Stromversorgung in Krankenhäusern: WHO sieht Chance in erneuerbaren Energien

Die WHO fordert den Ausbau erneuerbarer Energie in ärmeren Ländern, in denen Menschen von unsicherer Energieversorgung in Krankenhäusern betroffen sind.

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(Bild: BlurryMe/Shutterstock.com)

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Ungefähr eine Milliarde Menschen auf der Welt sind auf eine medizinische Versorgung mit unsicherer oder fehlender Stromversorgung angewiesen, wie die Weltgesundheitsorganisation, die Weltbank und die Internationale Organisation für erneuerbare Energien in einem Bericht schreiben. In Ländern in Südasien oder südlich der Sahara seien mehr als zehn Prozent der Gesundheitseinrichtungen komplett ohne Strom. Die meisten der medizinischen Einrichtungen mit unzuverlässiger oder fehlender Stromversorgung befinden sich demnach in abgelegenen Gebieten. Dabei seien die Einrichtungen auf Dieselgeneratoren für die Stromversorgung angewiesen.

In ihrem Bericht weist die WHO darauf hin, dass der Zugang zu Elektrizität über Leben und Tod entscheiden könne. Besonders kritisch seien unter anderem die Versorgung von Neugeborenen, die Notfallrettung bei Herzanfällen, die Sterilisation von Instrumenten und die Kühlung von Medikamenten sowie die Telemedizin, bei der Fachärzte aus der Ferne um Rat gefragt werden können. Nach Schätzungen der Weltbank bräuchten fast zwei Drittel der Gesundheitseinrichtungen in den Entwicklungsländern dringend Hilfen für eine zuverlässigere Stromversorgung, die laut Bericht Voraussetzung für eine medizinische Grundversorgung ist.

So sei 86 Prozent der weltweiten Müttersterblichkeit im Jahr 2017 südlich der Sahara und in Südostasien zu verorten. Die Kindersterblichkeit sei in diesen Regionen ebenfalls viel höher als im globalen Durchschnitt. Besonders viel Strom ziehen dem Bericht zufolge dabei Dampf-Sterilisatoren, Kühl- und Röntgengeräte, aber auch einfache Geräte wie Lampen.

Liste über Stromverbrauch verschiedener Geräte im Krankenhaus (Ausschnitt)

(Bild: WHO)

In den letzten Jahren sei ein Fortschritt beim Anschluss an Stromnetze zu erkennen. In Liberia verfügen beispielsweise über 80 Prozent der Krankenhäuser und medizinischen Einrichtungen über Strom. Etwa ein Viertel der Einrichtungen bezieht seinen Strom aus dem Stromnetz, mehr als die Hälfte nutzt Solarstrom als primäre Stromquelle. Auf Stromgeneratoren ist ein Fünftel der Gesundheitseinrichtungen angewiesen.

Jedoch weist die Weltbank darauf hin, dass der Betrieb der Dieselgeneratoren häufig von Spenden abhängig ist und somit nicht als konstante Stromquelle dient. In Deutschland kommen Stromgeneratoren nur in Ausnahmesituationen zum Einsatz. Falls es hierzulande in einem Krankenhaus zum Stromausfall kommt, schaltet sich innerhalb von Sekunden ein Netzersatzaggregat an, das die Stromversorgung zumindest in den wichtigsten Bereichen am Leben hält. Der OP-Bereich und die Intensivstationen merken von einem Stromausfall nach Angaben der Sana-Kliniken nichts. Falls der Strom länger ausbleibe, gibt es einen Notfallplan. Einen langfristigen Stromausfall könne ein Krankenhaus nicht alleine bewältigen, dann sei man weitere Hilfe von Feuerwehr, Polizei, Katastrophenschutz und weitere angewiesen.

In Deutschland sind die Themen Strommangellage und Blackout erst im Zuge der Energiekrise in den Fokus gerückt und auch Krankenhäuser sehen sich mit den steigenden Energiepreisen konfrontiert. c't-Solarexperte Andrijan Möcker ist der Auffassung, dass auch deutsche Krankenhäuser Photovoltaikanlagen bauen sollten, um ihre Leistungsaufnahme ganz oder zumindest zum Teil über Sonnenenergie zu decken. Zumal solche Anlagen bei korrekter technischer Konzeptionierung auch im Falle eines Stromausfalls funktionieren und so den Generator entlasten würden, der weniger Diesel verbrennt. Doch trotz des Wissens um erneuerbare Energien bestehen nach wie vor seit Jahrzehnten Abhängigkeiten von Ländern wie Russland. Für den Ausbau dezentraler Systeme wie Photovoltaikanlagen sind in Ländern mit weniger zuverlässiger Stromversorgung laut WHO-Bericht 4,9 Milliarden US-Dollar nötig.

(mack)