Telekom: T-Mobile USA treibt Wachstum an

Die Gerüchte über einen Verkauf von T-Mobile USA wollen nicht verstummen -- aus Unternehmenskreisen werden sie als Quatsch bezeichnet, auch wenn es keine offizielle Stellungnahme gibt.

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Von
  • Peter Lessmann
  • dpa

Für die Deutsche Telekom ist sie offiziell eine Perle des Konzerns und ein Wachstumsmotor erster Güte. Keine Mobilfunkfirma im Verbund des rosa Riesen hat in den vergangenen Jahren ein solches Wachstum hingelegt wie T-Mobile USA. Und doch wollen die Gerüchte über einen Verkauf nicht verstummen. Anfang Juli tauchten im Wall Street Journal erneut Berichte auf, die Telekom erwäge eine Trennung von ihrer Tochter in Übersee, die einmal VoiceStream hieß und deren Erwerb die Telekom in diesen Tagen vor fünf Jahren angekündigt hatte.

Doch Branchenexperten können sich einen Verkauf partout nicht vorstellen. Offiziell äußert sich die Telekom nicht zu den Marktgerüchten. "Quark hoch drei", heißt es jedoch in Kreisen des Unternehmens; und auch Analysten winken ab. "Welches Unternehmen könnte man denn kaufen, das vergleichbar schnell wächst?", fragt Theo Kitz von der Privatbank Merck Finck & Co. Nach seinen Worten "ist die T-Mobile USA ein Lichtblick und der wichtigste Dynamo im Konzern". Selbst wenn Finanzvorstand Karl-Gerhard Eick solche Gedankenspiele mit Investoren durchexerziert haben sollte -- die ständige Überprüfung des Portfolios und das Ausschauhalten nach Alternativen ist Teil seines Jobs, mehr nicht. Dabei hatte Vorstandschef Kai-Uwe Ricke noch vor wenigen Jahren an den Kapitalmärkten viel Überzeugungsarbeit zu leisten. Denn die Telekom, die unter einer horrenden Schuldenlast ächzte, suchte nach Wegen, durch das Heben von Sparpotenzialen schnell aus der Misere zu kommen. Immer wieder legten Investoren der Telekom nahe, die US-Tochter zu verkaufen. Doch Ricke blieb hart, und die weitere Geschäftsentwicklung gab ihm Recht. Unter allen Tochterfirmen ist T-Mobile US mit hohen zweistelligen Zuwachsraten die erfolgreichste.

Dabei hatte alles zunächst gar nicht danach ausgesehen. Als der frühere Telekom-Chef Ron Sommer den Zukauf ankündigte, löste das in der Branche Kopfschütteln aus. Mehr als 40 Milliarden Euro legte die Telekom schließlich für ein Unternehmen auf den Tisch, das gerade einmal 3 Millionen Kunden hatte. VoiceStream war landesweit lediglich die Nummer sechs. Die Konkurrenten wie Verizon, Cingular Wireless und AT&T Wireless schienen uneinholbar. Doch T-Mobile USA drehte auf: In diesem Jahr sollen mehr als 20 Millionen Kunden mit T-Mobile USA telefonieren. Nach der ersten großen Fusionswelle ist die Zahl der nationalen Anbieter auf vier geschrumpft. Anders als in Europa könne man in den USA als Nummer vier bestehen, da die absoluten Kundenzahlen höher seien, sagte der Chef von T-Mobile USA, Robert Dotson, erst vor wenigen Wochen am Firmensitz in Seattle.

Tatsächlich hat die Telekom sich einiges vorgenommen: "T-Mobile USA wird auch zukünftig der wesentliche Wachstumstreiber für die Mobilfunkdivision der Deutschen Telekom sein", heißt es im Verschmelzungsbericht von T-Online vom März dieses Jahres. Nach dem dort aufgeführten 10-Jahres-Plan sollen sich die Umsätze bis 2014 auf 18,4 Milliarden Euro praktisch verdoppeln. Bei der Kundenzahl wird eine Größenordnung zwischen 30 Millionen und 35 Millionen genannt. Schon heute liegt die Gesellschaft mit mehr als 9 Milliarden Euro Umsätze deutlich vor ihrer deutschen Schwester, wenngleich die auf deutlich mehr Kunden kommt. Aber in den USA telefonieren die Teilnehmer im T-Mobile-Netz rund vier Mal so viel und tragen somit zu einem höhere Umsatz pro Kunde (ARPU) bei, den die Telekom für die kommenden zehn Jahre auf durchschnittlich 50 US-Dollar beziffert.

Trotzdem muss der rosa Riese für den weiteren Netzausbau und den Erwerb von UMTS-Lizenzen viel Geld in die Hand nehmen. Für den Erwerb von Lizenzen und den Netzausbau werden in der Branche Summen zwischen 6 Milliarden und 10 Milliarden Euro genannt. Kitz: "Das wird den Cash-flow der Telekom stark belasten." (Peter Lessmann, dpa) / (jk)