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"Teleduplikation" von Schlüsseln

Florian Rötzer

Kalifornische Computerwissenschaftler haben ein Verfahren entwickelt, mit dem sie Schlüssel nur aufgrund einer Fotografie klonen können.

Kalifornischen Wissenschaftlern ist es gelungen, einen Schlüssel allein durch den Besitz eines Bildes nachmachen zu können. Bislang ging man davon aus, dass es dafür notwendig sei, entweder den Schlüssel physisch zu erhalten, um einen Rohling zu fertigen, oder zu wissen, wie er gefräst wurde. Benjamin Laxton, Kai Wang und Stefan Savage vom Department of Computer Science & Engineering der University of California, San Diego, haben ein Programm [1] (PDF-Datei) entwickelt, mit dem normale Hausschlüssel durch "Teleduplikation" geklont werden können. Dazu reichen schon Fotos aus, die mit einer Handykamera oder aus größerer Entfernung mit einem Teleobjektiv gemacht wurden. Auch auf der Online-Fotoplattform Flickr hätten sie hunderte von Fotos gefunden, die so gut aufgelöst seien, dass sich damit Schlüssel klonen ließen. Röntgenscanner, wie sie an Flugplätzen oder zur Gebäudesicherung verwendet werden, hätten ebenfalls eine ausreichende Auflösung.

Die Fotos der Schlüssel werden eingescannt und mit einem eigens entwickelten interaktiven Bildverarbeitungsprogramm Sneaky vermessen, um Frästiefe und Kontur der Zähne zu bestimmen. Das sei normalerweise einfach, wenn der Schlüsselhersteller und dessen grundlegende Fertigungsmethoden bekannt sei. So konnten sie einen Klon von einem Schlüssel herstellen, der auf einem Tisch lag und vom Hausdach eines vierstöckigen Hauses in 70 Meter Entfernung fotografiert worden war. Schwierigkeiten könnten allerdings zum Beispiel schlechte Belichtung, Unschärfe und eine ungünstige Perspektive machen. Die Wissenschaftler wollen im nächsten Schritt ihr System auch auf Hochsicherheitsschlüssel erweitern.

Künftig, so warnen die Wissenschaftler, müsste das "offene Geheimnis" der Schlüssel besser geschützt werden. Bislang habe man sich darauf verlassen können, dass die öffentlich zugängliche Information von Schlüsseln nicht ausreichte, um eine funktionsfähige Kopie herzustellen. Das habe sich mit der Allgegenwärtigkeit von Handy- oder Überwachungskameras und digitalen Bildprogrammen geändert.

Es sei zwar zu empfehlen, die Schlüssel am besten in der Tasche zu lassen, aber sie müssten dann doch benutzt werden – und dies sei zusätzlich gefährdend bei den Schlössern, für die sie passen. Schlüssel könnten möglicherweise aus transparenten Materialien hergestellt oder mit Klappen auf beiden Seiten des Bartes versehen werden, um das Kopieren zu erschweren. Langfristig müssten Schlüssel aber ihre Informationen wirklich geheim kodieren. Die Wissenschaftler weisen daraufhin, dass dies bei vielen Autoschlüsseln mit einem RFID-Chip der Fall sei. Zwar seien auch diese zu knacken, aber das sei schwieriger, als einfach nur "hinzuschauen". (fr [2])


URL dieses Artikels:
https://www.heise.de/-215181

Links in diesem Artikel:
[1] http://www.cs.ucsd.edu/~savage/papers/CCS08OptDecode.pdf
[2] mailto:fr@heise.de