Taiwan-Besuch: Pelosi spricht mit TSMC-Chef über US-Projekt

Die US-Politikerin Nancy Pelosi provoziert mit ihrem Taiwan-Besuch die chinesische Regierung. Unter anderem traf sie die Führung des Chipfertigers TSMC.

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(Bild: Sean Hsu / shutterstock.com)

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Während ihres diplomatisch heiklen Besuchs in Taiwan hat sich die Sprecherin des US-Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, mit Vertretern aus Politik und Wirtschaft getroffen. In einem Gespräch mit TSMC-Vorstandschef Mark Liu ging es taiwanischen Medienberichten zufolge um den jüngst verabschiedeten Chips Act sowie die Unterstützung bei der Ausbildung von Ingenieurinnen und Ingenieuren in den USA.

Mit dem US Chips Act will die US-Regierung bis 2031 insgesamt rund 200 Milliarden US-Dollar in die einheimische Halbleiterfertigung und die Technologieforschung investieren. Alleine 52 Milliarden US-Dollar sollen direkt in die Förderung US-amerikanischer Halbleiterwerke fließen. Davon profitiert unter anderem TSMC, das ein solches Werk im US-Bundesstaat Arizona baut.

In der Öffentlichkeit zeigte sich Pelosi zudem mit Taiwans Präsidentin Tsai Ing-wen. In einer gemeinsamen Pressekonferenz bekräftigte die US-Politikerin die "unangreifbare Unterstützung für Taiwans Demokratie, auch in Fragen der Sicherheit und Stabilität, des Wirtschaftswachstums und der Staatsführung".

Der Besuch Pelosis in Taiwan ist eine diplomatische Provokation für China, das Taiwan als Teil des eigenen Staatsgebiets betrachtet. Das demokratische Taiwan wird zwar von den wenigsten westlichen Ländern offiziell als Staat anerkannt, aber unterstützt. Pelosi ist die ranghöchste Politikerin, die das Land seit 25 Jahren besucht hat. Als Sprecherin des Repräsentantenhauses ist sie zwar nicht Mitglied der Exekutive, liegt in der Präsidentschaftsnachfolge aber an zweiter Stelle nach US-Vizepräsidentin Kamala Harris.

Der Westen ist insbesondere aufgrund der fortschrittlichen Halbleiterindustrie in Taiwan an der Unabhängigkeit des Landes interessiert. Mit TSMC und UMC sind der Weltmarktführer und der weltweit drittgrößte Chipauftragsfertiger in Taiwan angesiedelt. Zahlreiche US-Firmen wie Apple, AMD, Nvidia und Qualcomm sind von TSMC abhängig; UMC fertigt auch für die europäische Automobilindustrie. Aber auch chinesische Firmen sind auf die Kapazitäten von TSMC angewiesen. Im zweiten Quartal 2022 machten chinesische Abnehmer rund 13 Prozent von TSMCs Umsatz aus.

Der chinesische Außenminister Wang Yi verurteilte den Besuch scharf als westliche Einmischung in interne Angelegenheiten Chinas. Die Eingliederung Taiwans in die Volksrepublik sei eine Unabdingbarkeit im Rahmen der Ein-China-Politik, aus der sich der Westen herauszuhalten habe. Der Konflikt sei eine innenpolitische Angelegenheit zwischen China und Taiwan.

"Der Versuch, in der Taiwan-Frage Unruhe zu stiften, um die Entwicklung Chinas zu verzögern und den friedlichen Aufstieg Chinas zu untergraben, ist völlig sinnlos und wird mit Sicherheit zu einem völligen Misserfolg führen", schreibt Wang Yi.

China rasselt unterdessen auch mit dem Säbel und führt rund um Taiwan Militärübungen durch. Dabei bewegt sich das chinesische Militär teilweise unmittelbar an der Grenze zur 12-Meilen-Zone vor der Küste Taiwans. Sowohl die Luftstreitkräfte als auch die Marine sind bei den Militärübungen involviert – teils mit scharfer Munition.

Zudem schränkt China den Handel mit Taiwan ein. Unter anderem dürfen Zitrusfrüchte und bestimmte Fischsorten nicht mehr eingeführt werden. Der Sandexport nach Taiwan ist bis auf Weiteres ausgesetzt. Letzteren Punkt spielt das taiwanische Bureau of Mines herunter: Die Sandimporte aus China würden nur einen geringen Teil von Taiwans Bedarf ausmachen, der sich durch den inländischen Abbau auffangen ließe.

Bis kurz vor der Landung von Pelosis Flugzeug in der Nacht zum 2. August (Ortszeit) war unklar, ob die Delegation des US-Kongresses tatsächlich Taiwan anfliegen wird. Der Flug SPAR19 der US Air Force sorgte zu dem Zeitpunkt für Rekordzahlen beim Tracking-Dienstleister Flightradar24 – 2,92 Millionen Leute haben SPAR19 mitverfolgt.

Die US Air Force umflog das Südchinesische Meer weiträumig beim Flug nach Taiwan.

(Bild: Flightradar24)

Pelosi flog mit ihrer Delegation von Malaysias Hauptstadt Kuala Lumpur aus los, nahm aber einen erheblichen Umweg über Brunei Darussalam und die Philippinen, um den Luftraum des Südchinesischen Meeres zu umfliegen. Der chinesische Staatschef Xi Jinping drohte im Vorfeld mit Konsequenzen, sollte Pelosi in Taiwan landen. Inzwischen ist sie schon wieder abgereist; Südkorea ist der nächste Halt.

(mma)