Studie: Beim Einkaufen wird immer weniger bar bezahlt

Noch ist Bargeld die häufigste Bezahlform an der Ladenkasse, sagt eine Handelsstudie. Aber die Girocard gewinnt immer mehr an Bedeutung.

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(Bild: Pressmaster/Shutterstock.com)

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Bargeld bleibt beim Einkauf an deutschen Ladenkassen das wichtigste Zahlungsmittel, verliert aber an Bedeutung. Im Corona-Jahr 2020 wurden im stationären Einzelhandel nach einer am Donnerstag veröffentlichten Studie des Kölner Handelsforschungsinstituts EHI nur noch 40,9 Prozent der Umsätze bar bezahlt. Zum Vergleich: Ein Jahr zuvor waren es noch mehr als 46 Prozent.

Zunehmend häufiger wurde dagegen die Girocard, früher EC-Karte, in Geschäften eingesetzt. 40,1 Prozent der Umsätze wurden mit ihrer Hilfe bezahlt – ein Plus von 6,5 Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr. Insgesamt belief sich der Umsatz in Geschäften und Kaufhäusern auf 435 Milliarden Euro, 2019 waren es noch 445 Milliarden Euro.

Zieht man den inzwischen 75 Milliarden Euro schweren Onlinehandel hinzu (Vorjahresumsatz 63 Milliarden Euro), beläuft sich der Bargeld-Anteil im gesamten deutschen Einzelhandel laut EHI auf 35,1 Prozent. Die Girocard, die online praktisch nicht einsetzbar ist, kommt hier auf 34,3 Prozent. Die Kreditkarten von Anbietern wie Visa und Mastercard können online wie offline verwendet werden und erreichen neun Prozent.

US-Bezahldienst Paypal kommt gesamt gesehen auf 3,7 Prozent des Kuchens. Paypal lässt sich in Mobile-Payment-Diensten wie Google Pay als präferierte Bezahlweise einstellen und findet so seinen Weg an die Ladenkasse. Im Onlinehandel erreicht Paypal laut EHI mit 24,9 Prozent den zweiten Platz als wichtigste Bezahlweise nach dem Kauf auch Rechnung – eine Stellung, die das Unternehmen schon seit Jahren in Deutschland hat.

Das EHI-Institut sieht insgesamt dringenden Nachholbedarf der deutschen Banken und Sparkassen. Die hiesigen Geldinstitute haben im Mai ihre bislang wenig erfolgreichen Online-Bezahlverfahren Paydirekt, Giropay und Kwitt unter der Marke Giropay zusammengelegt. Mittelfristig wolle man von zwei Prozent Marktanteil auf 50 Prozent wachsen. Perspektivisch solle auch die Girocard integriert werden, wobei es hier aber keinen vergleichbaren Handlungsdruck gebe, wie Joachim Schmalzl aus dem Vorstand des Deutsche Sparkassen- und Giroverbandes erklärte.

Beim EHI-Institut sieht man den Handlungsdruck offenbar schon. Sowohl eine Einsetzbarkeit der deutschen Girocard in Europa als auch im E-Commerce sei nötig. Das sei "vermutlich die letzte Chance", der Übermacht der US-Dienste "noch Paroli zu bieten", warnte EHI-Zahlungsexperte Horst Rüter. Laut einer EHI-Umfrage sehen Handelsunternehmen jedenfalls Paypal, Mastercard, Visa und Amazon Pay besser aufgestellt als "Omnikanaldienst", also für Online- wie Offline-Handel.

Immerhin: Wie am Mittwoch zuerst durch den Branchendienst Finanzszene bekannt wurde, sollen sich die Girocards von ausgewählten Sparkassen via Apple Pay jetzt auch für Onlinezahlungen nutzen lassen. Welche Sparkassen genau zur Einführung mitmachen, blieb allerdings noch offen.

(axk)