Telekom-Immobilien: Staatsanwälte ermitteln weiter

Auseinandersetzungen um die Bewertung des Immobilienvermögens der Deutschen Telekom gab es seit der Umwandlung der Behörde in eine Aktiengesellschaft.

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Von
  • Sven-Olaf Suhl

Die Bonner Staatsanwaltschaft ermittelt weiter gegen die Deutsche Telekom AG. Dabei gehe es nach wie vor insbesondere um die Bewertung von Immobilienvermögen in der Bilanz, sagte Oberstaatsanwalt Fred Apostel am heutigen Mittwoch in Bonn. Berichte, nach denen andere Punkte inzwischen zu den Akten gelegt worden seien, beträfen alte Sachverhalte. Es handele sich auch um einen "Gesamtkomplex", zu dem ermittelt werde. Ein Ende des seit rund vier Jahren andauernden Verfahrens stehe kurzfristig nicht bevor. Wegen des Verdachts der falschen Testierung von Telekom-Bilanzen hatte die Staatsanwaltschaft Bonn im Juni auch gegen den Aufsichtsrats-Chef der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC Deutsche Revision (Frankfurt/Main), Reiner Dickmann, Ermittlungen eingeleitet.

Der Streit um den angemessenen Wert der Telekom-eigenen Immobilien ist so alt wie die Aktiengesellschaft selbst: Die heutige AG wurde zum Jahreswechsel 1994/95 gegründet. Während der Buchwert der Immobilen des Vorläufers "DBP Telekom" zum Jahresende 1994 23 Milliarden DM betrug, wurden am Neujahrstag daraus 35 Milliarden. So sollte die Aktiengesellschaft attraktiv für institutionelle und private Anleger weltweit werden. Im Herbst 1996 wurden die ersten "T-Aktien" an der Börse gehandelt. Die aufwendigen Werbekampagnen für die T-Aktie als "Volksaktie" sind unvergessen, der damalige Vorstandsvorsitzende Ron Sommer personifizierte den Anspruch der Telekom, zum "Global Player" unter den Telekom-Anbietern aufzurücken.

2001 ruderte die Telekom dann zurück und kündigte -- im unteren Teil einer Pressemitteilung versteckt -- Wertberichtigungen am Grundstücksvermögen um rund 2 Milliarden Euro an.

Die Bewertung der Immobilien war im Telekom-Vorstand von Anbeginn umstritten. In einer gerichtlichen Auseinandersetzung zwischen dem gefeuerten Chef der DeTeImmobilien, Frerich Görts, mit seinem früheren Arbeitgeber kamen Details ans Tageslicht. Görts gab vor Gericht an, bereits am 8. September 1998 in einem vertraulichen Brief an den damaligen DTAG-Aufsichtratsvorsitzenden Helmut Sihler und Vorstandschef Ron Sommer sein "Entsetzen über die flächendeckende Falschbewertung des Immobilienvermögens der Deutschen Telekom AG" ausgedrückt zu haben. Die Zahlen seien ohne Korrektur in den Börsenprospekt für den Börsengang 1996 gelangt. Zehn Tage nach dem Brief würde Görts fristlos gekündigt.

Indes lässt das deutsche Bilanzierungsrecht weite Spielräume für die Bewertung von Immobilien -- oft zum Nachteil der Anleger und Eigentümer: Weitere prominente Beispiele sind die HypoVereinsbank oder die Bankgesellschaft Berlin. (ssu)