Telekom-Fusion noch umstritten

Der Zusammenschluß der Deutschen Telekom mit der Telecom Italia zur zweitgrößten Telefongesellschaft der Welt steht noch auf tönernen Füßen.

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Von
  • Christian Persson

Der Zusammenschluß der Deutschen Telekom mit der Telecom Italia zur zweitgrößten Telefongesellschaft der Welt steht noch auf tönernen Füßen. Einen Tag nach dem gemeinsamen Auftritt der beiden Vorstandschefs Ron Sommer und Franco Bernabe in London meldete die italienische Regierung am Freitag erneut massive Vorbehalte gegen die Megafusion an. Außerdem bemüht sich der italienische Olivetti-Konzern weiter um einen Kauf der Telecom Italia. Bedenken gegen die Firmenehe äußerten auch die großen Aktionärsvereinigungen der deutschen Privatanleger.

Die Kritik aus Rom entzündete sich einmal mehr an der Rolle des Bundes als Mehrheitsaktionär der Telekom. Trotz gegenteiliger Beteuerungen aus Bonn befürchtet die italienische Regierung weiterhin, daß die Deutschen ein zu großes Gewicht in der geplanten Telefon-Allianz einnehmen könnten. "Es ist nicht akzeptabel und denkbar, daß die Telecom Italia von einem staatlichen deutschen Unternehmen gekauft wird", sagte der italienische Finanzminister Vincenzo Visco in Rom. Er forderte, vor dem Abschluß der Verschmelzung die Privatisierung der Deutschen Telekom sicherzustellen. Dagegen ließ die Bundesregierung erkennen, daß sie Rom in dieser Frage nicht weiter entgegenkommen will. Ein Sprecher des Finanzministeriums verwies noch einmal auf ein Schreiben vom vergangenen Mittwoch. Darin hatte die Bundesregierung dem italienischen Schatzminister zugesichert, daß sie sich nicht in die Führung des neuen Unternehmens einmischen will. Außerdem hatte sie zugesagt, sich wie geplant vom nächstem Jahr an schrittweise von ihren Telekom-Anteilen zu trennen. Das Finanzministerium gehe deshalb davon aus, daß die Bedenken der italienischen Regierung ausgeräumt sein müßten.

Hintergrund dieser Haltung ist nach Informationen aus Regierungskreisen eine interne Absprache mit der Telekom. Damit die Kapitalmärkte nicht mit T-Aktien überschwemmt werden, soll der Bund seine Anteile nicht vor dem Sommer 2000 an die Börsen bringen. Ansonsten wäre die für Juni dieses Jahres angekündigte Kapitalerhöung der Telekom gefährdet, mit der allein 287 Millionen junge Aktien plaziert werden sollen. (cp)