Studie: Verschwörungsglaube macht Menschen eher zu Windkraftgegnern

Forschende konnten zeigen, dass Verschwörungstheorien stärker wirken als demografische Faktoren wie Alter, Bildungsgrad oder die politische Orientierung.

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(Bild: sineyyo/Shutterstock.com)

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Der Glaube an Verschwörungstheorien spielt eine entscheidende Rolle bei der Ablehnung von Windrädern. Das haben Forschende des Leibniz-Instituts für Wissensmedien (IWM) in Tübingen in Zusammenarbeit mit der University of Queensland (Australien) herausgefunden. Hierfür wurde eine repräsentative Umfrage in der deutschen Bevölkerung mit über 2000 Teilnehmenden durchgeführt.

Teilnehmende wurden gebeten, sich vorzustellen, wie sie in einem Referendum über den Bau von Windrädern in ihrem Wohnort abstimmen würden. "Verschwörungsglaube hatte hier einen weitaus größeren Einfluss als demografische Faktoren wie Alter, Bildungsgrad oder die politische Orientierung", fasst Projektleiter Winter die Studienergebnisse zusammen.

Falschinformationen und Verschwörungstheorien über Windräder seien in sozialen Medien weitverbreitet – beispielsweise über scheinbare negative gesundheitliche Folgen. Welche Mythen besonders häufig gegen die Windkraft bemüht werden, hat auch heise online kürzlich zusammengefasst: So gibt es etwa kursierende Falschaussagen zum Infraschall im Zusammenhang mit Windkraftanlagen, zum Vogelschlag oder auch zu einer negativen Beeinflussung des Klimas vor Ort (Verursachung von Dürren).

Wie die Leibniz-Gemeinschaft erklärt, hätten auch schon frühere Forschungsarbeiten gezeigt, dass der Verschwörungsglaube mit einem erhöhten Misstrauen gegenüber Autoritäten und Institutionen einhergeht – also den Akteurinnen und Akteuren, die den Ausbau der Windenergie vorantreiben. Hierdurch komme auch die Bereitstellung von Informationen an ihre Grenzen.

Zwar hätte sich in acht Studien der Forschenden mit über 4000 Teilnehmenden herausgestellt, dass sich das Bereitstellen von Informationen über den Nutzen der Windräder positiv auf die Zustimmung auswirkte – auch bei Menschen, die eine Neigung zum Glauben an Verschwörungstheorien aufweisen. Allerdings fiel diese positive Wirkung der Kommunikation deutlich geringer aus, wenn Menschen an eine konkrete Verschwörungstheorie rund um das Referendum glaubten oder ihnen gleichzeitig negative Informationen über die Windräder präsentiert wurden.

"Unter realistischen Bedingungen scheint es also schwierig zu sein, nur mit Informationen gegen den Verschwörungsglauben anzukommen", resümiert Winter. Daher könne es ratsam sein, auf präventive Maßnahmen wie hohe Transparenz und frühe Kommunikation zu setzen, die verhindern, dass Verschwörungstheorien und Falschinformationen überhaupt erst ihre Wirkung entfalten.

Die Studie wurde am 12. Dezember 2022 im Nature-Energy-Magazin veröffentlicht.

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(kbe)