Technology Radar: Immer cleverere Tools lösen die falschen Probleme

Der halbjährliche ThoughtWorks-Report warnt unter anderem davor, nicht alle komplexen Herausforderungen allein mit ausgefeilten Werkzeugen meistern zu wollen.

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Technology Radar: Immer cleverere Tools lösen die falschen Probleme

(Bild: ThoughtWorks)

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Die Softwareberatungsfirma ThoughtWorks hat die 25. Ausgabe ihres Technology Radar veröffentlicht. Das IT-Beratungsunternehmen sammelt eigene Projekterfahrung und erstellt daraus einen Bericht, in dem es Trends der Softwareentwicklung und weiterer IT-Techniken bewertet und Empfehlungen ausspricht. Die Autoren des aktuellen Reports sehen derzeit unter anderen eine zweifelhafte Entwicklung, die sich darauf versteift, komplexe Probleme allein mit ausgefeilten Tools beheben zu wollen.

Softwareteams nutzen demnach allzu gerne cleverere Werkzeuge, um sich den komplexen Herausforderungen ihrer täglichen Arbeit zu stellen. Dabei bleibt nach Einschätzung der ThoughtWorks-Autoren jedoch häufig unberücksichtigt, dass sich die zu meisternde Komplexität eher zufällig ergeben hat und die Tools somit die falschen Probleme lösen wollen. Als Beispiele nennt der Bericht Workflow-Managementsysteme wie Apache Airflow oder Prefect, die beim Verwalten komplexer Datenpipelines durch Orchestrierung offenbar allzu "übereifrig" ans Werk gehen. Das Open-Source-Tool Airflow biete mit dem Orchestrieren von Datenpipelines als Directed Acyclic Graph (DAG) zwar Vorteile gegenüber XML/YAML-Konfigurationen, ihm fehle aber nativer Support für dynamische Workflows und sein zentralisierter Ansatz sei ungeeignet für verteilte Umgebungen wie sie die Data-Mesh-Architektur anstrebe.

Anstatt sich auf noch mehr Technologie zu stürzen, um ein Problem zu lösen, sollten Teams eine Ursachenanalyse durchführen, die zugrunde liegende Komplexität angehen und gegebenenfalls den Kurs korrigieren. Insbesondere auf dem Weg zum datengetriebenen Unternehmen klaffe häufig eine große Lücke zwischen den angepeilten Zielen und dem, was die vorhandenen Datenarchitekturen sowie organisatorischen Strukturen zuließen. Der Data-Mesh-Ansatz soll die Trennung zwischen Daten-Management und -Analyse einerseits, sowie den operativen Geschäftsbereichen andererseits aufheben und dabei monolithische Strukturen auflösen, die sich derzeit noch in Data Lakes und Data Warehouses manifestieren. Erklärtes Ziel ist es, den Austausch und die Nutzung analytischer Daten in jeden Geschäftsbereich einzubetten. Dabei folgt die Data-Mesh-Architektur den vier Grundprinzipien Dateneigentum, Daten als Produkt, Selbstbedienungsdatenplattform und computergestützte föderale Verwaltung.

Die aktuelle 25. Ausgabe des Berichts widmet sich noch einer Reihe weiterer Trends. Der ThoughtWorks Technology Radar ist dabei bewusst als subjektiv-eigensinniger (opinionated) Leitfaden angelegt. Wer sich eingehender mit den beobachteten Trends auseinandersetzen will und die genauen Hintergründe der jeweiligen Einstufungen erfahren möchte, kann wahlweise auf eine interaktive Version zugreifen oder den vollständigen Bericht von der Website des IT-Beratungsunternehmens als PDF downloaden.

Technology Radar, Ausgabe 25: insgesamt 96 getestete Techniken, Tools, Plattformen und Sprachen/Frameworks

(Bild: ThoughtWorks)

Das Technology Radar gliedert sich in die vier Quadranten Techniken, Tools, Plattformen und Languages/Frameworks, die jeweils nach den vier Empfehlungsstufen Adopt, Trial, Assess und Hold unterscheiden. Die Einschätzung der Technology-Radar-Autoren reicht dabei von starker Befürwortung des Einsatzes (Adopt) bis hin zu gebotener Vorsicht (Hold).

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