Studie: Handel setzt vermehrt auf digitale Videoüberwachung

Der Handel setzt vermehrt auf Videoüberwachung und ein Großteil der Einzelhändler will künftig mehr in diesem Bereich investieren. Hauptgrund ist die Verhinderung von Ladendiebstählen. Das ergab eine Studie von EHI im Auftrag von Axis.

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Von
  • Robert Höwelkröger

Videoüberwachung wird im Einzelhandel immer bedeutsamer. Das ergab eine Studie des EHI Retail Institute im Auftrag von Axis Communications. Die Akzeptanz dieses oftmals "heiklen" Themas im Retail-Bereich steigt. So wollen in diesem Jahr knapp ein Drittel der Einzelhandelsunternehmen in Deutschland ihre Investitionen in die Videoüberwachung deutlich erhöhen. Als Grund für die zunehmende Verbreitung der Videoüberwachung wird die Technik angesehen, die sich heute dank Digitalisierung und IP-Technologie einfacher verwalten und warten lässt und obendrein deutlich bessere Bilder liefert.

Weiteren Ergebnissen der Studie zu Folge konnte die Anzahl der Ladendiebstähle im deutschen Einzelhandel deutlich verringert werden. Demnach verzeichnete über die Hälfte aller befragten Unternehmen einen Rückgang von Diebstählen. Selbst bei Unternehmen, die bereits seit längerem Kameras in ihren Räumlichkeiten einsetzen, konnte ein Viertel einen Rückgang zwischen elf und 20 Prozent feststellen, während bei acht Prozent die Zahl der Eigentumsdelikte sogar um mehr als die Hälfte zurückging.

Die Akzeptanz für Videoüberwachung im Einzelhandel wächst zunehmend, wie die Studie von EHI belegt.

(Bild: Axis)

90 Prozent der befragten Unternehmen installieren überhaupt nur Videoüberwachungssysteme, um Ladendiebstähle zu verhindern bzw. die Aufklärung solcher Delikte zu beschleunigen. 54 Prozent wollen so zudem die Sicherheit der Angestellten gewährleisten. In wie weit die Überwachung auch zur Kontrolle oder zum Ausspähen der Mitarbeiter genutzt wird, verdeutlicht die Studie nicht.

Obwohl in der Bevölkerung die Skepsis gegenüber Videoüberwachung weiterhin gegenwärtig ist, zeigt die Studie von EHI, dass Einzelhändler dem Thema wesentlich offener gegenüberstehen. 63,2 Prozent der befragten Geschäftsleute gehen positiv mit dem Einsatz von Videokameras zum Ladenschutz um. Befragte Konsumenten haben sich ebenfalls mit den Kameras arrangiert und so sehen nur noch 5,2 Prozent die Videoüberwachung in Geschäften skeptisch, während insgesamt 94,8 Prozent der Technik entweder neutral oder sogar positiv gegenüber stehen. Dies zeigt, dass die Überwachung von Geschäften mit Hilfe von Videokameras mittlerweile in der Gesellschaft auf Akzeptanz stößt.

Die Studie zeigt auf, dass mittlerweile fast vier Fünftel der Umfrageteilnehmer Kameras in ihren Räumlichkeiten nutzt. Davon ist bereits ein Viertel auf IP-Technologie gewechselt. Nur noch 28,2 Prozent der Befragten greift auf rein analoge Überwachungstechnik zurück. Das bedeutet, dass sich derzeit knapp die Hälfte der befragten Unternehmen in einer Übergangsphase zwischen analog und digital befindet und sowohl die alte als auch die neue Technik einsetzt. Das Marktforschungsinstitut IMS Research prognostiziert bis 2016 ein weltweites Wachstum der Umsätze im Bereich digitale Videoüberwachung durchschnittlich um 25 Prozent pro Jahr.

Als wichtigste Gründe für den Umstieg auf die digitale Technologie geben die Befragten den einfachen Fernzugriff per IP-Verbindung, die bessere Bildqualität sowie eine höhere Flexibilität bei der Montage an. Mit Hilfe von HDTV- oder Megapixel-Kameras lassen sich beispielsweise Details in einem Videobild besser darstellen als mit einer traditionellen, analogen Kamera. Darüber hinaus ist es möglich, per Ferngriff Zugang für mehrere autorisierte Benutzer jederzeit und von jedem vernetzten Ort weltweit zu Netzwerk-Kameras und Video-Encoder zu ermöglichen. Auch die Nutzung von mobilen Endgeräten für den Zugriff auf die Systeme ist möglich. Allerdings nutzen erst zehn Prozent der befragten Unternehmen den mobilen Zugriff, obwohl 54 Prozent ihn als sinnvoll erachten.

Video-Hosting von Überwachungsvideos in der Cloud könnte das Thema künftig vorantreiben, da es die Umsetzung vereinfachen soll. Diese Möglichkeiten sind den Anwendern jedoch offensichtlich bislang wenig geläufig. Nur zwei Prozent der Umfrageteilnehmer nutzen derzeit eine Cloud-basierte Lösung. 24 Prozent wussten zum Zeitpunkt der Befragung nicht einmal, dass Cloudlösungen in diesem Bereich existieren.

Im Rahmen der Studie "Video im Einzelhandel – Status quo und Zukunft" verschickte EHI Online-Fragebögen an 208 Händler. Die Rücklaufquote betrug 24 Prozent. Die befragten Einzelhändler zählen zu den umsatzstärksten im Markt und sollen einen repräsentativen Querschnitt vermitteln. So stehen die Umfrageteilnehmer laut den Analysten stellvertretend für mehr als 17.000 Verkaufsstellen und einen Umsatz von mehr als 55 Milliarden Euro. (roh)