Technisch sauber: Die Bilder der Woche (KW 41)

Die Techniken der Fotografie und wie man sie richtig einsetzt, stehen im Fokus dieser Woche.

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(Bild: P.Schastok)

Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Tom Leon Zacharek
Inhaltsverzeichnis

Techniken und Regeln gibt es in der Fotografie viele. Eine, die wahrscheinlich jeder kennt, ist die Drittelregel, auch "rule of thirds" genannt. Andere Techniken, die einem sofort in den Sinn kommen, sind die Symmetrieregel oder auch die Silhouettenregel, wie wir sie in den letzten Bildern der Woche kennengelernt haben. Diese Techniken sind aber oft viel schwieriger umzusetzen, als es sich anhört. Es braucht viel Übung und Erfahrung, um sie zu verinnerlichen, unbewusst anzuwenden und sich dadurch als Fotograf zu verbessern.

c't Fotografie 3/24

Nicht selten hört oder liest man, dass diese Regeln gebrochen werden müssen. Damit sollte man aber erst beginnen, wenn man die Regeln beherrscht und verinnerlicht hat. In den meisten Bildern findet man eine oder mehrere dieser Techniken wieder, nur selten findet man ein Bild, das alle Regeln bricht und trotzdem begeistern kann.

Symmetrische Anordnungen finden sich an vielen Orten und in vielerlei Hinsicht. Es ist eine Technik, die fast nie zufällig angewandt wird. Symmetrie hat einen hohen ästhetischen Reiz und ist für das menschliche Auge besonders angenehm. Daher ist es nicht verwunderlich, dass sie in der Fotografie häufig anzutreffen ist.

Das Bild Die Himmelsleiter von Mike Schwalbach (Mike_FJ) arbeitet mit dieser Technik in zweifacher Weise: Zum einen ist die Konstruktion in sich symmetrisch gestaltet und zum anderen ist auch die Spiegelung im Wasser eine symmetrische. Der Fotograf selbst verriet uns zu seinem Bild: "Die Tirschenreuther Teichpfanne, mit ihrem ruhigen Wasser und der malerischen Landschaft, schuf die ideale Kulisse für dieses Vorhaben. Inmitten der Natur, fernab von der Hektik des Alltags, konnte ich die Schönheit und Stille der Himmelsleiter in ihrer ganzen Pracht einfangen. Das Ergebnis übertraf meine Erwartungen und zeigt die Magie dieses Ortes in einem einzigartigen Licht."

Galeriefotografin Elisabeth Krimmer (ek3108) nutzte für ihr Bild, Die Veranstaltung ist beendet, eine horizontalen Symmetrie. Ihr Bild zeigt übereinander gestapelte Stühle, die eine Art Muster bilden. Selber sagt sie über die Entstehung der Aufnahme: "Das Bild habe ich in Ubeda/Spanien aufgenommen. Dort wurde der Tag der Schutzpatrone der Polizei mit einer feierlichen Zeremonie begangen. Kaum war die Veranstaltung zu Ende, kam der Aufräumdienst und beseitigte alle Spuren des Festaktes. Dabei fielen mir die gestapelten Plastikstühle auf, die sich im Schatten befanden, auf deren Sitzflächen sich der Himmel und teilweise die im Hintergrund stehende, von der Sonne beschienene Kathedrale spiegelten. Auf den Sitzflächen sind noch die Platznummern zu sehen, die sich teilweise bereits ablösten."

Eine Person oder einen Gegenstand zu isolieren und die Aufmerksamkeit des Betrachters auf etwas Bestimmtes zu lenken, ist die Technik des negativen Raums. Die Bilder dieser Woche nutzen diese Technik auf ganz unterschiedliche Weise.

In dem Bild Ausschau nach Fisch ist der Negativraum sehr prominent und auffällig. Der Reiher hebt sich gerade so weit vom Hintergrund ab, dass er als Hauptmotiv des Bildes erkennbar ist, und der restliche Raum um den Vogel herum ist kaum wahrnehmbar. Fotograf Michael Leismann (blueout) hat uns über die Entstehung Folgendes geschrieben: "Das Foto entstand in einem Naturschutzgebiet in Westfalen aus einer Beobachtungshütte heraus. Der Silberreiher war auf Nahrungssuche. Der Himmel war mit dichten weißen Wolken vollständig verhangen, im Wasser spiegelte sich also nur der strukturlose, weiße Himmel. Es war wenig Wind, sodass die Wasserfläche sich kaum kräuselte und den weißen Reiher hervortreten ließ. Der unscharfe Vordergrund aus vertrockneten Disteln passte gut zur Highkey-Aufnahme. Vor etwa 20 Jahren gab es hier noch keine Silberreiher. Seit zehn Jahren sind sie häufig und mittlerweile überall zu finden."

Galeriefotograf Thomas Bartel (dermaeus) nutzt in seinem Bild Medienhafen weniger Negativraum und rückt das Hauptmotiv weiter in den Mittelpunkt. Außerdem geben die Kondensstreifen am Himmel dem Bild eine zusätzliche Ebene. Er berichtet dazu: "Das Bild entstand bei einem Ausflug nach Düsseldorf in den Medienhafen, ein bekanntes und beliebtes Dorado für Fotografen. Fasziniert hat mich neben den Gebäuden auch der tiefblaue Himmel an diesem Spätnachmittag. Hier laufen die Kondensstreifen fast parallel zur Fluchtlinie der Dachkanten. Obwohl die Farbvariante des Bildes auch sehr monochrom ist – das Gebäude ist ebenfalls tiefblau und so entschied ich mich, das Bild in Schwarzweiß zu entwickeln."

Negativer Raum findet sich auch im Bild Möwen von Kupfer43 wieder. Hier ist es jedoch vor allem der Hintergrund, der die beiden streitenden Vögel als isoliertes Hauptmotiv hervortreten lässt. Der Fotograf kommentiert sein Bild wie folgt: "Als ob der Thunersee nicht groß genug wäre für zwei Möwen, geraten diese beiden Exemplare irgendwie aneinander."

Die Rahmung von Subjekt und Objekt im Bild selbst ist eine bekannte und beliebte Vorgehensweise in der Fotografie. Diese Technik wird oft auch als "Sub-Framing" bezeichnet und sorgt dafür, dass neben dem rechteckigen Rahmen, den das Bild mit sich bringt, ein zusätzlicher Rahmen durch die Objekte im Bild entsteht.

Das Bild Blumen mitgebracht... von Florian Dehn (Katzenfutter) nutzt diese Technik ganz wörtlich. Das Graffiti auf der Säule befindet sich in einem physischen Rahmen, der zur Isolation der abgebildeten Person beiträgt. Dazu schrieb uns der Fotograf: "Das Foto entstand in Frankfurt, auf der 'Zeil'. Die Menschen laufen scheinbar orientierungslos vorüber. Und dort 'steht' die Figur mit den Blumen – auch wenn es ein Graffiti ist, so scheint sich die Person dort einzureihen, von einem möglichen Date versetzt."

P. Schastok nutzt den Rahmen einer automatischen Schiebetür, in dem sich das Spiegelbild eines Kindes wiederfindet. Die klare Aufteilung der Fenster und die geraden Linien geben dem Bild Wer..? eine besonders geordnete Struktur, die der Rahmungstechnik sehr entgegenkommt.

Natürlich verwenden viele Bilder nicht nur eine Technik, sondern eine Vielzahl von Ansätzen, die kombiniert werden können. Aber ein Ansatz, der heraussticht, ist oft besser als viele, die sich vermischen und später nicht mehr klar erkennbar sind.

Alle Bilder dieser Woche finden Sie noch einmal hier in der Übersicht:

Die Bilder der Woche KW41 (7 Bilder)

Samstag: Wer
(Bild: P.Schastok )

(cbr)