Terraform Labs einigt sich mit SEC: 4,2 Milliarden Dollar sind nichts​

4,5 Milliarden Dollar sollen Do Kwon und Terraform Labs laut einem Vergleich an die SEC zahlen. Erhalten wird die Behörde wohl nichts.​

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Werbesujet: Seifenblasen und der Schriftzug TerraUSD

(Bild: Shutterstock)

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Terraform Labs und deren Gründer Do Kwon legen einen Rechtsstreit mit der US-Kapitalmarktbehörde SEC durch einen Vergleich bei. Dabei akzeptieren sie allerlei Unterlassungsgebote, darunter ein lebenslanges Betrugsverbot, ein lebenslanges Verbot des Handels mit Kryptowährungen und ein lebenslanges Verbot, in der US-Wertpapierbranche zu arbeiten. Schlagzeilen macht die finanzielle Seite: Der Vergleich ist rund 4,5 Milliarden US-Dollar schwer.

Allein, das Geld wird wohl nie an den US-Staatshaushalt fließen. Denn Terraforms Labs ist in Konkurs, und der weiterhin in Montenegro in Auslieferungshaft sitzende Kwon hat bloß Millionen, keine Milliarden. Und die sollen Opfer teilweise entschädigen.

Das von Kwon mitgegründete Kryptounternehmen Terraform Labs war für die Kryptowährung TerraUSD verantwortlich, den einst viertgrößten sogenannten Stablecoin. Dieser "Stablecoin" war allerdings nicht durch entsprechende Rücklagen abgesichert, sondern sollte durch eine Wechselbeziehung zu einer anderen Kryptowährtung, Luna, algorithmisch stabil gehalten werden. Funktioniert hat das nicht. Einen ersten Einbruch konnte Kwon durch versteckte Unterstützung eines Geldgebers noch abfangen.

Doch im Mai 2022 brach das Terra-Luna-Kartenhaus wirklich zusammen. Das trug zu einer Flut von Insolvenzen anderer Kryptowährungsspekulanten bei. Das US-Bundesbezirksgericht für das Südliche New York hat Ende 2023 geurteilt, dass Terraform und Kwon gegen US-Kapitalmarktrecht verstoßen haben, indem sie securities (ungenau als "Wertpapiere" übersetzt) ohne notwendige Registrierung und Offenlegungen vertrieben haben. Kurz darauf hat Terraform Labs Konkurs angemeldet und Gläubigerschutz beantragt. Im selben Verfahren haben Geschworene im April festgestellt, dass Terraform und Kwon für die Verluste der TerraUSD-Spekulaten haften; Grund ist, dass das Unternehmen Vorschriften zur Vorbeugung vor Betrug sowie vor Täuschung von Anlegern nicht befolgt hat, und Kwon das Unternehmen kontrolliert hat.

Kwon ist sowohl in den USA als auch in seinem Heimatland Südkorea strafrechtlich angeklagt. Diesbezüglich gilt die Unschuldsvermutung. Kwon hat sich mit einem gefälschten Reisepass nach Montenegro abgesetzt; dort wurde er verhaftet, wegen des gefälschten Ausweises zu einer Haftstrafe verurteilt, und soll nun außer Landes gebracht werden. Allerdings ist noch nicht entschieden, ob er (wie von ihm bevorzugt) an die Justiz Südkoreas übergeben wird, oder an jene der Vereinigten Staaten von Amerika.

Der Vergleich im zivilrechtlichen Gerichtsprozess mit der SEC sieht theoretisch vor, dass bei Terraform rund 3,6 Milliarden Dollar Bereicherung abgeschöpft werden, davon 110 Millionen bei Kwon persönlich. Hinzu kommen 467 Millionen Dollar Zinsen und eine halbe Milliarde Dollar Geldstrafe, davon 80 Millionen Dollar für Kwon. In Summe sind das rund 4,5 Milliarden Dollar. Für die Geldstrafen dürfen weder Versicherungsleistungen noch Steuerabschreibungen in Anspruch genommen werden.

Praktisch ist so viel Geld beileibe nicht vorhanden. Und was vorhanden ist, soll an die Opfer gehen. Der US-Staatshaushalt und Inhaber von Terraform-Aktien werden also leer ausgehen. Kwon verspricht, binnen 30 Tagen sieben Millionen Dollar einzuzahlen und außerdem verbliebene Kryptowährungsbestände herauszugeben. Das Gericht muss dem Vergleich noch zustimmen, was in den meisten Fällen Formsache ist.

Das Verfahren heißt SEC v Terraform Labs et Do Kyeong Kwon und ist am US-Bundesbezirksgericht für das Südliche New York unter dem Az. 1:23-cv-01346 anhängig.

(ds)