Tele.ring-Übernahme: 3 wird vielleicht doch neuer Preisbrecher

Vor dem Hintergrund der geplanten Übernahme des österreichischen Mobilfunkanbieters tele.ring durch T-Mobile Austria kann sich der Netzbetreiber 3 nun doch vorstellen, Preisbrecher zu werden.

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Der österreichische Mobilfunk-Netzbetreiber 3 kann sich nun doch vorstellen, Preisbrecher zu werden. Mit dieser überraschenden Wende versucht 3, T-Mobile zu einer Genehmigung der tele.ring-Übernahme zu verhelfen. Dafür hat sich One nun gegen die Marktkonsolidierung gewandt. Die EU-Kommission fürchtet um den nationalen und den Roaming-Wettbewerb, wenn der bisherige Preisbrecher tele.ring vom Markt verschwindet. T-Mobile versucht, 3 mit großen Teilen des tele.ring-Netzes und der Frequenzrechte zu einem Sonderpreis zu versorgen und so der EU-Kommission einen neuen Preisbrecher zu präsentieren.

"Wir sind der Innovationsführer, daher werden wir uns auch nicht als (ein Billiganbieter wie) tele.ring positionieren", hatte 3-CEO Berthold Thoma nach Bekanntwerden der geplanten tele.ring-Übernahme im August gesagt. Damals hatte 3 neue Tarife und eine neue Werbelinie vorgestellt, die absichtlich nicht mehr den Preisaspekt betont. Noch diese Woche hatte der "mobile Multimedia-Anbieter" 3 versichert, an einem Einstieg in den Discountmarkt kein Interesse zu haben. Sprachtelefonierer seien nach wie vor nicht die primäre Zielgruppe. Doch nun gibt es plötzlich neue Signale von 3. Der bisher jedenfalls geplante österreichweite Ausbau des eigenen UMTS-Netzes ist zunächst auf 2007 verschoben und soll auch dann nur umgesetzt werden, wenn man tatsächlich 2.000 tele.ring-Sender samt GSM- und UMTS-Frequenzen bekomme. Diese Übertragung ist natürlich von der Genehmigung des tele.ring-Kaufs abhängig. Außerdem kann sich 3 nun doch vorstellen, wieder mit günstigen Tarifen zu locken.

Auch One hat sich wieder in die Diskussion eingeschaltet. Letztes Jahr hatte One-CEO Jorgen Bang-Jensen noch gemeint: "Das ist gut für den Markt, und was gut für den Markt ist, ist gut für uns." Doch inzwischen sieht er den Wettbewerb durch die Fusion gefährdet. Zwischen einem "Duopol" aus Mobilkom und T-Mobile und der Privilegierung von 3 könnte One als großer Verlierer der Konsolidierung dastehen. Neben der EU-Kommission kritisiert der üblicherweise sehr ruhige Däne auch den österreichischen Wirtschaftsminister Martin Bartenstein (ÖVP) scharf. Dieser hatte auf Ersuchen von T-Mobile der EU-Kommission berichtet, dass in Österreich niemand gegen die Übernahme sei. Dabei sei die Position von One ignoriert worden. Der Minister solle die gesamte Branche vertreten und nicht Lobbying for ein einzelnes Unternehmen betreiben, deponierte Bang-Jensen. Selbst möchte er die Rolle des Preisbrechers nicht übernehmen. One sei ein "preiswerter Vollanbieter". Entsprechende Tarife und eine neue Werbestrategie sollen nächste Woche Mittwoch präsentiert werden.

Zusätzlichen Brüsseler Unmut hatte sich T-Mobile-Austria-Chef Georg Pölzl Anfang der Woche zugezogen. Er wollte den österreichischen Bundeskanzler und aktuellen EU-Ratspräsidenten Wolfgang Schüssel zu Interventionen in Brüssel für eine Genehmigung der Übernahme bewegen. Doch Pölzls "streng vertraulich"er Brief an Schüssel gelangte an die Öffentlichkeit. Darin attestierte der T-Mobile Chef dem Konkurrenten 3 die "objektiv nachweisbare Preisführerschaft." Lobbying bei nationalen Regierungen sei zwar nicht ungewöhnlich, erklärte ein Kommissionssprecher. Doch werde dabei "selten so ungeschickt" vorgegangen. Zudem gäbe Pölzls Behauptung, wonach der Deal nur bei entsprechender Aufforderung durch die österreichische Regierung genehmigt werde, "in keinster Weise Sinn." (Daniel AJ Sokolov) / (bo)