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Tödlicher Autounfall mit FaceTime: Gericht sieht keine Apple-Mitschuld

Leo Becker
Tödlicher Autounfall mit FaceTime: Gericht sieht keine Apple-Mitschuld

Einen Nicht-Stören-Modus fĂŒrs Auto gibt es in iOS seit 2017.

Dem Konzern wird vorgeworfen, die Videochat-Funktion im Auto nicht zu sperren und damit fahrlĂ€ssig zu handeln. Ein Berufungsgericht hat die Klage abgewiesen.

Apple kann nach Ansicht eines US-Gerichts nicht dafĂŒr verantwortlich gemacht werden, wenn iPhone-Nutzer sich am Steuer durch Apps ablenken lassen. Ein Berufungsgericht im US-Bundesstaat Kalifornien hat nun eine Klage abgewiesen, in der dem Konzern "grobe FahrlĂ€ssigkeit" sowie eine Mitschuld an einem tödlichen Verkehrsunfall zur Last gelegt wird, weil der Unfallverursacher offenbar durch ein FaceTime-Videotelefonat abgelenkt war. Die Klage war bereits in erster Instanz gescheitert, die KlĂ€ger hatten Berufung eingelegt.

Die KlĂ€ger fĂŒhren an, dass Apple um das Risiko weiß und eine Schutzfunktion patentiert hat, die Apps wie FaceTime und iMessage im Auto sperrt [1], das System aber nicht implementiert wurde – die verkauften iPhones seien deshalb "defekt". Bei den KlĂ€gern handelt es sich um eine Familie, deren Mitglieder durch einen Unfall schwer verletzt wurden, die fĂŒnfjĂ€hrige Tochter kam zu Tode. Der Unfallverursacher war Ende 2014 in ein Stauende gerast und dabei auf das Auto der KlĂ€ger aufgefahren. Die Polizei hatte das iPhone des Fahrers noch mit laufender FaceTime-App vorgefunden, heißt es in den Gerichtsunterlagen.

Das Verhalten des Unfallverursachers – die Nutzung von FaceTime "bei Autobahngeschwindigkeit" – habe die Familie in unmittelbare Gefahr gebracht, betont das Gericht in der BegrĂŒndung. Apple habe "nichts getan", dass das "rĂŒcksichtslose Fahrverhalten" veranlasst hĂ€tte. Hinzu kommt, dass der Vorwurf der groben FahrlĂ€ssigkeit nicht greife, da Apple gegenĂŒber der Familie keine "Sorgfaltspflicht" trĂ€gt, wie die BBC aus dem Urteil zitiert [2].

Ein im Jahr 2008 durch den iPhone-Hersteller eingereichtes und 2014 schließlich erteiltes Patent beschreibt eine App-Sperrfunktion fĂŒr Fahrer, die UnfĂ€lle durch Ablenkung am Steuer verhindern soll. Die Technik könne bestimmte iPhone-Funktionen automatisch abschalten, sobald sie eine Fortbewegung per Auto erkennt. Eine zusĂ€tzliche BildĂŒberprĂŒfung der Umgebung stelle sicher, dass dies nur fĂŒr den Fahrer gilt, fĂŒhrt Apple in der Patentschrift an. Mit iOS 11 hat der Apple den Nicht-Stören-Modus erweitert, um Benachrichtigungen im Auto zu unterbinden [3] – die Sperre ist aber optional und lĂ€sst sich jederzeit abschalten.

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(lbe [5])


URL dieses Artikels:
https://www.heise.de/-4255094

Links in diesem Artikel:
[1] https://www.heise.de/mac-and-i/meldung/FaceTime-am-Steuer-Klage-gegen-Apple-nach-toedlichem-Autounfall-3583052.html
[2] https://www.bbc.com/news/technology-46593100
[3] https://www.heise.de/mac-and-i/meldung/Apple-will-iPhone-Ablenkung-am-Steuer-verhindern-3754195.html
[4] https://www.heise.de/mac-and-i/meldung/iPhone-am-Steuer-Sammelklage-soll-Apple-zu-Sperrmechanismus-zwingen-3603168.html
[5] mailto:lbe@heise.de