TeliaSonera baut finnische Telefonzellen ab

Der schwedisch-finnische Telefonkonzern begründet die Einstellung des Dienstes mit stetig fallenden Umsätzen, die 2004 nur noch 1,3 Millionen Euro ausgemacht hätten.

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TeliaSonera hat beschlossen, bis Ende April 2006 alle Telefonzellen in Finnland abzubauen. Es handelt sich um knapp 2000 Apparate an 260 Standorten, vorwiegend in Gebäuden. Insgesamt dürfte es in Finnland noch rund 5000 öffentliche Fernsprecher geben, nachdem sich bereits 15 Anbieter aus diesem Geschäftsfeld zurückgezogen haben. TeliaSonera begründet die Einstellung des Dienstes mit stetig fallenden Umsätzen, die 2004 nur noch 1,3 Millionen Euro ausgemacht hätten. Geräte und Software seien veraltet und der für die Telefonwertkarten erforderliche Chip würde nicht mehr produziert. In Umlauf befindliche Karten können bei kompatiblen Apparaten anderer Anbieter bis Ende 2006 abtelefoniert werden.

In Finnland telefonieren bereits rund 40 Prozent der Haushalte nur noch mobil und verfügen über kein Festnetztelefon mehr. Vor diesem Hintergrund gibt es keine rechtlichen Verpflichtungen zum Betrieb von Telefonzellen. Anders in Deutschland: Hier ist die T-Com mit dem im TKG vorgesehenen Universaldienst "flächendeckende Bereitstellung von öffentlichen Münz- und Kartentelefonen an allgemeinen und jederzeit für jedermann zugänglichen Standorten entsprechend dem allgemeinen Bedarf" betraut. Abgesehen von Standorten, die über keine ausreichende Mobilfunkversorgung verfügen, darf die T-Com Fernsprecher mit Einnahmen von weniger als 127,82 Euro (250 DM) pro Monat abbauen, wenn die Entfernung zum nächsten alternativen Standort "für den Bürger zumutbar" ist. "Zumutbar" ist ein dehnbarer Begriff -- der Beirat der RegTP legte dafür 2002 einen "Richtwert" von zwei bis drei Kilometern fest. Die T-Com betreibt in Deutschland rund 110.000 Zellen.

In der Schweiz ist die Swisscom verpflichtet, in jeder politischen Gemeinde mindestens eine Telefonzelle zu betreiben. Die Swisscom betreibt 8500 Wertkartenapparate, von denen 1760 auch mit Münzen gefüttert werden können. Telekom Austria (TA) hingegen reduziert die Menge der Wertkartensprechstellen stärker, als die Zahl der Münztelefone. Die Zahl der Telefonzellen verrät die TA nicht, im Juni 2004 waren es laut Regulierungsbehörde 23.000. Die Universaldienstverordnung verpflichtet die TA, "zumindest den Grad an flächendeckender Versorgung durch öffentliche Sprechstellen aufrechtzuerhalten, der zum 1. Jänner 1999 bestanden hat." Im Unterschied zu Deutschland und der Schweiz kann sich der österreichische Universaldienstleister etwaige Verluste aus dem Betrieb von Telefonzellen aus einem Fonds ersetzen lassen, der von allen Telekommunikationsanbietern umsatzanteilig gespeist werden müsste. (Daniel AJ Sokolov) / (anw)