Studie: Defibrillator-Drohnen retten mehr Leben als Rettungsdienste

Ein schwedisches Projekt hat untersucht, wer schneller Defibrillatoren zu Menschen mit Herzversagen bringen kann. Die Drohne ist dem Rettungsdienst überlegen.

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Eine Drohne von Everdrone mit einem Health-Kit an Bord.​

Eine Drohne von Everdrone mit einem Health-Kit an Bord.

(Bild: Everdrone)

Lesezeit: 3 Min.

In einer Studie des schwedischen Karolinska-Instituts sind Wissenschaftler zu dem Schluss gekommen, dass Drohnen, die Defibrillatoren für lebensrettende Maßnahmen bei Herzversagen ausliefern, Rettungsdiensten in Krankenwagen überlegen sind.

Grund dafür ist der Zeitfaktor, der bei der Wiederbelebung von Patienten mit Herzstillstand entscheidend ist. Innerhalb von drei bis fünf Minuten muss der lebensrettende Elektroschock angewendet werden. Nur dann ist eine Überlebenschance von bis zu 70 Prozent möglich.

Die Wissenschaftler geben an, dass lediglich zwei Prozent der Betroffenen, eine Behandlung mit dem Defibrillator erhalten, bevor der Rettungsdienst den Menschen mit Herzstillstand erreicht. Jede weitere Minute, so die Forscher in der Studie "Drone delivery of automated external defibrillators compared with ambulance arrival in real-life suspected out-of-hospital cardiac arrests: a prospective observational study in Sweden", die in The Lancet Digital Health erschienen ist, verringert die Überlebenschance um weitere 10 Prozent.

Die Forschenden haben deshalb untersucht, inwieweit Drohnen die Zeit verkürzen können, um einen Defibrillator zu den kollabierten Menschen zu bringen. Dazu wurde ein gemeinsames Projekt mit dem Drohnenbetreiber Everdrone sowie Rettungsdiensten in der Region Westschwedens angestoßen. Bei jedem Einsatz, der auf einen vermutetes Herzproblem schließen ließ, wurde eine Drohne mit Defibrillator und ein Rettungsdienst zugleich entsandt.

Insgesamt 55 Einsätze absolvierten Drohnen und Rettungsdienste in diesem Kontext. In 67 Prozent der Fälle war die Drohne mit dem Defibrillator schneller am Einsatzort, sodass die lebensrettenden Maßnahmen zeitiger angewendet werden konnten. Im Durchschnitt war die Drohne 3 Minuten und 14 Sekunden schneller vor Ort, sodass die Überlebenswahrscheinlichkeit rund 30 Prozent höher ausfiel.

Voraussetzung dafür ist aber, dass sich eine Person bei dem kollabierenden Menschen befindet, die Herz-Lungen-Wiederbelebung durchführen und den Defibrillator auch anwenden kann. Defibrillatoren sind allerdings automatisiert und geben per Sprache Anweisungen, welche Schritte durchzuführen sind. Bei einem Einsatz des Rettungsdienstes ist das nicht nötig, weil gleich Fachpersonal vor Ort ist.

Die Forscher ziehen insgesamt ein positives Fazit: Drohnen können automatisierte Defibrillatoren meist schneller und effektiver an ihren Einsatzort bringen als Rettungsdienste – und das zu jeder Tages- und Nachtzeit, im Sommer und im Winter.

Die Wissenschaftler wollen am Thema dranbleiben und mögliche weitere Einsatzmöglichkeiten der Drohnen untersuchen. So wollen sie überprüfen, inwieweit Drohnen Videobilder an eine Rettungsleitstelle übermitteln können, um die beeinträchtigte Person besser lokalisieren zu können. Zudem sei der Einsatz auch in anderen Rettungsszenarien denkbar: So könnte die Drohne etwa zur Lieferung von lebensrettenden Medikamenten, etwa bei allergischen Schocks, oder von Druckverbänden bei starken Blutungen eingesetzt werden.

(olb)