Tausende Pager explodieren im Libanon gleichzeitig

Explodierende Pager töten mindestens acht Menschen und verletzen Tausende bei einem mutmaßlichen israelischen Angriff auf die Hisbollah.

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Ein Pager vom Modell AR-924​

Ein Pager vom Modell AR-924

(Bild: BAC)

Update
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Andreas Knobloch

Tausende Menschen im Libanon wurden durch explodierende Pager verletzt; nach ersten Berichten starben mehrere Menschen. Offenbar handelte es sich bei den Explosionen der kleinen tragbaren Funkempfänger um einen Angriff auf Mitglieder der libanesischen Hisbollah. Libanons Gesundheitsminister Firass Abiad sagte gegenüber dem Nachrichtensender CNN, dass mindestens acht Menschen, darunter ein Kind, getötet und etwa 2.750 weitere verletzt wurden, 200 davon schwer.

Unter den Verletzten sollen sich viele Hisbollah-Kämpfer befinden. Die Hisbollah selbst bestätigte laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters den Tod von mindestens zwei ihrer Kämpfer bei den Explosionen und erklärte, sie führe eine Untersuchung der Ursachen durch. Nach Angaben der islamistisch-schiitischen Miliz explodierte eine Reihe von Pagern, die ihre Mitglieder bei sich trugen, gleichzeitig um 15.30 Uhr Ortszeit, schreibt die US-Tageszeitung Wall Street Journal. Die Explosionen der Pager ereigneten sich demnach vornehmlich im Südlibanon, in den südlichen Vororten von Beirut und im östlichen Bekaa-Tal – alles Hisbollah-Hochburgen. Einem Bericht der New York Times zufolge ist der israelische Geheimdienst Mossad für die Explosionen verantwortlich.

Der libanesische Informationsminister Ziad Makary bezeichnete die Detonation der Pager, die von der Hisbollah und anderen libanesischen Gruppen zur Kommunikation genutzt werden, als "israelische Aggression", schreibt Reuters. Die Hisbollah, die von den USA, Deutschland und anderen Ländern als Terrororganisation eingestuft wird, erklärte demnach, Israel werde "seine gerechte Strafe" für die Explosionen erhalten. Das israelische Militär, das seit Beginn des Gaza-Krieges im vergangenen Oktober in einen bewaffneten Konflikt mit der vom Iran unterstützten Hisbollah verwickelt ist, äußerte sich nicht zu den Vorwürfen.

Berichten zufolge nutzen Hisbollah-Kämpfer Pager als Low-Tech-Mittel, um die Verfolgung ihrer Standorte durch Israel zu vermeiden. Pager sind drahtlose Funkmeldeempfänger, die Nachrichten empfangen und anzeigen. Reuters zitiert einen anonym bleibenden Hisbollah-Offiziellen, der die explodierten Pager als die "größte Sicherheitslücke" der Gruppe in dem fast einjährigen Konflikt mit Israel bezeichnete.

Videos von den Detonationen und Verletzen verbreiteten sich schnell in den sozialen Medien. Regionale Fernsehsender zeigten Videoaufnahmen, auf denen ein Mann zu sehen ist, der beim Bezahlen in einem Geschäft nach unten schaut, um seinen Pager zu überprüfen, bevor dieser explodiert und ihn nach hinten schleudert.

Update

Die New York Times berichtet, dass der israelische Geheimdienst für die Explosionen verantwortlich ist. Der Artikel wurde entsprechend überarbeitet. Demnach wurden die Pager mit Sprengstoff und Fernzündung präpariert. Ursprünglich wurde spekuliert, dass Schadsoftware die Batterien der Pager überhitzt haben könnte.

(akn)