Telekom, T-Online, Post: Staatsunternehmen an die Börse

Die Serie der Börsengänge ehemaliger Staatsunternehmen geht nach T-Online in diesem Jahr mit T-Mobile und der Deutsche Post weiter.

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Von
  • Ulf Baier
  • dpa

Die Serie der Börsengänge ehemaliger Staatsunternehmen geht weiter: Nach T-Online sollen in diesem Jahr noch die Mobilfunktochter der Deutschen Telekom, "T-Mobile", und die Deutsche Post an den Markt gebracht werden. Dazu kommt eine dritte Tranche von T-Aktien, die der Bund in diesem Jahr verkaufen will. Dabei ist allen Emissionen nach Auffassung von Analysten gemein, dass sie gute Chancen am Aktienmarkt haben werden.

Im Juni soll es mit "DT-3", so die gängige Abkürzung der dritten Emission von Telekom-Aktien, soweit sein. Wer bei T-Online zu kurz kam, werde hier bessere Chancen haben, sagte Telekom-Chef Ron Sommer am Montag in Frankfurt. 1996 ging das Unternehmen das erste Mal an die Börse, 1999 kam die zweite Tranche an den Markt. Noch 43,2 Prozent des Kapitals gehören unmittelbar dem Bund als ehemaligem Eigentümer, hinzu kommen 21 Prozent, die bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau geparkt sind. Was und wie viel davon an die Börse kommen soll, sei noch unklar, wie Telekom-Pressesprecher Stephan Broszio erklärt. Das hänge jeweils vom akuten Finanzbedarf des Bundes ab. Allerdings spreche dessen bisherige Politik dafür, dass die Tranche nicht all zu groß ausfallen wird. "Wahrscheinlich ist, dass es in kleinen Schritten weiter geht," sagte Broszio.

Die neuen Papiere sind genauso zu bewerten wie die bisherigen T- Aktien, erläutert ein Analyst eines süddeutschen Finanzhauses. Für sie spreche die bisherige Performance des "Bombenpapiers". Die ersten T-Aktien kamen 1996 für 28,50 Mark an den Markt. Mit einem aktuellen Kurs von rund 69 Euro hat das Papier seinen Wert etwa vervierfacht. Kurzfristig ist die Telekom jedoch von der schlechten Stimmung in dem Marktsegment betroffen, von dem "grundsätzlich niemand sagen kann, wann sie vorbei ist." Die Aktie hat in den Augen des Branchenexperten jedoch eine "Erfolgsstory" hinter sich, die so nicht erwartet worden sei.

Die könnte es womöglich auch bei der Tochter "T-Mobile" geben. Zwar stehen Datum und weitere Eckdaten der Emission noch nicht fest. Holger Grawe, Telekom-Analyst bei der WestLB Panmure, hält die Aktie dennoch für "ein sehr interessantes Investment." Mit Beteiligungen in der Tschechischen Republik, Polen, Russland, Österreich und anderen Staaten sei das Unternehmen auf mehreren Wachstumsmärkten gleichzeitig positioniert. Die Vergangenheit als Behörde spiele keine Rolle mehr: "T-Mobile, das ist kein verlängerter Staatsapparat", sagt Grawe. Allerdings käme der Konzern in der Größe nicht an die britisch-amerikanische und kürzlich um Mannesmann ergänzte Vodafone Airtouch heran.

Jenseits vom Telekommunikationssegment und zumindest nicht eindeutig in der "New Economy" soll im Herbst mit der Deutschen Post die vierte Emission aus der Reihe ehemaliger Staatsunternehmen über die Bühne gehen. Nach Angaben der "Financial Times Deutschland", die sich wiederum auf den ehemaligen Postminister Wolfgang Bötsch (CSU) beruft, soll es am 6. November so weit sein. "Gemessen an Trendwerten steht bei der Aktie einiges an Arbeit bevor. Sie ist einfach nicht sexy" sagt der Analyst eines Münchner Finanzhauses. Allerdings sei das Unternehmen beim Umbau von einer Behörde zu einem Logistikkonzern "gut voran gekommen." Gute Chancen sieht er bei der Post als Bindeglied "zwischen New Economy und Old Economy." Schließlich müssten alle per E-Commerce bestellten Güter auch zugestellt werden.

Nach Auskunft des Unternehmens erwirtschaftet die herkömmliche gelbe Post mittlerweile nur noch 20 Prozent des Gesamtumsatzes. "Positiv" nennt Seidenstücker auch die Beteiligungen des Konzerns. Der Post gehört zu 25 Prozent der Express-Zustelldienst DHL und zu 100 Prozent die deutschen Großspedition Danzas. Großes Potenzial sehen Branchenkenner in einem geplanten Joint Venture mit der Lufthansa. Ob es dazu kommen wird, ist allerdings noch offen: "Wir können uns grundsätzlich jede Form der Zusammenarbeit vorstellen," hieß es dazu aus der Post-Pressestelle. (Ulf Baier, dpa-AFX) (jk)