Suns Java-Erfinder dämpft die Erwartungen an Zusammenarbeit mit Microsoft

James Gosling hat auf einer Entwicklerkonferenz in Sydney Einblicke in die Kooperation mit den Redmondern gegeben.

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Der Java-Erfinder James Gosling hat auf einer Entwicklerkonferenz in Sydney Stellung zur Kooperation zwischen Microsoft und Sun bezogen. Der im April 2004 verkündeten Einigung zwischen beiden Unternehmen komme inzwischen zumindest teilweise nicht mehr die Bedeutung zu, die sie vor einem Jahr noch gehabt haben mag. Die Auflagen der EU-Kommission, Microsoft müsse allgemein Unternehmen Schnittstellenspezifikationen offen legen, entspreche einem Teil der Absprachen zwischen den Redmondern und Sun.

Microsoft und Sun hatten im April 2004 beschlossen, alle juristischen Streitigkeiten beizulegen und zu kooperieren, damit ihre Produkte besser harmonieren. Außerdem zahlten die Redmonder knapp 2 Milliarden US-Dollar in die Sun-Kasse. Kurz nach der Einigung hatte Gosling die Einigung noch als großen Erfolg bezeichnet und Java- wie Open-Source-Befürworter beschwichtigt.

"Durch das Abkommen hatten wir die Möglichkeit, ihre proprietären Spezifikationen zu nutzen und auf dieser Basis unser eigenes Zeug zu basteln", schildert Gosling. "Microsoft gab uns den Zugriff auf tiefe, dunkle Geheimnisse, wie das Dateisystem funktioniert, aber wir dürfen sie nicht veröffentlichen und Mitglied des Samba-Projekts werden. Wenn wir dies täten, würde Microsoft auf uns schießen oder, schlimmer noch, uns seine Anwälte schicken." Die Free Software Foundation hat kürzlich die EU-Kommission darauf hingewiesen, dass die von Microsoft im Rahmen der EU-Auflagen vorgelegte Lizenz (Work Group Server Protocol Program License Agreement for Development and Product Distribution) beispielsweise nicht mit dem Open-Source-Projekt Samba vereinbar sei.

Vor kurzem habe Microsoft seine Spezifikationen für das Office-Dateiformat zur Verfügung gestellt, dabei sei für Open-Source-Entwickler besonders interessant, wie Microsoft seine Formate geschlossen halte. Dadurch habe sich endlich eine legitime Möglichkeit aufgetan, OpenOffice interoperabel zu machen, sieht Gosling aber auch positive Aspekte der Zusammenarbeit mit Microsoft. Bislang sei das nur durch Nachbau möglich gewesen. In den USA sei aber das Reverse Engineering einiger Digital-Rights-Management-Software durch den Digital Millennium Copyright Act nicht legal.

Unternehmen wie Microsoft hätten DRM-Technik in alles mögliche gesteckt, auch in solche Produkte, in denen sie niemand vermuten würde -- wie zum Beispiel Dokumentenformate -- und wo es eigentlich auch nicht sinnvoll sei, erläutert Gosling. Auf diese Weise falle auch das Office-Dokumentenformat unter die für DRM geltenden Regeln des DMCA. (anw)