Telefonverfolgung mal anders
Digitale FuĂźspuren sind eine gefragte Handelsware bei amerikanischen Auskunfteien.
Digitale Fußspuren sind eine gefragte Handelsware bei amerikanischen Auskunfteien. Jeden Tag sollen 1000 Amerikaner um die hundert US-Dollar investieren, nur um sagen zu können: "Ich weiß, mit wem Du letzten Monat telefoniert hast."
Robert Douglas, Urheber dieser Schätzung und Chef des amerikanischen Sicherheits-Beratungsunternehmens American Privacy Consultants, kennt Dutzende von Webshops, die entsprechende Informationen feilbieten. Dort könne man gegen Rechnung nicht nur alle Ferngesprächspartner eines beliebigen Zeitgenossen abfragen, sondern auch Datum, Uhrzeit und Gesprächsdauer in Erfahrung bringen, zusammen mit der US-Sozialversicherungsnummer des Opfers und weiteren Daten.
Die Geschäftemacher erschleichen sich die Daten, indem sie bei Versicherungen und Telefongesellschaften anrufen und sich dort unter dem Namen des Opfers die gewünschten Informationen geben lassen. Dieses so genannte Pretexting lebt in den USA ebenso wie in Europa von einer rechtlichen Grauzone. Die Auskunfts-Anbieter geben sich einen legalen Anstrich mit Behauptungen, sie erhöben nur Daten für Scheidungsverfahren oder um verschollene Familienmitglieder ausfindig zu machen. Dabei erleichtern ihre Erkenntnisse Industriespionage ebenso wie das Einschleusen gefährlicher Post in ein Unternehmen: Wenn ein tatsächlich öfters kontaktierter Geschäftspartner als Absender auf einer E-Mail vermerkt ist, kommt diese viel leichter über betriebsinterne Sicherheitshürden.
Seit drei Jahren verbietet der Gramm-Leach-Bliley-Act amerikanischen Bürgern und Firmen zumindest, sich Einblick in anderer Leute Bankunterlagen zu verschaffen. Einhalt kann das den genannten Praktiken dagegen kaum gebieten: "Das setzt nur noch eins oben drauf", meint US-Anwalt Al Schweitzer, der schon als Sachverständiger vor dem Congress aufgetreten ist: "OK, wenn Bankunterlagen jetzt illegal sind, kosten sie halt 350 statt 150 Dollar." (hps)