TechEd Europe 2010: Microsoft fördert private Clouds mit "Hyper-V Cloud"

Microsofts Corporate Vice President Brad Anderson präsentierte in Berlin vor rund 6000 Zuhörern die Ideen der Redmonder zur privaten Cloud. Das Ziel von Neuentwicklungen ist, die private Cloud von der "normalen" Virtualisierung mit Hyper-V zu unterscheiden.

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Von
  • Dr. Holger Schwichtenberg
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Mit einem Paket aus Dokumentation, Werkzeugen und Dienstleistungen will Microsoft in Zukunft Unternehmen beim Aufbau von eigenen Cloud-Infrastrukturen unterstützen. Corporate Vice President Brad Anderson kündigt dafür in der "TechEd Europe"-Keynote die Initiative "Hyper-V Cloud" an. Dabei handelt es sich weder um eine neue Anwendung noch um eine neue Version von Microsofts Virtualisierungstechnik Hyper-V. Es geht vielmehr darum, Unternehmen zu helfen, die umfangreichen Virtualisierungslandschaften von Windows Server 2008 R2 standardisierter und automatisierbarer zu machen. Damit soll sich die private Cloud von der "normalen" Virtualisierung mit Hyper-V unterscheiden.

Unter "Hyper-V Cloud" versteht Microsoft vier sich ergänzende Initiativen. Die "Hyper-V Cload Deployment Guides" sind eine Sammlung von Richtlinien, Dokumentation und kostenlosen Werkzeugen, um die Virtualisierung zu vereinfachen. Dazu gehört insbesondere die zweite Version von Microsofts Portal "System Center Virtual Machine Manager Self Service". Es bietet schon bisher die Möglichkeit, das Erstellen virtueller Systeme an Endbenutzer zu delegieren, die aus einer Menge vordefinierter VM-Vorlagen auswählen können. Die zweite Version bietet darüber hinaus eine Abrechnungskomponente, um die genutzten Systeme hausintern oder gegenüber Externen abrechnen zu können.

Unter dem Begriff "Hyper-V Cloud Fast Track" bieten die sechs Hardwareanbieter, die laut Aussage von Microsoft 80 Prozent des Weltmarkts an Servern bedienen (Dell, Fujitsu, Hitachi, HP, IBM und NEC), ab sofort vorkonfigurierte Hyper-V-Systeme mit abgestimmter Hardware an, die nach Microsoft-Richtlinien installiert wurden. Die Redmonder zertifizieren diese Systeme auch. Anderson stellte in der Keynote dabei die Firma HP als besonderen Partner heraus, der "HP CloudStart for Hyper-V" anbiete, um innerhalb von 30 Tagen eine private Cloud bei Kunden in Betrieb zu nehmen.

Unter dem Titel "Hyper-V Cloud Accelerate" können Kunden von Microsoft Consulting Services (MCS) Unterstützung bei der Einrichtung einer privaten Cloud einkaufen. Das "Hyper-V Cloud Service Provider Programm" umfasst zum Start 70 Provider weltweit, die Hosting-Dienste auf Basis dieser Richtlinien anbieten. Zu ihnen gehören die drei deutschen Firmen Interworks, IPX-Server und eLabs AG.

Microsoft will künftig ermöglichen, dass sich in der lokalen Cloud betriebene virtuelle Systeme auf einfache Weise zu den angeschlossenen Hostern übertragen und dort ohne Umstellung weiterbetreiben lassen. Vergangene Woche hatte Microsoft auf der PDC 2010 auch eine Vorabversion für das Hosting kompletter virtueller Systeme in Windows Azure ("Azure VM Role") angekündigt. Die Hochstufung von einer privaten in die Microsoft-Cloud wird aber zunächst noch nicht unterstützt.

Man hätte durchaus erwarten können, dass Microsoft ankündigen würde, in Zukunft Windows Azure als lizenzierte Software für den Aufbau privater Clouds zu verkaufen. Auf Nachfrage antworte Anderson, dass der Konzern sich auch mit dieser Möglichkeit beschäftige. So lange läuft in lokalen Clouds ein normaler Windows Server 2008 und nicht die von Microsoft angepasste und erweiterte Version, die Windows Azure ausmacht. Unternehmen sollen aber künftig trotz dieser Unterschiede in der Lage sein, lokal betriebene Serveranwendungen zu verpacken und auf Azure auszupacken. Die Server Application Virtualization (Server AppV) genannte Technik, die Microsoft bereits zuvor auf der PDC ankündigte, abstrahiert die Anwendung von dem Betriebssystem durch eine Zwischenschicht.

Die nächste Version des Virtual Machine Manager, die in der Keynote unter der Versionsnummer "2012 CTP" zu sehen war, unterstützt Private Clouds und Server AppV. Über einen "Create Cloud Wizard" können Administratoren eine Virtualisierungslandschaft mit wenigen Mausklicks einrichten. "Service Templates" umfasst die Definitionen mehrerer virtueller Systeme, die sich ebenfalls mit wenigen Klicks in eine private Cloud verbreiten lassen.

Im Rahmen der TechEd verkündige Anderson auch die öffentliche Verfügbarkeit des ersten Release Candidate des Service Pack 1 für Windows Server 2008 R2. Die endgültige Version soll im ersten Quartal 2011 erscheinen. Mit dem Service Pack bietet Microsoft in Hyper-V erstmals dynamische RAM-Zuweisung, mit der sich das physikalische RAM eines Hosts von den Gästen überbuchen lässt. Die Gäste können dabei Prioritäten bei der RAM-Zuweisung besitzen. Anderson bezeichnete das als eine wichtige Funktion für die private Cloud.

Der Manager präsentierte Microsofts Ideen zur privaten Cloud vor rund 6000 Zuhörern in der Messe Berlin, wo noch bis Freitag zum zweiten Mal nach 2009 die europäische Ausgabe der TechEd stattfindet. Die Veranstaltung wird jährlich auf mehreren Kontinenten durchgeführt und richtet sich sowohl an Infrastrukturexperten als auch an Softwareentwickler. (ane)