Telekom-Chef verteidigt Konzernumbau als Beschäftigungssicherung
"Wir brauchen eine langfristige Perspektive für die Menschen, und das geht nur, wenn wir uns im Wettbewerb behaupten", sagte René Obermann in einem dpa-Gespräch.
Telekom-Chef René Obermann will mit dem geplanten Konzernumbau einen weiteren Stellenabbau beim größten europäischen Telekommunikationskonzern vermeiden. "Wir brauchen eine langfristige Perspektive für die Menschen, und das geht nur, wenn wir uns im Wettbewerb behaupten", sagte Obermann in Hannover in einem dpa-Gespräch. Dazu müssten die Kosten für die Arbeit wettbewerbsorientiert und wirtschaftlich vertretbar sein. Der Bonner Konzern will rund 50.000 Mitarbeiter in neuen Geschäftseinheiten unter dem Namen T-Service bündeln, was die Gewerkschaft ver.di ablehnt.
Mit dem Umbau sollen die Kosten gesenkt und die Servicequalität verbessert werden. An diesem Donnerstag beginnen die Verhandlungen mit ver.di über den geplanten Umbau. Obermann verteidigte die Gründung von T-Service erneut als alternativlos: "Nur so können wir Arbeit langfristig im Konzern halten, was im Sinne der Beschäftigten ist, und daran sollte auch den Arbeitnehmervertretern gelegen sein." Die Telekom hatte Ende Januar wegen des harten Wettbewerbs in Deutschland ihre Prognose für 2007 gesenkt. Betroffen ist davon vor allem die Festnetzsparte T-Com, die im vergangenen Jahr über zwei Millionen Kunden verlor.
Ihre Wettbewerbsfähigkeit will die Telekom mit längeren Arbeitszeiten und Einschnitten bei den Löhnen erhöhen. "Wir haben einen immensen Produktivitätsnachteil und Rahmenbedingungen, die dem Wettbewerb nicht gerecht werden", sagte Obermann. Als Beispiel nannte er die 34-Stunden-Woche, statt der sonst üblichen 38 bis 40 Stunden Wochenarbeitszeit. Spekulationen über eine Kürzung der Gehälter um 50 Prozent bezeichnete er als Kampfesrhetorik. Mit T-Service will das Unternehmen seine jährlichen Kosten um 900 Millionen Euro senken.
Seit der Umwandlung in eine Aktiengesellschaft hat die Telekom 100.000 Arbeitsplätze abgebaut, dabei aber keine betriebsbedingten Kündigungen ausgesprochen. "Wir wollen auch in Zukunft möglichst auf dieses Instrument verzichten", sagte Obermann. Allerdings werde das Unternehmen auch künftig nicht von Veränderungen verschont bleiben. "Wenn heute einer sagt, in drei Jahren sei Schluss mit Veränderungen, dann ist das unrealistisch." Daraus ergäben sich auch neue Chancen. "Auf der einen Seite macht zum Beispiel der technologische Fortschritt manche Arbeiten überflüssig, auf der anderen Seite gibt er neue Beschäftigungschancen." Mit neuen Techniken kämen neue Dienste und Anwendungen. (dpa) / (anw)