Swisscom plant Übernahme von Vodafone Italia
Der Schweizer Telco Swisscom steht in Übernahmeverhandlungen mit Vodafone Italia, bestätigte das Unternehmen jetzt.
Bereits seit Wochen war es als Gerücht immer wieder mal ein Thema in den Medien: Swisscom habe Pläne zur Übernahme von Vodafone Italia. Am Mittwoch bestätigte der größte Schweizer Telecomkonzern die Medienspekulationen in einer Ad-hoc-Mitteilung: Ja, Swisscom führe exklusive Verhandlungen mit der Vodafone Group betreffend einer Komplettübernahme von Vodafone Italia S.p.A.
Während die genauen Bedingungen der Transaktion laut Swisscom noch zu verhandeln seien, ist bereits klar: 8 Milliarden Euro in Cash plant der Konzern für die Übernahme hinzublättern. Über diesen Kaufpreis sei man sich mit Vodafone bereits "vorläufig" einig, so Swisscom. Man beabsichtige, Vodafone Italia mit der Mailänder Swisscom-Tochter Fastweb zu fusionieren, schreibt der Schweizer Telco. Dadurch würde der zweitgrößte Telecomanbieter Italiens hinter dem Marktführer TIM (Telecom Italia Mobile) entstehen. Das fusionierte Unternehmen hätte einen Umsatz von etwa 7 Milliarden Euro und würde 8000 Mitarbeitende beschäftigen. Swisscom selbst erwirtschaftete 2023 einen Umsatz von gut 11 Milliarden Franken (11,63 Mrd. Euro).
Der Vertrag sei allerdings noch nicht unterschrieben, betont Swisscom. Man befinde sich aber in weit fortgeschrittenen Verhandlungen. Die Übernahme sei laut Insiderberichten noch für dieses Jahr geplant.
In Bern sind einige nicht begeistert
Obwohl Swisscom, die zu 51 Prozent im Besitz der Eidgenossenschaft ist und in der Mitteilung erklärt wird, dass die Transaktion ein wichtiger Schritt wäre, um "die strategischen Ziele des Bundesrats weiterhin vollständig zu erreichen", ist man, soweit ersichtlich, am Regierungssitz in Bern nicht wirklich begeistert.
Der zuständige Leiter des Umwelt-, Verkehrs- und Kommunikations-Departements, Bundesrat Albert Rösti (SVP), ließ von seiner Sprecherin ausrichten, dass sich die Regierung mit dem Thema befasst habe. Aber: "Aufgrund der laufenden Verhandlungen und der börsenrechtlichen Bestimmungen äußert sich der Bundesrat nicht weiter."
Röstis Partei, die SVP, ist wiederum gegenüber einer Übernahme sehr kritisch eingestellt. So sagte es etwa der Vizepräsident der Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen (KVF) des Nationalrats, Thomas Hurter (SVP) laut Medienberichten. Frühere Auslandsgeschäfte und Zukäufe der Swisscom hätten Verluste eingebracht, so Hurter. In Italien ist die Swisscom mit Fastweb schon seit 17 Jahren im Markt. Fastweb schreibt heute Gewinn, doch im Jahr 2011 musste Swisscom dort 1,3 Milliarden Euro abschreiben. 2007 hatte Swisscom die Mehrheit an Italiens Breitband-Provider für fast 7 Milliarden Franken (damals circa 4 Milliarden Euro) übernommen.
Wie es jetzt weitergeht
Auf alle Fälle muss sich die Swisscom-Leitung in Bern nun vor vier verschiedenen parlamentarischen Kommissionen erklären. Laut Tamedia sagte etwa auch Marianne Maret (Mitte), Präsidentin der KVF des Ständerats: "Ich bin erstaunt und auch ein bisschen besorgt, denn der Betrag ist beängstigend hoch." Sie lud Swisscom ein, an der nächsten Sitzung am 11. April ihre Strategie darzulegen.
Ganz so einfach wird das politische Bern den Übernahmedeal der Swisscom nicht passieren lassen. Das Gros der politischen Parteien in der Schweiz zeigt sich jedoch der Vodafone-Übernahme in Italien gegenüber relativ offen. Allerdings entfacht die Nachricht über den Deal alte Privatisierungsdiskussionen. Der leicht schwächelnde britische Vodafone-Konzern klammert sich offenbar nicht an seine italienische Tochter. Bereits seit Längerem führt der Konzern anscheinend Verkaufsgespräche. Die Fusion mit dem französischen Konkurrenten Iliad in Italien wurde wohl wegen unterschiedlicher Preisvorstellungen unlängst ausgeschlagen.
(mki)