Tageszeitung "taz" bald keine täglich gedruckte Zeitung mehr

Die "taz" kündigt als erste überregionale Tageszeitung in Deutschland an, ab Oktober 2025 wochentags nur noch digital zu erscheinen.

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Ein Stapel Zeitungen liegt auf einem Tisch.

Die Tageszeitung taz stellt 2025 weitgehend ihre Printausgabe ein – nur die Ausgabe am Wochenende erscheint dann noch gedruckt.

(Bild: Photo Kozyr/Shutterstock.com)

Lesezeit: 2 Min.

Als "Seitenwende" kündigte die hinter der alternativ-linken "taz" stehende Verlagsgenossenschaft am Samstag an, sich in gut einem Jahr von einer Tageszeitung in eine Wochenzeitung zu verwandeln. Unter der Woche sollen die Leser ab dem 17. Oktober 2025 per Website und E-Paper-Version der Zeitung versorgt werden.

Gedruckt wird künftig aber ausschließlich die "Wochentaz", die am Samstag erscheint. Damit verabschiedet sich die taz als erste bundesweit erscheinende Tageszeitung von den Kiosken. In einer Mitteilung geben sich Verlagsgeschäftsführung und Chefredaktion zuversichtlich, dass dieser Schritt von den Lesern mitgetragen würde.

Die taz ist die kleinste, bundesweite Tageszeitung und war in den 45 Jahren, in denen sie erscheint, mehrfach finanziell stark angeschlagen. Sie startete als erste deutsche Tageszeitung 1995 einen Webauftritt. Seit 2018 arbeiten Verlagsgenossenschaft und Redaktion daran, die Tageszeitung primär digital erscheinen zu lassen und ihre zahlreichen Online-Leser stärker an den Kosten zu beteiligen.

Anders als bei vielen anderen Verlage sind die Inhalte der taz dabei bis heute allesamt frei zugänglich. Leserinnen und Leser werden seit 2011 zu freiwilligen Zahlungen aufgefordert, dem folgen fast 38.000 freiwillige Zahler. Deren Zuwendungen – momentan um die 260.000 Euro – würden die Gesamtkosten jedoch bei weitem nicht decken.

Den Großteil steuern Abonnenten bei, die künftig nur noch die Wochenausgabe im Print erhalten. Im zweiten Quartal 2024 zählte die "taz" knapp 34.000 Print- und E-Paper-Abonnenten.

Die Zeitung, für ihre oft bissig-ironischen Titelseiten bekannt, ist historisch eng mit der Entstehung verschiedener Initiativen im politischen und technischen Spektrum verbunden. Selbst in Folge des sogenannten TUNIX-Kongress 1978 entstanden, bei dem gesellschaftliche Fragestellungen von linken Basisinitiativen diskutiert wurden, wurde sie 1981 selbst im Kontext des folgenden TUWAT-Kongresses zum Geburtshelfer des Chaos Computer Clubs als Heimat für gesellschaftlich interessierte "Komputerfrieks".

Ihr eigenes Verhältnis zur Digitalisierung blieb über Jahrzehnte von internen Auseinandersetzungen und Ereignissen geprägt, die das Vertrauen in Computer erschütterten: Erst wurde die taz in Verfassungsschutzcomputern verarbeitet– später dann Mitarbeiter von einem Innentäter ausgespäht.

(nen)