Studie schätzt "Piraterieschäden" für US-Filmstudios auf 6,1 Milliarden US-Dollar
Hollywoods Filmstudios sind sich nicht darüber einig, ob eine neue Studie über die wirtschaftlichen Auswirkungen von "Piraterie" veröffentlicht werden soll.
Eine vom Interessenverband der US-Filmindustrie MPAA vor zwei Jahren bei der Beratungsfirma LEK Consulting in Auftrag gegebene Studie hat ergeben, dass Hollywoods Filmstudios jährlich 6,1 Milliarden US-Dollar Umsatz durch "Piraterie" durch die Lappen gehen. Die seit einem Jahr vorliegende, 3 Millionen US-Dollar teure Studie wurde aber laut Wall Street Journal noch nicht komplett veröffentlicht. Die aktuellen Schadensschätzungen liegen um 75 Prozent über den bisherigen Annahmen – nun seien sich die Firmen nicht über die möglichen Konsequenzen einer Veröffentlichung einig. Während einige Filmstudios befürworten, nicht zuletzt den Gesetzgebern das "wahre Ausmaß" der Piraterie vor Augen zu führen, fürchten andere um die Gunst der Investoren. Auch zeigten die Zahlen möglicherweise die Vergeblichkeit bisheriger Bemühungen auf, die Verbreitung illegaler Filmkopien zu unterbinden.
"Eine derart große Studie braucht ihre Zeit, bevor sie veröffentlicht werden kann", habe eine MPAA-Sprecherin gegenüber der Zeitung gesagt und nur wenige Informationen preisgegeben. Nach diesen haben sich im Jahr 2005 für die MPAA-Mitglieder schätzungsweise 1,3 Milliarden US-Dollar Umsatzeinbußen allein in den USA ergeben. Auf dem zweiten Platz steht demnach Mexiko mit 483 Millionen US-Dollar, gefolgt von Russland, Spanien und China mit jeweils etwa 250 Millionen US-Dollar.
Der Rückgang der durch "Piraterie" bedingten Umsatzverluste in China, für die zuvor für 2004 rund 280 Millionen US-Dollar veranschlagt wurden, sei auf eine neue Berechnungsmethode zurückzuführen, bei denen erstmals auch telefonische und Befragungen übers Internet einflossen. Neuerdings würden auch Verluste berücksichtigt, die auf die Nutzung des Internet als Vertriebsweg für illegale Kopien zurückgehen. Daher wurden diesmal nicht mehr DVD-Schwarzkopien rundweg mit einem Umsatzverlust gleichgesetzt, sondern es wurden im Rahmen der Studie Verbraucher gefragt, ob sie sich einen Film regulär gekauft oder im Kino gesehen hätten, wenn sie ihn nicht billiger bekommen hätten.
Die Studie birgt noch weitere Überraschungen: So sei ersichtlich geworden, dass sich die Verbreitung von "Raubkopien" nicht hauptsächlich durch einen Schwund an den Kinokassen bemerkbar mache, sondern vor allem den DVD-Markt treffe, auf dem derzeit die Hoffnungen der Filmindustrie ruhen. Auch trügen nach dieser Studie nicht mehr wie zuvor Kinder und Jugendliche die Hauptschuld an der "Piraterie". In Japan seien beispielsweis 50 Prozent der Umsatzeinbußen auf die Aktivitäten von 25- bis 39-Jährigen zurückzuführen. (anw)