"Tatooine": Außergewöhnlicher Exoplanet mit erdbasiertem Teleskop wiedergefunden

Kepler-16b war einer der ersten entdeckten Exoplaneten, der zwei Sterne umkreist. Danach wurden nicht mehr viele gefunden, vielleicht ändert sich das jetzt.

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Künstlerische Darstellung von Kepler-16b

(Bild: NASA-JPL/Caltech)

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Ein Forschungsteam hat einen bereits bekannten, besonders außergewöhnlichen Exoplaneten mit einem erdbasierten Teleskop wieder gefunden und könnte die Suche nach solchen Welten damit weiter befeuern. Nachgewiesen wurde Kepler-16b mit der Radialgeschwindigkeitsmethode vom Observatoire de Haute-Provence in Frankreich.

Ursprünglich entdeckt hatte den – wie "Tatooine" aus "Star Wars" – zwei Sterne umkreisenden Exoplaneten das Weltraumteleskop Kepler. Für die dabei eingesetzte Transitmethode bleibt er aber noch etwa 20 Jahre unsichtbar. Der neuerliche Nachweis sei ein wichtiger Beweis dafür, dass solche zirkumbinären Exoplaneten mit traditionelleren Methoden effizienter und günstiger zu finden seien, meint das Forschungsteam.

"Reisewerbung" für Kepler-16b

(Bild: NASA-JPL/Caltech)

Bei der jetzt eingesetzten Radialgeschwindigkeitsmethode werden die periodischen Bewegungen eines Sterns durch die abwechselnde minimale Blau- und Rotverschiebung (Doppler-Effekt) des Lichts analysiert, die darauf zurückgehen, dass Exoplaneten minimal an ihrem Stern ziehen. Nach der Transitmethode, bei der minimale Verdunkelungen eines vor seinem Stern vorüberziehenden Exoplaneten gesucht werden, ist sie für die meisten Funde verantwortlich – erstere für 77 Prozent aller Funde, zweitere für 19 Prozent.

Der Nachweis des zirkumbinären – also zwei Sterne umkreisenden – Exoplaneten Kepler-16b könnte jetzt dazu führen, dass mehr dieser bisher sehr seltenen Welten gefunden wird, meint das Team um Amaury Triaud von der Universität Birmingham. Die könnten dann besser erforscht werden.

Kepler-16b sei der unerwartetste Fund von Kepler gewesen, erklärt das Team weiter, denn Planeten bilden sich laut aktuellen Theorien in sogenannten protoplanetaren Scheiben aus Staub und Gas. Solche Scheiben dürften sich aber um einen Doppelstern wie den von Kepler-16b gar nicht bilden, weil die einander umkreisenden Sterne das verhindern. Wie trotzdem Exoplaneten wie Kepler-16b entstehen, sei deshalb eine spannende Frage der Astrophysik, auch weil etwa die Hälfte aller Sterne Teil solcher Systeme sind.

Wenn wir nun also mit erdbasierten Teleskopen solche Exoplaneten finden können, würde das nicht nur bei der Beantwortung dieser Frage helfen, sondern könnte unsere Kataloge weiter füllen. Die Studie wurde im Fachmagazin Monthly Notices of the Royal Astronomical Society veröffentlicht.

Als Kepler-16b 2011 entdeckt wurde, war er einer der ersten zirkumbinären Exoplaneten überhaupt, intern wurde er mit Luke Skywalkers Heimatplanet Tatooine verglichen. Hätte der Gasriese eine feste Oberfläche, könnte man dort genau wie auf dem fiktiven Wüstenplaneten aus Star Wars zwei Sonnenaufgänge beobachten. Inzwischen kennen wir einige wenige weitere mit Kepler-16b vergleichbare Welten, angesichts von fast 5000 bestätigten Exoplaneten ist ihre Zahl aber verschwindend gering. Kepler-16b hat etwa ein Drittel der Masse der Erde, braucht für einen Orbit um seine Sterne ungefähr 230 Tage und liegt ganz am Rand von deren habitablen Zone. Auf einem möglicherweise vorhandenen festen Mond könnte also unter Umständen flüssiges Wasser existieren.

Reisewerbung für das Sonnensystem und Exoplaneten (18 Bilder)

Die NASA will mit futuristischer Reisewerbung für ihre Arbeit werben: TRAPPIST-1 wird von gleich sieben Exoplaneten umkreist
(Bild: NASA-JPL/Caltech)

(mho)