Telekom bestätigt Fusionspläne für britische Tochter

Aus T-Mobile UK und Orange wollen die beiden Konzernmütter Deutsche Telekom und France Télécom den neuen britischen Marktführer formen. Bis Ende Oktober soll das neue Joint Venture unter Dach und Fach sein.

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Die Deutsche Telekom und der französische Ex-Monopolist France Télécom planen, ihre britischen Tochtergesellschaften in ein gleichberechtigtes Joint Venture einzubringen. Über die Zusammenlegung von T-Mobile UK und Orange seien bereits exklusive Verhandlungen aufgenommen worden, erklärten beide Unternehmen am heutigen Dienstag und bestätigten damit entsprechende Berichte vom Vortag. Der Vertrag solle Ende Oktober abgeschlossen werden. Dem Vorhaben müssen die Aufsichtsräte der beiden Konzerne sowie die zuständigen Wettbewerbsbehörden zustimmen.

Das neue Gemeinschaftsunternehmen würde mit nach Telekom-Angaben derzeit 28,4 Millionen Kunden und einem Marktanteil von 37 Prozent die Marktführerschaft in Großbritannien übernehmen. Die neue Nummer Eins in Großbritannien soll vom derzeitigen Orange-CEO Tom Alexander geführt werden. Der britische T-Mobile-Chef Richard Moat soll als COO die Leitung des operativen Geschäfts übernehmen. Den Aufsichtsrat wollen Telekom und France Télécom paritätisch besetzen. Die beiden Marken werden den Angaben zufolge noch anderthalb Jahre weitergeführt. In der Zwischenzeit soll eine neue Markenstrategie für das neue Unternehmen erarbeitet werden.

In das Joint Venture will die Deutsche Telekom die gesamten Aktivitäten von T-Mobile UK ohne Schulden sowie die 50-prozentige Beteiligung von T-Mobile UK am 3G-Netz-Joint-Venture mit Hutchinson einbringen. France Telecom würde sämtliche Aktivitäten von Orange UK inklusive des Breitbandgeschäfts sowie Schulden in Höhe von 1,25 Milliarden britischen Pfund (1,43 Milliarden Euro) in die Ehe mitbringen, um den Bewertungsunterschied der eingebrachten Unternehmenswerte auszugleichen. Orange ist mit knapp 22 Prozent Marktanteil derzeit die Nummer Drei auf dem britischen Mobilfunkmarkt, gefolgt von T-Mobile mit knapp 15 Prozent.

Aus der Integration beider Unternehmen würden Synergien von mehr als 3,5 Milliarden Pfund (4 Milliarden Euro) erwartet, teilte die Telekom weiter mit. Die operativen Kosten beider Mobilfunker sollen ab 2014 um jährlich mehr als 445 Millionen Pfund (508 Millionen Euro) gesenkt werden. Die Telekom hofft, vor allem durch die gemeinsame Nutzung ihres Netzwerks sowie im Vertrieb und Marketing zu sparen. Auch bei den Investitionen in die Mobilfunknetze soll sich der Zusammenschluss mit 620 Millionen Pfund in den Jahre 2010 bis 2014 auszahlen, später sollen es 100 Millionen Pfund jährlich sein. Dem stehen erwartete Integrationskosten von 600 Millionen bis 800 Millionen Pfund (bis zu 914 Millionen Euro) in den Jahren 2010 bis 2014 entgegen.

"Wir werden Marktführer – davon profitieren unsere Kunden zum Beispiel mit dem besten Breitband-Angebot im Mobilfunk. Im zweitgrößten Markt Europas mit seinem extrem harten Wettbewerb geben wir T-Mobile UK eine klare strategische Zukunft. Wir haben mit diesem Gemeinschaftsunternehmen die beste unternehmerische Entscheidung für die Deutsche Telekom und ihre Aktionäre getroffen", erklärte Telekom-Finanzchef Tim Höttges. Monatelang war über einen Verkauf der angeschlagenen britischen Telekomtochter spekuliert worden, auf die die Bonner im ersten Quartal 1,8 Milliarden Euro abschreiben mussten. Vodafone und Telefónica-O2 hatten zuletzt milliardenschwere Angebote auf den Tisch gelegt.

Orange wurde 1994 vom Hongkonger Konzern Hutchison Whampoa gegründet und hatte seinen Hauptsitz zunächst im englischen Bristol. 1996 ging das Unternehmen an die Londoner Börse. Drei Jahre später kaufte der deutsche Telekommunikationskonzern Mannesmann Orange für 60 Milliarden Mark – in der Übernahmeschlacht mit Vodafone wollte Mannesmann so auch den Verkauf abwehren. Im Jahr 2000 übernahm Vodafone dennoch Mannesmann inklusive Orange. Aus kartellrechtlichen Gründen trennte sich Vodafone aber noch im selben Jahr von Orange. France Télécom kaufte den Mobilfunkanbieter dann für 48 Milliarden Euro. (vbr)