Switch-Emulator Yuzu: Nach Nintendo-Klage ist Schluss

Das ging schnell: Nach einer Copyright-Klage von Nintendo streicht Yuzu die Segel und zahlt. Ein Präzedenzfall für Emulatoren ist das dennoch nicht.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 20 Kommentare lesen
Los,Angeles,-,June,12:,Giant,Super,Mario,Statue,And

(Bild: Barone Firenze/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Nach einer Urheberrechtsklage der US-Tochter von Nintendo hat Entwickler Tropical Haze den Switch-Emulator Yuzu sowie den 3DS-Emulator Citra aus dem Verkehr gezogen. Tropical Haze hat Yuzus Code-Repositories von Github entfernt und die Website geschlossen. In einer außergerichtlichen Einigung verpflichtet sich das Unternehmen darüber hinaus, Nintendo Schadensersatz in Höhe von 2,4 Millionen US-Dollar (2,2 Millionen Euro) zu leisten.

Das geht aus einer außergerichtlichen Einigung hervor, die die Kontrahenten beim US-Bundesgericht für Rhode Island eingereicht haben. Daran erklärt sich Tropical Haze zudem bereit, die von Nintendo geforderte Unterlassungserklärung für den weiteren Vertrieb von Yuzu sowie ein Schuldanerkenntnis abzugeben. Das Gericht muss der Einigung, von der auch der 3DS-Emulator Citra betroffen ist, noch formal zustimmen und eine Verfügung aussprechen (Case No. 1:24-CV-00082-JJM, US District Court Rhode Island).

"Yuzu und das Team waren immer gegen Piraterie", steht jetzt auf der Website des Emulators. "Wir haben dieses Projekt in gutem Glauben begonnen, aus Liebe zu Nintendo, seinen Konsolen und Spielen, und wir wollen keinen Schaden anrichten. Aber nun sehen wir, dass es zu umfassender Piraterie gekommen ist, weil man mit unseren Projekten technische Schutzmaßnahmen von Nintendo umgehen kann und Nutzer Spiele ohne autorisierte Hardware spielen können." Bei der Formulierung dürften Nintendos Anwälte geholfen haben.

Nintendo USA hatte in der vergangenen Woche seine Klage gegen Tropical Haze eingereicht. Der Emulator ermögliche Dritten, die für die Switch erhältliche Software unter Umgehung von Sicherheitsfunktionen zu spielen und sei damit sekundär haftbar für Urheberrechtsverletzungen, argumentiert das Unternehmen und fordert Unterlassung und Schadensersatz.

Der 2018 erstmals vorgestellte und als Open Source angebotene Yuzu emuliert zwar die Hardware der Switch, enthält aber weder die Firmware noch die krpytographischen Schlüssel. In der Theorie muss man Firmware und Schlüssel mit einem Jailbreak aus der eigenen Konsole und den Spielen extrahieren. In der Praxis sind diese Daten auch leicht im Netz verfügbar.

Ein Emulator, der ohne geschützte Firmware und kryptographische Schlüssel angeboten wird, gilt im US-Recht bisher als legal. Auch der Download einer Firmware aus dem Netz ist in den USA legal, solange man selbst auch die entsprechende Hardware besitzt. Das gilt auch für Spiele-ROMs. Die rechtliche Grundlage dafür bilden allerdings ältere Fälle aus den 1990er- und Nullerjahren.

Nintendo hat in seiner Klage auch nicht den Emulator selbst angegriffen, sondern argumentiert in Richtung dessen, was wir in Deutschland Störerhaftung nennen: Yuzu ermögliche "Piraterie von kolossalem Ausmaß" – und das wissentlich.

Das Risiko eines langen Rechtsstreits mit möglicherweise sehr teurem Ausgang wollte Tropical Haze offenbar nicht eingehen. Auch wenn letztlich ein Gericht die Einigung absegnen und anordnen muss, hat sie keine unmittelbaren Auswirkungen auf die Rechtslage.

Es ist nicht der erste Schlag, den Nintendo gegen Emulatoren oder Hacking-Tools geführt hat. Im vergangenen Jahr war der Spiele-Riese gegen die Verbreitung verschiedenere Tools auf Github vorgegangen. Zudem hatte Nintendo die Veröffentlichung des Emulators Dolphin auf Steam verhindert.

(vbr)