Tiefster Blick ins Milchstraßenzentrum: Neuer Stern um Sagittarius A* entdeckt

Im Monatsabstand gemachte Aufnahmen zeigen die Sterne um das zentrale Schwarze Loch der Milchstraße in bislang unerreichter Schärfe.

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(Bild: ESO)

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Dank einer neuen Analysetechnik konnten die Sterne um das zentrale Schwarze Loch der Milchstraße in diesem Jahr noch genauer beobachtet werden als je zuvor – dabei wurde auch ein weiterer Stern gefunden. Das hat nun ein Team um den Nobelpreisträger Reinhard Genzel vom Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik bekannt gegeben und die bisher tiefsten und schärfsten Bilder der Region öffentlich gemacht

Zu sehen sind die großen Positionsänderungen der dort rasend schnellen Sterne zwischen den im Monatsabstand aufgenommenen Aufnahmen. Darunter auch ein Stern namens S29, der auf 8740 Kilometer pro Sekunde (über 31 Millionen km/h) kommt. Der passierte das Schwarze Loch im Mai in 90 AE (Astronomischen Einheiten) Entfernung, also etwa der doppelten Distanz von Pluto zur Sonne.

Sterne in der Umgebung von Sagittarius A* (4 Bilder)

Aufnahme aus dem März 2021
(Bild: ESO/GRAVITY collaboration)

Die Aufnahmen sind dank eines Instruments namens GRAVITY am Very Large Telescope Interferometer (VLTI) der Europäischen Südsternwarte in Chile gelungen. Das Team war demnach selbst verblüfft von der Detailgenauigkeit und der Vielzahl an Sternen, die dank der räumlichen Auflösung der Instrumente zu sehen waren. Immerhin ist das gigantische Schwarze Loch Sagittarius A* 27.000 Lichtjahre von uns entfernt, wie anhand der neuen Daten berechnet wurde.

Ermöglicht werden die Aufnahmen durch die Kombination von Einzelaufnahmen mittels Interferometrie. Das Ergebnis sei 20 Mal schärfer als die Einzelbilder der vier VLT-Teleskope. Anhand der so beobachteten Bahnen habe man auch die Masse des Schwarzen Lochs noch einmal genauer ermitteln können, es kommt demnach auf 4,3 Millionen Sonnenmassen.

Die nun im Fachmagazin [i]Astronomy & Astrophysics[/i] vorgestellten Aufnahmen zeigen vier Sterne und das Schwarze Loch Sgr A*, das sie umkreisen. S29, S62 und S55 waren bereits bekannt, neu entdeckt wurde S300. Am deutlichsten zu erkennen sind die Bahnen von S29 und S55, aber auch die Bewegung von S300 ist auszumachen. Für die bislang präzisesten Aufnahmen aus dem Zentrum unserer Milchstraße hat das Forschungsteam auch auf Simulationen und Daten anderer Teleskope zurückgegriffen.

Der Forschungsleiter Genzel hatte vergangenes Jahr den Physik-Nobelpreis für die Entdeckung des supermassiven Schwarzen Lochs dort erhalten. Er und sein Team haben das Instrument GRAVITY weiterentwickelt und wollen dort mit GRAVITY+ noch lichtschwächere Sterne finden. Bei denen könnten die Auswirkungen der Rotation des Schwarzen Lochs zu sehen sein, hoffen sie.

(mho)