Studie: KI-Kamera hilft Medizinern, Medikationsfehler zu vermeiden
KI-Brillen sollen künftig Verwechslung von Medikamenten im Krankenhaus erkennen und verhindern.
Forscher haben zusammen mit Klinikpersonal eine KI-gestützte Kopfkamera getestet, die Medikationsfehler im Klinikalltag erkennen soll. Dazu haben die Wissenschaftler der University of Washington, Carnegie Mellon University und Makerere University einen Deep-Learning-Algorithmus mit Videodaten aus Krankenhäusern und Operationssälen darauf trainiert, die Etiketten auf Spritzen und Fläschchen zu erkennen. Die Anwendung prüft in Echtzeit, ob das Medikament zum Patienten passt. Ist dies nicht der Fall, warnt das System das medizinische Personal akustisch oder visuell vor Fehlern.
In einer knapp zweimonatigen Trainingsphase filmten Kopfkameras die Hände von Ärzten und zertifiziertem Klinikpersonal bei der Verabreichung von Medikamenten im Umfeld von Operationen. "Unsere Algorithmen können Fläschchenvertauschungen in Echtzeit anhand von Videos erkennen, die drahtlos an einen lokalen Edge-Server mit einer Grafikeinheit (GPU) übertragen werden", schreiben die Forscher in ihrer Studie.
Falsche Medikamente in 5 bis 10 Prozent aller Fälle
Falsch verabreichte Medikamente und Spritzen gefährden laut der Forschungsgruppe die Patientensicherheit in Kliniken und Operationssälen am meisten. Dies betrifft rund einen von 20 Patienten. In den USA wird die "Fehlerquote bei der Verabreichung von Medikamenten in Krankenhäusern auf 5 bis 10 Prozent geschätzt", schreiben die Forscher. Sie argumentieren weiter, dass Anästhesiepersonal bereits an das Tragen von Schutzbrillen gewöhnt sei und ein Schritt in Richtung smarter Brillen nur eine geringe Umstellung im Alltag bedeuten würde.
Eine Umfrage unter 109 Anästhesisten ergab, dass eine große Mehrheit bereit wäre, ein solches leichtes und zertifiziertes System zu nutzen, wenn es "nachweislich zu weniger Medikationsfehlern führen würde, das Führen von Krankenblättern erleichtern würde oder wenn es von ihrem Arbeitgeber vorgeschrieben wäre."
In anderen Bereichen der Medizin ist der Einsatz künstlicher Intelligenz längst eingezogen, wie Felix Nensa, Professor für Radiologie an der Uniklinik Essen, im Interview erklärt.
(hoh)