Studie: Sprachassistenten können Entwicklung von Kindern negativ beeinflussen

Cambridge-Wissenschaftler sehen, dass Sprachassistenten bei Kindern negative Auswirkungen auf Sprache, Mitgefühl und kritisches Denken haben können.

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(Bild: Shutterstock.com/Yasin Hasan)

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Die Verbreitung von Sprachassistenten und deren Nutzung kann nach Forschungsergebnissen eines britischen Wissenschaftsteams der University of Cambridge die soziale und kognitive Entwicklung von Kindern negativ beeinflussen. Das in "Archives of Disease in Childhood" am Dienstag veröffentlichte wissenschaftliche Paper zeigt auf, dass die Nutzung von Amazons Alexa, Google Home und Apples Siri langfristige Auswirkungen auf Sprache, Einfühlungsvermögen, Mitgefühl und kritisches Denken haben kann.

Nach Angaben des Wissenschaftsteams in "Effects of smart voice control devices on children: current challenges and future perspectives" würden Kindern Sprachassistenten menschliche Eigenschaften und Verhaltensweisen zuordnen. Kinder ahmen die Geräte dann nach und übernehmen dabei auch deren Unzulänglichkeiten in der Sprache wie etwa einen monotonen Tonfall ohne Intonation und in einer gleichbleibenden Lautstärke.

Zudem müssen die Kinder die Sprachassistenten nicht um etwas bitten, sondern können ihnen reine Befehle erteilen. Ein Dankeschön für eine Antwort sei nicht notwendig. Soziale Umgangsformen, wie sie zwischen Menschen üblich sind, treten dadurch in den Hintergrund. So würden Kinder beispielsweise auch gegenüber Menschen unhöfliche Verhaltensweisen an den Tag legen. Auch lernen die Kinder nicht mehr, komplexere Fragen zu stellen. Diese seien für die Sprachassistenten einfach aufgebaut, damit die Geräte sie verstehen. Dabei kämen die Fragen "immer in Form einer Aufforderung", sagt Anmol Arora, einer der Mitautoren der Studie.

Für das Erlernen sozialer Interaktion seien die Sprachassistenten nicht geeignet, denn es fehlt die nonverbale Kommunikation, schreibt das Forschungsteam. Kinder erhalten bei einer Kommunikation vielfältiges konstruktives Feedback, wenn sie sich etwa falsch verhalten. Sprachassistenten können auf solches Verhalten nicht zielgerichtet reagieren.

Amazon hat bereits die "Magic Word"-Funktion in der Kids Edition seines Echo Dot eingebaut. Alexa honoriert dann höfliche Umgangsformen in der Kommunikation. Auch das sehen die Wissenschaftler aber kritisch.

Wenn Kindern anderen Menschen Fragen stellen, finde in einem Gespräch ein Austausch statt. Dadurch lernen Kinder etwa, wie das Gegenüber nachfragt, wenn mehr Informationen zur Frage benötigt werden. In dem Gespräch könne auch die Argumentation von Kindern überprüft werden. Den Prozess der Informationssuche vermitteln Sprachassistenten nicht. Sie geben lediglich knappe und sehr spezifische Antworten. Für Kinder sei nicht nachvollziehbar, wie und woher die Sprachassistenten diese Informationen haben. Entsprechend fehle eine Lernerfahrung, die bei Kindern das kritische Denken und logisches Schlussfolgern fördert.

Die Forscher räumen jedoch ein, dass Sprachassistenten auch positive Auswirkungen wie etwa zur schnellen Informationsbeschaffung haben. Auch können sie einsamen Erwachsenen ein sozialer Begleiter sein. Das Wissenschaftsteam sieht noch weiteren Forschungsbedarf, was mögliche langfristige Auswirkungen der Sprachassistenten auf Kinder betrifft.

(olb)