Telekom droht Deutscher Bank mit Konsequenzen

Die Deutsche Bank steht wegen ihres umstrittenen Verhaltens beim Verkauf großer Stückzahlen der T-Aktie weiterhin im Kreuzfeuer der Kritik.

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  • dpa

Die Deutsche Bank steht wegen ihres umstrittenen Verhaltens beim Verkauf großer Stückzahlen der T-Aktie weiterhin im Kreuzfeuer der Kritik. So will sich die Deutsche Telekom weitere Schritte vorbehalten. "Wir werden die Transaktion rechtlich überprüfen", sagte Telekom-Sprecher Ulrich Lissek. Sollte sich dabei ein Fehlverhalten der Deutschen Bank herausstellen, könne dies erhebliche Konsequenzen für die geschäftlichen Beziehungen beider Häuser haben. Spekulationen, die Telekom könnte sich sogar ganz von Deutschlands größtem Kreditinstitut trennen, wiesen die Bonner jedoch zurück.

Auch die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) rügte das Verhalten der Deutschen Bank, die zu Wochenbeginn nur einen Tag nach einer öffentlichen Kaufempfehlung 44 Millionen Aktien der Deutschen Telekom umplatziert hatte. Die Deutsche Bank habe der Aktienkultur in Deutschland einen "Bärendienst" erwiesen, sagte DSW-Geschäftsführer Klaus Nieding in Frankfurt.

Die Aktionärsvereinigung hat beim Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel (BAWe) deshalb eine Prüfung angeregt. "Wir haben das BAWe gebeten, zu prüfen, ob hinter dem Aktienverkauf nicht mehr steckt", erläuterte Rechtsanwalt Nieding. Eine Sprecherin des BAWe sagte: "Es ist natürlich klar, dass wir im Rahmen unserer Marktbeobachtungen auch diesen Vorgang untersuchen werden".

Nieding sieht in dem umstrittenen Aktienverkauf durch die Deutsche Bank einmal mehr einen Beleg "für die Ohnmacht der Kleinanleger". Die an den Börsen ausgelöste Verkaufspanik durch die überraschende Transaktion ließ den Kurs der Telekom-Aktie heftig abstürzen. Bis Freitagmittag ging es sogar knapp unter die Marke von 20 Euro. Seit Montag vergangener Woche büßte die Telekom satte 15 Milliarden Euro an Wert. Die Marktkapitalisierung schrumpfte binnen fünf Tagen von rund 100 auf nur noch knapp 85 Milliarden Euro.

Die Deutsche Bank wollte sich bisher noch nicht ausführlich äußern. Ein Konzernsprecher sagte lediglich, die Analystenstudie sei langfristig vorbereitet worden und habe mit dem Auftrag der Großkunden nichts zu tun. Nach Ansicht Niedings wirft dies jedoch wieder grundsätzlich die Frage auf, inwieweit die Empfehlungen der Banken mit dem eigenen geschäftlichen Handeln im Einklang stehen. "Es ist ja wenigstens positiv, dass die Deutsche Bank nicht Telekomaktien aus eigenem Bestand verkauft hat. Das wäre skandalös gewesen".

Dennoch zeige dieser Vorgang, dass es nach wie vor an Transparenz bei Banken mangele. Eine Abteilung wisse oft nicht, was die andere mache oder sage. Gefährlich werde dies für die Kundschaft, wenn sie sich auf die Anlageempfehlungen der Institute verlasse. "Da stellt sich auch in diesem Fall die Frage nach der Anlageberatungshaftung", meint Nieding. Wenn ein Kunde der Deutschen Bank etwa am Montag im Vertrauen auf die Kaufempfehlung Aktien der Deutschen Telekom geordert habe und nun auf den Verlusten sitze, müsse sich die Bank nach ihrer Gesamtverantwortung fragen lassen. Endgültige Klarkeit könne aber nur der Gesetzgeber schaffen, in dem er beim umstrittenen Analyse- und Beratungsverhalten der Banken und Sparkassen künftig stringente Richtlinien setze, so Nieding.

Der Erlanger Börsenexperte Wolfgang Gerke forderte in entsprechenden Fällen Konsequenzen für die Geldinstitute. "Die Banken müssen bestraft werden, wenn sie Interessenkonflikte in der Compliance-Abteilung nicht lösen können", sagte der Professor für Bank- und Börsenwesen der Universität Erlangen am Freitag dem Auslandsfernsehen der Deutsche Welle. Die Compliance-Abteilung ist die interne Aufsichtsabteilung einer Bank, die beispielsweise Insidergeschäfte oder Geldwäsche verhindern soll. "Wir müssen verhindern, dass solche Konflikte in dieser Form auf uns Anleger zukommen", sagte Gerke. Allerdings sei es schwer, derartige Fälle künftig völlig auszuschließen.

Skeptisch äußerte sich Gerke zu Schadensersatzforderungen von Kleinanlegern. Diese müssten quasi nachweisen, dass die Deutsche Bank absichtlich jemanden habe schädigen wollen. Er gehe nicht davon aus, dass dies der Fall gewesen sei. Ich glaube vielmehr, dass es Dummheit war". (dpa/Thorsten Dambeck) / ()