aus Atomkraft stammten noch 6 Prozent des Stroms gegenüber 12,4 Prozent im ersten Halbjahr 2021. Ende 2021 wurden drei Atomkraftwerke in Deutschland abgeschaltet, momentan laufen noch drei.

Der Anteil des Stroms aus Windkraft stieg von 22,1 auf 25,7 Prozent, jener aus Photovoltaik von 9,4 auf 11,2 Prozent. Den Anstieg bei der Windkraft führt das Bundesamt vor allem auf das windarme erste Quartal 2021 zurück, den bei der Photovoltaik auf die ungewöhnlich hohe Zahl an Sonnenstunden im vorigen Halbjahr.

Die nach Deutschland importierte Strommenge ist in der ersten Hälfte dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahr um 9,1 Prozent gesunken, besonders deutlich mit 58,9 Prozent die Stromimporte aus Frankreich. Das erste Halbjahr 2022 war nach Angaben des Bundesamts das erste Halbjahr seit Beginn der Statistik im Jahr 1990, in dem Deutschland mehr Strom nach Frankreich exportierte, als es Strom aus Frankreich importierte.

Damit wird eine Tendenz bestätigt, die das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) und der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) im Juli errechnet hatte. Viele französische Atomkraftwerke sind nicht am Netz, weil sie nicht ausreichend gekühlt werden können, weil sie routinemäßig gewartet werden oder weil es technische Probleme gibt.

Die insgesamt aus Deutschland exportierte Strommenge stieg gegenüber dem Vorjahr um 14,5 Prozent. Damit vergrößerte sich der deutsche Exportüberschuss auf jetzt 16,3 Milliarden kWh.

Netzeinspeisung 1. Halbjahr 2021
(in Mrd. kWh)
Anteile
(in %)
1. Halbjahr 2022
(in Mrd. kWh)
Anteile
(in %)
Veränderung zum
1. Halbjahr 2021 (in %)
Netzeinspeisung insgesamt 259,7 100 263,2 100 1,3
Konventionelle Energieträger 145,9 56,2 135,6 51,5 -7,1
darunter:
Kohle 70,5 27,1 82,6 31,4 17,2
Kernenergie 32,2 12,4 15,8 6 -50,8
Erdgas 37,4 14,4 30,7 11,7 -17,9
Erneuerbare Energieträger 113,8 43,8 127,6 48,5 12,1
darunter:
Windkraft 57,3 22,1 67,7 25,7 18,1
Biogas 15,2 5,8 15,1 5,7 -0,3
Photovoltaik 24,5 9,4 29,5 11,2 20,1
Wasserkraft 9,6 3,7 8,4 3,2 -13

(anw)