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Studie: Googles Grippestatistik ist nĂŒtzlich, aber ungenau

Andreas Wilkens

US-Forscher haben die von Google erstellten Grippe-Prognosen mit Vorhersagen verglichen, die auf Basis von bestÀtigten GrippefÀllen erstellt wurden. Dabei haben sie festgestellt, dass Google um 25 Prozent weniger akkurat prognostiziert.

Googles Grippe-Statistik [1] ist als Instrument fĂŒr die Vorsage von Epidemien weniger geeignet als Prognosen, die auf Basis von bestĂ€tigten GrippefĂ€llen getroffen werden. Zu diesem Ergebnis kam ein Forscherteam der UniversitĂ€t in Seattle im US-Bundesstaat Washington laut einem Bericht [2] von Science Daily. Ihre Studie wurde nun auf der Tagung der American Thoracic Society in New Orleans vorgestellt.

Justin Ortiz, der die Untersuchung leitete, meint, Googles "Flu Trends" böten zwar einen guten Gesundheitsdienst, da USA-weit AktivitĂ€ten zu dem Thema kostengĂŒnstig und schnell aufgezeichnet wĂŒrden; herkömmliche Vorhersagesysteme brĂ€uchten einige Tage, wĂ€hrend Google-Daten sofort vorlĂ€gen. Die Untersuchung habe aber ergeben, dass die von Google ausgegebenen SchĂ€tzungen mit Vorsicht zu betrachten seien.

Von Google geschÀtzte HÀufigkeit der GrippefÀlle in Deutschland. (Dunkelblaue Linie 2009/2010)

(Bild: Google)

Googles seit November 2008 öffentlich einsehbares [3] "Grippe-FrĂŒhwarnsystem" – Daten [4] liegen fĂŒr die Zeit ab September 2003 vor – basiert auf der Annahme, dass sich Patienten ĂŒber ihre Beschwerden zunĂ€chst online informieren, bevor sie zum Arzt gehen und dass die HĂ€ufigkeit bestimmter Suchbegriffe Anhaltspunkt fĂŒr die HĂ€ufigkeit von Grippeerkrankungen sein kann. Nach frĂŒheren Untersuchungen gebe es zwischen den so erhobenen Daten und tatsĂ€chlich auftretenden nicht-spezifischen Grippe-Symptomen wie Fieber, Husten und Halsschmerzen eine hohe Korrelation, erlĂ€uterte Ortiz. WĂ€hrend einer Grippewelle könnten diese Symptome aber nur zu 20 bis 70 Prozent tatsĂ€chlich von Grippeviren verursacht seien.

Nach Abgleich der Google-Daten mit den durch die US-Behörde Centers for Desease Control and Prevention [5] erfassten tatsĂ€chlichen GrippefĂ€llen in den Jahren 2003 bis 2008 habe sich aber ergeben, dass die Flu Trends um 25 Prozent weniger akkurat gewesen seien als Vorhersagen, die auf Basis von Daten getroffen wurden, denen tatsĂ€chliche GrippefĂ€lle zugrundelagen. Googles Vorhersagen hĂ€tten am meisten in der Grippesaison 2003/2004 von der Wirklichkeit abgewichen. In der Zeit habe die Grippewelle relativ frĂŒh eingesetzt, es habe auch vergleichsweise viele TodesfĂ€lle unter Kindern und eine höhere Aufmerksamkeit der Medien gegeben. Ortiz vermutet, dass das Internetsuchverhalten der Menschen in solch abnormalen Perioden vom gewöhnlichen Suchverhalten abweicht. Dann könnten Googles Flu Trends weniger exakt arbeiten. (anw [6])


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https://www.heise.de/-1002364

Links in diesem Artikel:
[1] http://www.google.org/flutrends/
[2] http://www.sciencedaily.com/releases/2010/05/100517101714.htm
[3] https://www.heise.de/news/Google-wertet-Suchanfragen-zum-schnellen-Erkennen-von-Grippe-Erkrankungen-aus-216524.html
[4] http://www.google.org/flutrends/us/data.txt
[5] http://www.cdc.gov/
[6] mailto:anw@heise.de