The Photographer’s Ephemeris (TPE): Bergfotos professionell planen

Eines der Hauptprobleme in der Bergfotografie ist es, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Mit der App "The Photographer’s Ephemeris" (TPE) und einem zuverlässigen Wetterbericht kann man sein Glück selbst in die Hand nehmen und gute Fotogelegenheiten präzise planen.

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Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Hans Sterr
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Gute Bergfotos entstehen selten per Zufall. Natürlich hilft manchmal der Fotografendusel mit, und wer viel unterwegs ist, kann mehr Zufallstreffer landen als derjenige, der nur von Zeit zu Zeit in die Berge geht. Die beste Fotoausbeute wird allerdings immer der Fotograf erzielen, der seine Ausflüge im Vorfeld sorgfältig plant. Hierfür braucht man eigentlich nur zwei Dinge: Einen aktuellen Wetterbericht und die richtige Smartphone-App. Eine sehr beliebte App für Landschaftsfotografen ist The Photographer’s Ephemeris (TPE).

Die Ephemeris ist der Positionswert sich bewegender astronomischer Objekte – der Software-Name beschreibt schon sehr gut die damit lösbaren Probleme. TPE hilft bei der Planung in der Outdoor-Fotografie, insbesondere bei Natur- und Landschaftsaufnahmen. TPE ist verfügbar als kostenlose Desktop-Version oder als kostenpflichtige App für iOS (9 Euro) und Android (5,50 Euro). TPE steht nur in Englisch zur Verfügung, ist aber nach kurzer Einarbeitung selbsterklärend.

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Die App nutzt zur Geländedarstellung verschiedene Kartenmodelle, eine Satellitenansicht sowie eine Hybriddarstellung. TPE berechnet den Sonnen- und Mondverlauf, aber nicht nur in einer trivialen Zeitangabe. Mit Hilfe des Tools lässt sich für jeden Punkt der geografisch vermessenen Welt auch feststellen, wie der Lichteinfall sein wird und ob und wann Licht überhaupt einen bestimmten Punkt erreichen wird. Man kann damit also auch berechnen, ob und wann beispielsweise ein Bergsee oder eine Felswand im Schatten liegen wird. Es lässt sich auch feststellen, ob man an dem gewählten Aufnahmestandpunkt Sonne oder Mond überhaupt mit ins Bild bekommen wird, oder ob ein Berg die Sicht versperrt.

Mit TPE kann ich also nicht nur feststellen, ob der gewünschte Lichteffekt an einem Standort überhaupt auftreten wird, sondern auch, wo man andernfalls sein muss, um den Effekt zu sehen. Die Position von Sonne und Mond wird nämlich nicht nur absolut angegeben, sondern auch in Relation zum eigenen Standort. Und obendrein berechnet die Software, ab wann man an dem bestimmten Platz sein muss, um das gewünschte spektakuläre Foto zu schießen.

An einem Beispiel will ich die Hilfe durch TPE deutlich machen: Für ein besonderes Foto nehme ich mir vor, einen der berühmtesten Berge, das Matterhorn, zu fotografieren. Und zwar genau dann, wenn der Vollmond exakt auf der Spitze des Berges ruht. Doch damit nicht genug: Ich möchte das Ganze auch noch so aufnehmen, dass sich dieses Motiv außerdem im Stellisee spiegelt, der östlich oberhalb Zermatt liegt.

In TPE legt man Standort (hier:Stellisee) und Fotomotiv (hier:Matterhorn) über Pins fest.

A) Dazu lege ich in TPE den eigenen Standort (hier: Stellisee) mithilfe des roten Pins (1) fest und positioniere dann den grauen Ziel-Pin (2) genau auf dem Gipfel des Matterhorns.

B) Im Menü Visual Search stelle ich das gesuchte Objekt auf Moon und Full sowie bei Find auf Az/Alt (Azimuth/Altitude). Die Ausgangswerte sind bereits eingetragen. TPE übernimmt sie aus der Pin-Position. Das Startdatum ließe sich bei Bedarf noch verändern. Dann wird über Duration angegeben, in welchem Zeitraum das Ereignis gesucht werden soll. Die App berechnet Zeiträume von maximal fünf Jahren ab Startdatum. Mit Perform Search lässt man die Software nun berechnen.

C) Das mit grünem Stern gekennzeichnete Ergebnis kommt unseren Vorgaben am nächsten – in diesem Falle bis auf vernachlässigbare 0,1 Grad: Am Montag, den 13. März 2017 (3) um 06:21 Uhr (4) wird es soweit sein.

Da kurz zuvor auch noch die Blaue Stunde einsetzen wird, dürfen wir eine besonders stimmungsvolle Szenerie erwarten.

Einen ausführlichen und ausführlich bebilderten Workshop Bergfotografie finden Sie in der der c't Digitale Fotografie 03/2016 ab Seite 62. Der bekannte Alpin-Fotograf Hans Sterr behandelt dort von der Fotoausrüstung über das Wetter, die richtigen Perspektive bis hin zur Tourenplanung ausführlich alle Aspekte, die bei der anspruchsvollen Bergfotografie zu beachten sind. (sts)