Top500 der Supercomputer: Europa holt auf

Europa konnte bei den Supercomputern in der Top500-Liste wieder Asien überholen und liegt jetzt hinter den USA auf Platz zwei. Den Spitzenreiter stellt weiterhin China mit 55 bzw. 33,8 Petaflops (theoretische respektive praktische Linpack-Performance).

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Top500 der Supercomputer: Europa holt auf
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Von
  • Andreas Stiller

Die neue Top500-Liste der Supercomputer bringt wenig Veränderungen, allerdings leichte Verschiebungen zugunsten von Europa. Ansonsten steht weniger die aktuelle Liste auf der SC14 in New Orleans im Mittelpunkt, sondern die kürzlich bekannt gegebene Entscheidung der amerikanischen Regierung, für über 400 Millionen US-Dollar ab 2017 wieder die Spitzenposition markieren zu wollen und zwar mit IBM OpenPower und Nvidia Volta. Eines der beiden geplanten Großsysteme soll dann mit bis zu 300 Petaflops (PFlops) nicht mehr all zu weit vom Exaflops-Zielpunkt in dieser Dekade entfernt liegen. Aber auch mehrere chinesische Firmen gehören zum OpenPower-Konsortium und so könnte China da noch ein Wörtchen mitreden.

Die 44. Parade der Supercomputer (10 Bilder)

Tianhe-2

#1:Tianhe-2 Mit Intel Iyv Bridge EP und Xeon Phi erreicht der er knapp 34 Pflops (Bild: Jack Dongarra)

Der aktuelle Spitzenreiter der nunmehr 44. Top500-Liste ist weiterhin der chinesische Tianhe 2 mit theoretisch 55 und praktisch 33,8 PFlops, der seine Linpack-Performance aus 45.600 Xeon-Phi-Karten speist. Auch dahinter ist in der Top10 alles beim Alten, es folgt mit 17,6 PFlops der Titan des Oak Ridge National Laboratory, basierend auf Cray XK7 mit AMD Bulldozer und Nvidia Tesla K20x. Den dritten Platz hält der BlueGene-Q-Rechner Sequoia vom Lawrence Livermore National Lab mit 17,2 PFlops. Schnellster europäischer Rechner ist der schweizerische Piz Daint auf Platz 6 mit 6,3 PFlops, aufgebaut aus Cray XC30 mit Xeon E5 und Nvidia K20x.

Lediglich auf Platz 10 gibt es einen Neuling, ein weiteres Cray-System der amerikanischen Regierung, das mit CS-Storm und mit 3900 Nvidia-K40-Karten mit 3,5 PFlops etwas leistungsfähiger ist als das vorherige XC30 mit 3,1 PFlops (nunmehr auf Platz 13).

Genau 50 Petaflops-Systeme gibt es jetzt in der Liste, 13 sind seit dem letzten Mal dazu gekommen, davon 9 komplett neue. Zu denen gehört auf Platz 16 auch der Hornet (ebenfalls mit Cray XC40) am HLRS in Stuttgart. Der lieferte im Testbetrieb schon mal 2,76 PFlops ab – reine CPU-Power ohne Beschleuniger. Würde man eine eigene Liste führen mit reiner Allzweck-CPU-Rechenleistung – also ohne Rechenbeschleuniger und spezielle Architekturen wie BlueGene –, wäre hier der Spitzenreiter der japanische K-Computer vom RIKEN-Institut mit 10,5 PFlops vor dem NASA-Rechner Pleiades mit 3,3 PFlops. Hornet käme hier auf Platz 5 hinter dem SuperMUC des Leibniz-Rechenzentrums, das seine geplante zweite Ausbaustufe mit Haswell-Prozessoren noch nicht installiert hat und somit bei 2,9 PFlops bleibt.

Die US-Amerikaner haben noch weiteres Terrain verloren, nur noch 231 (zuvor 233 Systeme) stehen hier. Auch China hat eine kleine Ausbaupause eingelegt, stellt jetzt nur noch 61 von 76. Europa konnte mit nunmehr 130 Systemen (zuvor 116) wieder Asien überholen (120, zuvor 132). Hier bleibt es bei der Reihenfolge Großbritannien (30), Frankreich (30) und Deutschland (26). Bei der installierten Rechenleistung hat Deutschland aber kräftig von 15 auf über 20 PFlops zugelegt und verweist Großbritannien mit 15,4 und Frankreich mit 14,1 PFlops auf die Plätze.

Neben dem schon erwähnten Hornet haben in Deutschland fünf weitere Neusysteme gemeldet: zwei Cray XC40 des Deutschen Wetterdienstes, der Justus von der Universität Ulm sowie zwei Rechner in Darmstadt, einer an der Uni der andere bei der Gesellschaft für Schwerionenforschung, die heute offziell unter "GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung" firmiert.

Ihr Rechner "Green-Cube" hat einige Besonderheiten, die es verdienen, erwähnt zu werden. So ist es eines von den wenigen Selbstbaurechnern in der Top500 – gerade mal drei an der Zahl. Dann setzt er nicht auf Nvidia-GPUs sondern auf die von AMD. Gleich vier GPU-Karten sind es pro Knoten: 600 FirePro S9150 und 40 S10000 auf 160 Knotenrechnern mit Asus-Boards und Zehnkernprozessoren (Ivy-Bridge-E). Energieeffizienzwerte wurden noch nicht übermittelt, aber man hört, dass das System sehr weit oben in der Green500-Liste stehen dürfte, die am Mittwoch veröffentlicht werden wird.

Bei den Herstellern ist in der Liste der Übergang der IBM-x86-Abteilung zu Lenovo noch nicht berücksichtigt – in Deutschland hat er sich ohnehin auf Ende des Jahres verschoben. Dennoch kann man die x86-Systeme schon mal herausrechnen, so dass Lenovo mit 116 quasi übernommenen Systemen (vorher 0) urplötzlich hinter HP (179, zuvor 182) zweigrößter Hersteller wird, vor Cray (62 zuvor 52) und IBM/Power (37).

Noch ist weder Power8 noch Openpower in der Liste zu sehen und so dominiert Intel immer mehr mit jetzt 86 Prozent. Von den überhaupt nur 31 Neusystemen ist eines mit AMD Opteron und ein weiteres mit BlueGene/Q bestückt, der Rest mit Intel-Prozessoren. 27 Systeme verwenden den Haswell-EP-Prozessor. Beschleuniger, vornehmlich von Nvidia, sind in 75 Systemen (zuvor 62) zu finden.

Die Gesamtleistung der Liste stieg von 274 auf 309 PFlops, also um lediglich 12,8 Prozent. Um überhaupt auf der Liste zu erscheinen, muss man schon über 153 TFlops aufbieten können.

Die Top10 der 44. Top500-Liste der Supercomputer
Platz (vor. Liste) Rechner (Hersteller) Betreiber Land CPU-Cores GPU-Cores Rmax (TFlops) En.- Verbr. [MW]
1(1) Tianhe-2 (NUDT) National University of Defence Technology China 32.000*12 Xeon E5 (Ivy Bridge), 2,2 GHz 48.000*57 Xeon Phi 33862 17,8
2 (2) Titan (Cray) Oak Ridge National Lab USA 18.688*16 Opteron, 2,2 GHz 18.688*14 Nvidia Tesla K20x 17590 8,21
3 (3) Sequoia (IBM) Lawrence Livermore National Lab USA 98.304*16 Bluegene/Q 1,6 GHz - 17173 7,89
4 (4) K Computer (Fujitsu) RIKEN Advanced Institute for Computational Science (AICS) Japan 88.128* 8 SPARC64 VIIIfx, 2 GHz - 10510 12,7
5 (5) Mira (IBM) Argonne National Lab USA 49.152*16 Bluegene/Q 1,6 GHz - 8587 3,95
6(6) Piz Daint (Cray) Centro Svizzero di Calculo Scientifico (CSCS) Schweiz 5276*8 Xeon E5 5276*14 Nvidia K20x 6271 2,33
7 (7) Stampede (Dell) Texas Advanced Computing Center (TACC) USA 11.550*8 Xeon-E5, 2,7 GHz 6006*61 Intel Xeon Phi 5168 4,51
8 (8) JuQUEEN (IBM) Forschungs-Zentrum Jülich Deut. 28.672*16 Bluegene/Q 1,6 GHz - 5008 2,3
9 (9) Vulcan (IBM) Lawrence Livermore National Lab USA 24.576*16 Bluegene/Q 1,6 GHz - 4293 1,92
10 (-) Cray XC40 US-Regierung USA 7280*10 Xeon E5-2660v2, 2,2 Ghz 3900*16 Nvidia K40 3577 2,38

(as)