Tether: 225 Millionen US-Dollar im Zusammenhang mit Menschenhandel eingefroren

Das bisher größte Einfrieren von USDT-Token in der Geschichte ist das Ergebnis monatelanger Ermittlungen gegen ein Betrugsschema in Südostasien.

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(Bild: kitti Suwanekkasit/Shutterstock.com)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Andreas Knobloch

Das Kryptounternehmen Tether hat nach eigenen Angaben Kryptowährungen im Wert von 225 Millionen US-Dollar eingefroren, die mit Menschenhandel in Südostasien in Verbindung gebracht wurden. Tether informierte am Montag in einem Blogeintrag über den Fall.

Dem Bericht zufolge haben Tether und die Kryptobörde OKX das US-Justizministerium bei einer Untersuchung unterstützt, "die dazu führte, dass Tether proaktiv und freiwillig etwa 225 Millionen USDT-Token in externen, selbstverwahrten Wallets einfriert, die mit einem internationalen Menschenhandelssyndikat in Südostasien in Verbindung stehen". Laut Tether ist es das bisher größte Einfrieren von USDT in der Geschichte. Die Gelder sollen mit einem globalen, sogenannten "Schweineschlacht"-Romantik-Betrug in Zusammenhang stehen. Der Begriff bezieht sich auf Fälle, in denen Betrüger über soziale Medien, Messenger- und Dating-Apps Vertrauen zu ihren Opfern aufbauen und diese dann unter Druck setzen, in gefälschte Kryptowährungen oder Online-Handelssysteme zu investieren. Details über die Gruppe oder wie sie die Kryptowährung verwendet hat, gab Tether nicht bekannt.

Die gemeinsame Untersuchung wurde dem Blogeintrag zufolge mit Hilfe von Tools des Blockchain-Analyseunternehmens Chainalysis durchgeführt. Während der monatelangen Ermittlungsarbeit von Tether und OKX wurden die US-Strafverfolgungsbehörden "proaktiv" auf den Verwahrungsort der illegalen Gelder aufmerksam gemacht. Dies führte dann dazu, dass der US-Geheimdienst ein Einfrieren beantragte, woraufhin Tether eine "freiwillige Sperrung" vornahm. "Die eingefrorenen Wallets befinden sich auf dem Sekundärmarkt und sind nicht mit Tethers Kunden verbunden”, schreibt Tether. Und weiter: “Soweit rechtmäßige Wallets von dieser Operation betroffen sind, wird Tether schnell mit den Strafverfolgungsbehörden und den Eigentümern dieser Wallets zusammenarbeiten, um sie gegebenenfalls wieder freizugeben.”

Tether wolle durch proaktives Engagement mit globalen Strafverfolgungsbehörden und seinem Eintreten für Transparenz "einen neuen Standard für die Sicherheit im Kryptobereich setzen", sagte Paolo Ardoino, CEO von Tether. Für Jason Lau, Chief Innovation Officer von OKX, wiederum ist die Zusammenarbeit mit den Ermittlungsbehörden ein "wesentlicher Bestandteil unseres Ansatzes, Vertrauen aufzubauen und dem öffentlichen Wohl zu dienen".

Tether wurde im Jahr 2014 als Brücke zwischen den traditionellen Bankensystemen und dem aufstrebenden Kryptomarkt geschaffen. Tether ist ein Stablecoin. 1 Tether (USDT) ist immer 1 US-Dollar (USD) wert und durch Bargeld, Schuldverschreibungen, Unternehmensanleihen oder anderen Vermögenswerte in US-Dollar gesichert. Laut den Daten von CoinGecko sind 87,9 Milliarden Tether-Token im Umlauf, was ihn zur drittgrößten Kryptowährung nach Bitcoin und Ether macht. Der Tether-Stablecoin wird von Anlegern verwendet, um beispielsweise Bitcoin zu handeln, ohne Krypto in Fiat-Geld tauschen zu müssen, das dies zusätzliche Zeit und Geld kostet.

Auch wenn Tether in dem oben beschriebenen Fall proaktiv mit den Strafverfolgungsbehörden zusammenarbeitet; im Sommer 2021 führten Ermittlungen gegen Tether selbst zu Erschütterungen auf dem Kryptowährungsmarkt. Im Zuge eines allgemeinen Kursrutsches an den Kryptomärkten im Mai vergangenen Jahres rauschten dann der bis dahin viertgrößte Stablecoin TerraUSD und der damit verbundene Coin Luna völlig ab und sorgte für gewaltige Verluste bei Investoren und Privatanlegern. Ein milliardenschweres Ökosystem rund um die Coins kollabierte in der Folge. Es war auch der Auftakt zu einer Reihe von Pleiten in der Kryptowährungsbranche.

Seit dem Zusammenbruch der Kryptohandelsplattform FTX und der Verhaftung ihres Gründers, Sam Bankman-Fried, verschärft die US-Regierung die Kontrolle der Kryptoindustrie. Anfang Juni verklagte die US-Börsenaufsicht SEC mit Binance die größte Kryptobörse der Welt. Im März hatte bereits die US-Kapitalmarktbehörde CTFC Klage gegen Binance und Gründer Changpeng Zhao eingereicht. Der Vorwurf: Die Kryptobörse soll Terrorfinanzierung und Geldwäsche bewusst ermöglicht und Beweise automatisch vernichtet haben. Einen Tage nach dem Vorgehen gegen Binance verklagte die SEC auch den US-Krypto-Platzhirsch Coinbase.

Eine Reihe von großen Volkswirtschaften, von Großbritannien oder Kanada bis zur Europäischen Union, haben ebenfalls Regeln für Stablecoins aufgestellt. Die EU-Richtlinien sollen Kryptobörsen einhegen und anonymen Handel mit Kryptowerten erschweren. Sie werden im Juni 2024 in Kraft treten.

(akn)