Telekom Austria stiehlt Mobilkom Austria die Show

Vor dem Hintergrund des anhaltenden Rückgangs der Zahl der Festnetzanschlüsse und erstmals auch der Menge der ISDN-Anschlüsse ist der Umsatzzuwachs in der Festnetzsparte des österreichischen Telekommunikationskonzerns bemerkenswert.

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Die Ergebnisse des Jahres 2004 haben im Telekom-Austria-Konzern (TA) eine Überraschung gebracht: Die Festnetzsparte hat der Mobilkom Austria die Show gestohlen. Wie in den vergangenen Jahren hat die Mobilkom Austria Group mit ihren Auslandstöchtern in Kroatien, Slowenien und Liechtenstein solide Umsatz- und Ergebniszuwächse erzielt. Doch die Festnetzsparte hat zum ersten Mal seit 2001 ein positives Betriebsergebnis (Gewinn vor Zinsen und Steuern 55,8 Millionen Euro nach einem Verlust von 34,3 Millionen im Jahr 2003) geschafft.

Vor dem Hintergrund des anhaltenden Rückgangs der Zahl der Festnetzanschlüsse und erstmals auch der Menge der ISDN-Anschlüsse ist der verzeichnete Umsatzzuwachs im Festnetz von 0,9 Prozent (auf 2,18 Milliarden Euro) beachtlich. Er ist auf Erfolge im ADSL-Geschäft und den durch eine "Verbesserung der Preiswahrnehmung" erreichten Marktanteilsgewinn zurückzuführen. Der Marktanteil betrug nach Unternehmensangaben bei den Festnetzsprachminuten im vierten Quartal 54,4 Prozent (plus 1,5 Prozentpunkte im Jahresabstand). Unter den rückläufigen Minutenvolumina leiden also insbesondere alternative Anbieter. Am langfristigen Trend lassen sich die Erfolge der österreichischen Mobilfunkbranche, aber auch der Marktliberalisierung ablesen: Die Erlöse der Telekom Austria aus Sprachminuten im Festnetz sind von rund 2 Milliarden Euro im Jahr 1998 auf etwa 700 Millionen im vergangenen Jahr gefallen. Breitbandangebote sind die Gegenstrategie der TA. Im vierten Quartal 2005 will das Unternehmen in Wien TVoIP (Fernsehen über ADSL2+) anbieten, der Rollout in den Bundesländern ist für 2006 vorgesehen.

Die Mobilfunktochter des Konzerns hingegen freut sich auf die spätestens für das vierte Quartal geplante Übernahme der bulgarischen Mobiltel. Am heutigen Dienstag wurden die für die im Dezember erworbene Kaufoption fälligen 80 Millionen Euro bezahlt. Die Übernahme würde den Umsatz der Gruppe um rund ein Viertel mehren. 2004 setzte die Mobilkom Austria Group 2,13 Milliarden Euro (+5,8 Prozent) um, das EBITDA (Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) belief sich auf 765,4 Millionen Euro (+5,3 Prozent). Ähnlich stark (+4,5 Prozent) kletterte die Gesamtkundenzahl auf 4,95 Millionen zum Jahresende.

In Österreich erzielte die Mobilkom ein Kundenplus von 3,5 Prozent auf 3,274 Millionen und konnte damit trotz eines leichten Marktanteilsrückgangs auf 41 Prozent den Vorsprung gegenüber dem zweitgrößten Anbieter T-Mobile (25,7 Prozent nach Mobilkom-Schätzung) deutlich ausbauen. Der Umsatz wuchs um 5 von Hundert auf 1,68 Milliarden Euro, das EBITDA um 2,9 von Hundert auf 593,4 Millionen Euro. Also ist die EBITDA-Marge leicht auf 35,3 Prozent und damit unter den Wert der Festnetzsparte von 37,3 Prozent gefallen. Kopfzerbrechen bereitet der Mobilkom der harte Wettbewerb am österreichischen Mobilfunkmarkt, der zu einem Anstieg der Kosten für Kundengewinnung und Kundenbindung von 19,6 beziehungsweise 23 Prozent auf zusammen 143 Millionen Euro geführt hat.

Anders das Bild in Kroatien: Die Mobilfunk-Tochter VIPnet musste dort trotz eines deutlichen Kundenzuwachses (+8,1 Prozent auf 1,3 Millionen) 2 Prozentpunkte des Marktes an T-Mobile abtreten. Doch Umsatz (+10 Prozent auf 375,4 Millionen Euro) und EBITDA (+9,7 Prozent auf 152,7 Millionen) entwickeln sich gut. In Slowenien verbesserte Si.mobil trotz kaum gestiegener Kundenzahl den Umsatz um 7,3 Prozent auf 87,8 Millionen, das EBITDA wurde gar um 55,7 Prozent auf 20,4 Millionen erhöht. Die zehn Mitarbeiter der Mobilkom Liechtenstein erreichten einen Kundenzuwachs von 40 Prozent auf 3.500 Personen. Der Umsatz kletterte dabei um 23,6 Prozent auf 11 Millionen, das EBITDA sogar um 80 Prozent auf 1,8 Millionen Euro. (Daniel AJ Sokolov) (jk)