Test: Russland koppelt drei Regionen vom globalen Internet ab
Russland hat "Ersatzinfrastrukturen" fĂĽr den russischen Teil des Internets erprobt. Berichten zufolge waren drei Regionen vom Ausland abgekoppelt.

(Bild: Maxim Gaigul/Shutterstock.com)
Russland hat am Wochenende die Abkoppelung mehrerer Regionen vom globalen Internet erprobt. Der Test diente russischsprachigen Medien zufolge dazu, die Funktionsfähigkeit eines rein inländischen Netzwerkes zu erproben. Dies hatte die russische Zensurbehörde Roskomnadsor so angekündigt. Es handele sich dabei um jährliche Tests, die darauf abzielten, die Ersatzinfrastruktur auf den Prüfstand zu stellen. Betroffen waren Medienberichten zufolge die Regionen Dagestan, Tschetschenien und Inguschetien.
Im Zuge der Abkoppelung, die am 6. und 7. Dezember erfolgt sei, hätten Nutzer in den betroffenen Regionen keine Möglichkeit mehr gehabt, sich mit Messengerdiensten wie WhatsApp oder Telegram zu verbinden, berichtet der US-Think-Tank "Institute for the Study of War" unter Berufung auf verschiedene Quellen. Neben ausländischen seien auch einige inländische Websites nicht mehr erreichbar gewesen. Auch per VPN gab es kein Herauskommen aus der Isolation.
Ziel: Eine GroĂźe Firewall?
Zur Auswahl der Regionen gibt es Vermutungen, dass der mehrheitlich muslimische Anteil der Bevölkerung und politische Instabilität den Ausschlag gegeben haben, dort bevorzugt zu testen. So könnte eine Große Firewall nach dem Vorbild Chinas (Projekt Goldener Schild) auch ein innenpolitisches Instrument darstellen, um Unruhen zu bekämpfen. Pläne für das "Staatsinternet" werden schon seit Jahren verfolgt.
Die russische Nachrichtenagentur Interfax sprach unter Bezug auf Regierungsstellen hingegen davon, dass die Abkoppelung zum sogenannten RuNet dazu diene, "die Verfügbarkeit wichtiger ausländischer und russischer Dienste im Falle eines absichtlichen externen Einflusses sicherzustellen". Sprich: Das russische Netz funktionsfähig zu halten, wenn es beispielsweise einen Cyberangriff von außen gäbe.
Angeblich keine Beeinträchtigungen
Die Übungen waren bereits Mitte November angekündigt worden – allerdings noch ohne Details, wo und wann diese ganz stattfinden sollen. Roskomnadzor (RKN) behauptete in diesem Zusammenhang, dass der Zugang zum globalen Internet für russische Nutzer nicht beeinträchtigt werde. Tatsächlich nimmt die russische Zensurbehörde für das Internet aber ohnehin umfangreiche Sperrungen von ausländischen Internetangeboten vor und begründet diese damit, dass die russische Gesetzgebung nicht beachtet werde. Erst am 7. Dezember wurde mitgeteilt, dass in Russland die Amazon-Cloud-Plattform, der deutsche Webhoster Hetzner sowie die Webhosting-Anbieter GoDaddy, DigitalOcean, HostGator, Ionos und Network Solutions beschränkt werden.
(mki)