Tamar Robotics: Kleiner präziser Roboter für die Hirnchirurgie

Operationen am Gehirn erfordern eine hohe Präzision. Ein Roboter von Tamar Robotics soll minimalinvasive Eingriffe ermöglichen.

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(Bild: Tamar Robotics)

Lesezeit: 2 Min.

Das israelische Unternehmen Tamar Robotics hat einen Roboter entwickelt, der nicht größer als ein Kugelschreiber ist, aber über alle Werkzeuge verfügt, die ein Gehirnchirurg benötigt, um einen Patienten zu operieren.

Das System hat einen Durchmesser von 10 mm und ist mit einer Kamera ausgestattet. Zwei lenk- und biegsame Roboterarme können chirurgische Werkzeuge halten. Außerdem ist der Roboter mit einer Art ausziehbaren Gerüst ausgestattet, das ein präzises Navigieren der Werkzeuge im Zielbereich ermöglicht.

Das ist nötig, um Operationen am Gehirn, wie etwa zur Tumorentfernung, überhaupt durchführen zu können. Denn Neurochirurgen bewegen sich in einem engen Arbeitsbereich von etwa 25 bis 50 mm. Um an das Gehirn zu kommen, müssen sie normalerweise mehrere große Löcher in den Schädel bohren, um Kameras, Mikroskope und andere Werkzeuge einführen zu können. Je tiefer sie dabei in das Gehirn eindringen, um zum Tumor zu gelangen, desto höher ist die Gefahr, gesundes Gehirngewebe zu beschädigen. Daraus können etwa Gedächtnisstörungen, Sprach- und Bewegungsverlust, Krampfanfälle oder sogar Tod resultieren.

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Der Roboter von Tamar Robotics soll das verhindern können. Es sei lediglich ein einziger kleiner Schnitt in den Schädel nötig, um an das Gehirn zu gelangen. Durch die Kompaktheit des Systems kann der Korridor durch das Gehirngewebe deutlich verkleinert werden. Es sinkt die Gefahr, dass ungewollt Schäden am Gehirn entstehen. Der Patient erholt sich eher wieder von der Operation. Dabei hilft auch, dass alle Werkzeuge über den gleichen Zugang eingeführt werden. Die chirurgischen Geräte kommen sich dadurch nicht in die Quere.

Tamar Robotics konzentriert sich zunächst auf Hirnoperationen. Die Technik kann prinzipiell aber auch im Bereich der Wirbelsäulenchirurgie, zur Entfernung von Schilddrüsen- und Kehlkopfkrebs angewendet werden. Auch Lungen-, Blasen- und Prostatakrebs sind Anwendungsgebiete, in denen ein ähnliches System eingesetzt werden kann. Daran arbeite Tamar Robotics bereits.

Bis es so weit ist, dürfte noch etwas Zeit vergehen: Bis Ende 2023 sollen erste Tests des Gerätes an Leichen durchgeführt werden, danach sollen Studien am Menschen erfolgen. Bis dahin soll das System weiter verkleinert werden. Angestrebt ist ein Durchmesser von 6 mm.

Tamar Robotics ist nicht das einzige Unternehmen, das Roboter für die Gehirnchirurgie entwickelt. Allerdings sind diese Geräte mit einem Durchmesser von 15 mm um 50 Prozent größer.

(olb)