Swisscom startet WiMax-Netz in der Schweiz vorerst nicht

Der Schweizer Telekommunikationskonzern schafft die Vorgaben nicht und muss um Fristverlängerung nachsuchen.

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Von
  • Tom Sperlich

Nun ist es definitiv: So schnell wird es nichts mit dem geplanten Aufbau eines Swisscom WiMax-Netzes in der Schweiz. Der Schweizer Telekommunikationskonzern hatte im Sommer 2006 für 6,1 Millionen Franken (damals rund 3,8 Millionen Euro) eine Konzession für die drahtlose Breitbandtechnologie BWA (Broadband Wireless Access) ersteigert, die quasi synonym mit WiMax (Worldwide Interoperability for Microwave Access) ist.

Die Nutzungsrechte für den Frequenzbereich von 3,41 bis 3,6 GHz Ende 2016 sehen vor, dass der kommerzielle Betrieb bis Ende 2007 aufzunehmen ist. Außerdem gibt die vom Bundesamt für Kommunikation (Bakom) erteilte Konzession vor, dass Swisscom ab Ende 2009 mindestens 120 Sende-/Empfangsstationen in der Schweiz betreiben müsste. Nun reichte der Konzern, so wurde bereits vor den Feiertagen bekannt, ein Schreiben bei der Bakom ein, mit der Bitte um eine Fristverlängerung.

Swisscom Mobile hätte alles unternommen, um den Konzessionsverpflichtungen nachzukommen, bestätigte Firmensprecher Josef Frey die Medienberichte heute gegenüber heise online. "Aus Gründen, die nicht im Einflussbereich des Unternehmens liegen, können die in der Konzession geforderten Versorgungsauflagen aber nicht erfüllt werden", sagte er. Hauptgrund sei "vor allem ein ausgebliebener Technologieschub", der "frühestens Anfang 2009 erfolgen wird". "Die Technik ist noch nicht ausgereift und bislang gibt es noch keine tauglichen Endgeräte", betonte Frey.

Eine Sprecherin des Bakom bestätigte, den Eingang des Swisscom-Schreibens, wollte aber zum Stand des Verfahrens keine Angaben machen. In der Konzession vorgesehen ist zwar, dass ein Unternehmen, das die Bedingungen einer Konzession nicht erfüllt, ein Gesuch zur Änderung dieser Bedingungen einreichen kann. Das Bakom könnte aber auch wegen eines Verstoßes gegen die Bedingungen ein Verfahren eröffnen.

Mit BWA plant die Swisscom die verbleibenden zwei Prozent Schweizer Haushalte an eine Breitbandversorgung anzuschließen, die nicht per xDSL versorgt werden können. Zu einer hundertprozentigen Versorgung der Bevölkerung mit Breitbanddiensten ist die Swisscom faktisch verpflichtet, denn dies wurde ihr als einzigem Konzessionär für eine landesweite Telekommunikations-Grundversorgung von der Schweizer Regierung – weltweit einmalig – in das Pflichtenheft geschrieben. Das Schweizer Volk, die Eidgenossenschaft, ist nach wie vor ihr Hauptanteilseigner.

Anfang August 2007 hatte die Swisscom einen WiMAX-Pilotversuch in der Gemeinde Boltigen (Kanton Bern) abbrechen müssen. Das Verwaltungsgericht des Kantons Bern gab damals einer Beschwerde von Gigaherz, der schweizerischen Interessengemeinschaft Elektrosmog-Betroffener recht. Vorgesehen war ursprünglich, dass der Feldversuch bis Ende diese Jahres andauert. Die Zukunftsaktivitäten mit der WiMax-Technologie liess Firmensprecher Josef Frey gegenüber heise online schon damals offen. Doch hieß es damals, die Testergebnisse seien positiv zu werten. Doch inzwischen gibt die Swisscom auch zu, dass der Test gezeigt habe, dass der Aufbau eines WiMax-Netzes teurer werden würde als zunächst angenommen.

Eine weitere WiMax-Lizenz erhielt im Mai diesen Jahres die Kölner Firma Inquam Broadband GmbH, die bis spätestens 30. September 2008 den kommerziellen Betrieb aufnehmen muss und bis September 2010 mindestens 120 Sende- und Empfangseinheiten zu betreiben hat.

Eine weitere bislang ungenutzte BWA-Konzession auf WLL-Basis (Wireless Local Loop) hält der Triple-Play-Anbieter Cablecom. Diese läuft nach Bakom-Angaben aber 2010 aus. (Tom Sperlich) (as)