Studie: Männer akzeptieren Pflegeroboter eher als Frauen

Eine ĂĽberalterte Gesellschaft bekommt auch Probleme, genĂĽgend Pflegerinnen und Pfleger fĂĽr Ă„ltere zu finden. Wie gut werden Roboter fĂĽr die Pflege akzeptiert?

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Roboter verbindet Arm von Mensch.

(Bild: Shutterstock/Miriam Doerr, Martin Frommherz)

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Ein Forschungsteam der University of Oxford und der University of Melbourne haben gezeigt, dass Männer eher bereit sind, sich im Alter bei Gebrechlichkeit von einem Roboter pflegen zu lassen als Frauen. Die Studie wurde in 28 europäischen Ländern durchgeführt.

Die Studie "Silicon caregivers: a multilevel analysis of European perspectives on robotic technologies for elderly care", die in Community, Work & Family erschienen ist, untersuchte im Wesentlichen drei Fragen: Sind Frauen eher bereit als Männer sich im Alter von Roboter pflegen zu lassen? Sind diejenigen, die unter größerem Zeitdruck stehen und höhere Opportunitätskosten haben, eher bereit, Pflege durch Technik zu erhalten? Beeinflussen Faktoren auf der Makroebene die individuelle Einstellung zur Roboterpflege?

Die Wissenschaftler befragten dazu Menschen aus insgesamt 28 europäischen Ländern. Dabei berücksichtigten sie lokale Faktoren wie etwa das Bruttoinlandsprodukt, die Erwerbsquote von Frauen und die Ausgaben für die Altenpflege. Zunächst stellten die Forscher fest, dass sich die Pflegebedürfnisse hinsichtlich der Anwendung von Technik deutlich unterscheidet. Dies hängt von dem lokalen Kontext sowie persönlichen Faktoren ab und beeinflusst dadurch auch die Einstellung zur Pflege durch Roboter.

Grundsätzlich zeigen Menschen nur sehr wenig Begeisterung, von einem Roboter gepflegt zu werden. Dabei zeigte sich allerdings, dass Männer pflegenden Robotern offener gegenüber eingestellt sind als Frauen. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass die Menschen selbst alt und gebrechlich und nicht mehr in der Lage sind, selbst im Alltag zurechtzukommen.

Die Einstellung zu pflegenden Robotern hängt jedoch auch vom Bildungsgrad ab. Männer und Frauen mit höherem Bildungsgrad befürworteten eher den Einsatz von Robotern zur eigenen Pflege als Menschen mit geringerer Bildung. Ähnliches traf auch auf Menschen zu, die in einer Führungsposition, in Fachberufen und in einem festen Angestelltenverhältnis arbeiteten. Auch jüngere Menschen und Personen, die bereits Erfahrungen im beruflichen oder häuslichen Umfeld mit Robotern gesammelt haben, sind ihnen als Pflegehelfer eher zugeneigt. Die Akzeptanz steigt auch in Gemeinden, in denen eine hohe Frauenerwerbsquote besteht und niedrige Ausgaben für die Erwachsenenpflege bestehen.

"Umgekehrt stellen wir fest, dass die Menschen, die mehr in die Altenpflege investieren, sich im Durchschnitt weniger wohl dabei fühlen, sich auf Roboter im Haushalt zu verlassen, um gebrechliche und ältere Menschen zu pflegen", sagt Professorin Leah Ruppanner der University of Melbourne und Mitautorin der Studie.

Es sei daher wichtig, dass politische Entscheidungsträger die Opportunitätskosten von Techniken in der Erwachsenenpflege im Vergleich zu menschlicher Pflege berücksichtigen und abwägen.

"Wenn solche digitalen Pflegetechnologien eingeführt werden, müssen wir unbedingt darüber nachdenken, wie die Pflegetechniken für Erwachsene so integriert werden können, dass die Fähigkeit des menschlichen Pflegepersonals, die Verbindung mit den zu Pflegenden aufrechtzuerhalten, erhalten bleibt und im Idealfall sogar verstärkt wird", mahnt Professorin Ekaterina Hertog, Hauptautorin der Studie.

Technische Lösungen für die Pflege werden zunehmen, je stärker eine Bevölkerung altert, die Erwerbsbeteiligung von Frauen ansteigt und sich die Technik verbessert. Ungeklärt sind jedoch noch die Fragen, wie wohl sich Menschen dabei fühlen, von Robotern gepflegt zu werden und was ihre Präferenzen beeinflussen könnte.

(olb)