Surf-Süchtige suchen Sex

Im Cyberspace dürfen gehemmte Zeitgenossen endlich einmal aus ihrer Haut schlüpfen: der Zurückhaltende kann aus sich heraus kommen, dem oder der Prüden fällt es leichter, in Chat-Rooms und Newsgroups heimlich gehegte erotische Phantasien ans Licht zu kehr

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Von
  • Frank Möcke

Im Cyberspace dürfen gehemmte Zeitgenossen endlich einmal aus ihrer Haut schlüpfen: der Zurückhaltende kann aus sich heraus kommen, dem oder der Prüden fällt es leichter, in Chat-Rooms und Newsgroups heimlich gehegte erotische Phantasien ans Licht zu kehren. Mauerblümchen strömen nur so vor Kontaktfreude.

Internet-Süchtige, so die US-Psychologin Kimberly S. Young (http://www1.pitt.edu./~ksy/) in einer Studie, die sie im Vorfeld der 105. Tagung der Amerikanischen Psychologenvereinigung in Chicago vorlegte, trieben sich nicht stundenlang im Netz herum, um Informationen aufzustöbern, sondern um soziale Anerkennung zu erhalten und erotische Phantasien ausleben zu können. Diese Art von "Cybersex" komme den sonst eher gehemmt agierenden Personen sehr entgegen.

Knapp 400 Fragebogen hat die Wissenschaftlerin im Zuge ihrer Untersuchung ausgewertet. Die meisten hatten zu Hause Schaffende und Studenten ausgefüllt, Frauen befanden sich in der Überzahl.

Kimberly Young war bereits im letzten Jahr in die Schlagzeilen geraten, als sie anhand von Untersuchungen zu belegen versuchte, daß ähnlich den Drogen- und Alkoholsüchtigen sich sogenannte "Webaholics" entwickelten. Diese Gruppe zeichne sich durch besonders lange Verweilzeiten im Web aus. Sie bliebe knapp 40 Stunden wöchentlich online -- gegenüber 15 Stunden, die in einer "normalen" Kontrollgruppe üblich gewesen seien. Jetzt hat Young herausgefunden, was es ist, das die Webaholics im prüden Amerika ins Netz treibt.

Ein Kollege hält ihre Folgerungen für überzogen. Schließlich, so der Psychologe, könne man bei allem, was Spaß macht, auf Leute treffen, die davon süchtig werden. (fm)