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Studie: E-Government und Digitalausweis kommen nicht in die GĂ€nge

Stefan Krempl
Studie: E-Government und Digitalausweis kommen nicht in die GĂ€nge

(Bild: Initiative D21)

40 Prozent der Deutschen nutzen digitale Verwaltungsdienste – erneut weniger als im Vorjahr. Die eID im Ausweis kann sich nicht durchsetzen.

In den vergangenen zwölf Monaten nutzten 40 Prozent der BundesbĂŒrger mindestens ein digitales Verwaltungsangebot. Das ist ein Prozentpunkt weniger als im Vorjahr und fĂŒnf Prozentpunkte weniger als 2016. Das Lagebild, das die Initiative D21 und das Forschungsinstitut Fortiss am Dienstag mit dem "E-Government-Monitor 2018" im Bundesinnenministerium vorgestellt haben, wird auch kaum dadurch aufgehellt, dass die Zufriedenheit der wenigen deutschen Anwender um einen ZĂ€hler auf 58 Prozent gestiegen ist.

In den VergleichslĂ€ndern Österreich und Schweiz besuchten BĂŒrger und Unternehmen das digitale Rathaus zu 74 beziehungsweise 55 Prozent. Die Quote sinkt damit aber auch in der Schweiz im Vergleich zu 2017 [1], und zwar um sechs Punkte, wĂ€hrend sie in Österreich stagniert. Die Zufriedenheit mit elektronischen Verwaltungsdiensten kann in Deutschland zu keinem Zeitpunkt mit dem Niveau der beiden NachbarlĂ€nder mithalten.

FĂŒr die reprĂ€sentative Studie [2], die seit 2012 jĂ€hrlich erstellt wird, hat das Markforschungsinstitut Kantar TNS im Sommer jeweils ĂŒber 1000 Online-Interviews in den drei LĂ€ndern durchgefĂŒhrt.

Insbesondere hierzulande seien bisher jenseits der elektronischen SteuererklĂ€rung zu wenig Verwaltungsdienste durchgehend online möglich und weithin bekannt. Es sei nicht gelungen, Vorteile wie Zeitersparnis aufzuzeigen, ist dem Bericht zu entnehmen. E-Government werde immer noch zu wenig aus Sicht der BĂŒrger entwickelt. FĂŒr mehr als jeden dritten Onliner in Deutschland sprechen auch immer noch Sorgen um Datenschutz oder IT-Sicherheit dagegen, Online-Behördenservices zu nutzen.

Mit 69 Prozent besitzen inzwischen mehr als zwei Drittel der deutschen Onliner einen "neuen" Personalausweis, 20 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. 22 Prozent der Nutzer haben sich den elektronischen IdentitĂ€tsnachweis (eID) freischalten lassen, 32 Prozent nicht und sechs Prozent ließen die Funktion gezielt deaktivieren – entgegen der seit Juli 2017 in Kraft getretenen gesetzlichen Voreinstellung. Sechs Prozent der Bevölkerung können den Ausweis vollumfĂ€nglich nutzen, haben also auch ein LesegerĂ€t fĂŒr die Online-Verfahren.

Der Ausbau von Verwaltungsdiensten sei in der Vergangenheit "langsam" verlaufen, gab Klaus Vitt zu, IT-Beauftragter der Bundesregierung. Mit dem Online-Zugangsgesetz und dem geplanten Verbund an E-Government-Portalen habe die Digitalisierung der Behörden jedoch inzwischen auf allen föderalen Ebenen stark an Fahrt aufgenommen.

Das mit den Portalen verknĂŒpfte "BĂŒrgerkonto" stĂ¶ĂŸt bislang aber noch auf keine "flĂ€chendeckende Akzeptanz". Über das Angebot könnten Nutzer kĂŒnftig nach dem "Once-Only-Prinzip" [3] Zugriffsrechte gewĂ€hren, sodass sie ihre Unterlagen nur einmal einreichen mĂŒssten. In allen drei VergleichslĂ€ndern sind die BĂŒrger aber skeptisch. Je persönlicher und sensibler die Dokumente sind, desto geringer ist die Bereitschaft, sie zu hinterlegen. Vor allem medizinische Unterlagen wie Ă€rztliche Befunde wollen die Befragten eher nicht auf einem zentralen Konto deponieren. (anw [4])


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https://www.heise.de/-4212101

Links in diesem Artikel:
[1] https://www.heise.de/news/Studie-Die-deutsche-E-Government-Misere-weitet-sich-aus-3874754.html
[2] https://initiatived21.de/publikationen/egovernment-monitor-2018/
[3] https://www.heise.de/news/Once-only-Prinzip-EU-Datenschuetzer-draengt-auf-Nachbesserungen-bei-E-Government-Initiative-3792852.html
[4] mailto:anw@heise.de