Studie: Knapp die Hälfte der Deutschen ist online

80 Prozent der Offliner plant allerdings nicht, in den kommenden 12 Monaten online zu gehen. Weil das Internet zu einem wichtigen Weg der Wissensvermittlung geworden ist, sehen Medieninstitute einen erheblichen Nachholbedarf.

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Von
  • Oliver Lau

Eine Studie dreier Medieninstitute hat ergeben, dass 46 Prozent der Deutschen online sind. Im internationalen Vergleich liegt Deutschland damit im oberen Mittelfeld. Tendenziell sind Internetnutzer jung, haben einen hohen Bildungsabschluss und leben in Haushalten mit einem vergleichsweise hohen Einkommen.

Der Zugang zum Internet findet nach der Studie überwiegend über ISDN statt, nur selten über das Handy oder via DSL-Anschluss. Pro Tag verbringen die Befragten auf diese Weise rund eine Stunde online, diejenigen mit pauschaler Abrechnung (Flatrate) sogar noch eine Stunde mehr. Diese Zeit geht zu Lasten des Kontakts zu Familien- und Haushaltsmitgliedern. Die mit Freunden oder mit Sport verbrachte Zeit leidet nicht darunter.

Am häufigsten werden E-Mail und Instant Messaging genutzt. Aber auch Nachrichten regionaler, nationaler und internationaler Anbieter werden viel gelesen, und das, obwohl nur jeder Fünfte die Internetinhalte in ihrer Gesamtheit für glaubwürdig hält. Sicherheitsbedenken halten viele Onliner von Einkäufen im Internet ab. Trotzdem haben 46 Prozent von ihnen bereits dort eingekauft. Die Häufigkeit steigt mit der Internet-Erfahrung.

Die meisten Befragten fühlt sich im Internet nicht sicher und sieht Datenschutz und Privatsphäre gefährdet. Weniger Sorge machen sie sich allerdings am Arbeitsplatz: 37 Prozent der Befragten surfen dort zu privaten Zwecken, 60 Prozent schreiben private E-Mails -- und fühlen sich dabei vom Arbeitgeber nicht beobachtet oder schlecht kontrolliert. 65 Prozent der Befragten sind sogar der Meinung, dass die Produktivität darunter nicht leidet.

Wer das Internet nutzt, teilt seine Freizeit anders auf. Zu den klassischen Medien wird das Internet also komplementär genutzt. Besonders der Fernsehkonsum verringert sich bei den Onlinern. Auf die Lektüre von Büchern, Zeitungen und Zeitschriften hat das Internet keinen signifikanten Einfluss.

Beunruhigend sei allerdings, dass 80 Prozent der Offliner nicht plant, in den kommenden 12 Monaten online zu gehen, heißt es in der Studie. Weil das Internet zu einem wichtigen Weg der Wissensvermittlung geworden ist, sehen die Medieninstitute hier ein erheblichen Nachholbedarf und haben einen 10-Punkte-Katalog mit Empfehlungen zur Internet-Entwicklung und digitalen Integration herausgegeben, der der Studie beigefügt ist.

Die Studie wurde in Zusammenarbeit der Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen (LfM), des Europäischen Zentrums für Medienkompetenz GmbH (ecmc) und dem Europäischen Medieninstitut (EIM) erstellt. Dazu wurden 3004 Deutsche zwischen 14 und 75 Jahren telefonisch befragt. Die Befragung wurde am 20. 4. 2002 abgeschlossen. Ziel der Studie war es, Erkenntnisse über der Einfluss der Nutzung beziehungsweise Nichtnutzung des Internets auf Medienpolitik und Gesellschaft zu gewinnen. (ola)