Tourismus in Großbritannien boomt nach dem Brexit

Die Zahl der Flugbuchungen auf die Insel ist mit dem gefallenen Pfund deutlich gestiegen

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Es war nicht schwer vorherzusagen, dass der Tourismus im Vereinten Königreich zulegen würde, da das Pfund deutlich billiger geworden ist. Nun gibt es erste Zahlen, mit denen sich das schon jetzt belegen lässt. Seit der Brexit-Entscheidung in Großbritannien am 23. Juni hat sich die Zahl der Flugbuchungen auf die Insel bis zum Stichtag am 21. Juli gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 4,3% erhöht.

Was die Daten besonders aussagekräftig macht, ist die Tatsache, dass es eine Trendwende gab. Denn im Monat vor der Abstimmung gab es noch 2,8% weniger Buchungen. ForwardKeys teilte mit, dass nun insbesondere Touristen aus Übersee verstärkt das Vereinigte Königreich - besonders werden Hongkong, USA und Kanada genannt - als Reiseziel gewählt hätten. Die Zahl der Nichteuropäer nahm mit 8,6% mehr doppelt so stark gegenüber dem Durchschnitt zu.

Für sie hat sich Großbritannien noch deutlicher verbilligt als für Reisende aus dem Euroraum, denn das Pfund ist im Verhältnis zum US-Dollar mehr als 12% in die Knie gegangen. Die Wechselkursveränderungen sind für ForwardKeys der Hauptgrund für diese Zunahme. "Der Brexit hatte einen unmittelbaren, positiven Einfluss auf den Fremdenverkehr ins Vereinte Königreich", sagt Firmenchef Olivier Jager.

Erstaunlich ist, wie kurzfristig die Touristen auf die Veränderungen des Wechselkurses reagiert haben. Da das Pfund weiter schwach bleiben dürfte, dürfte sich dieser Trend verstetigen. Und man darf gespannt sein, wie sich die Briten verhalten. Denn auch hier wird erwartet, dass sie verstärkt im Königreich bleiben, weil andere Währungsräume deutlich teurer geworden sind. Besonders gespannt ist man in Spanien, denn die Urlauber aus dem Königreich stellen die größte Gruppe dar.

Bisher erwartet die spanische Tourismusindustrie, dass es bei den Besucherzahlen im laufenden Jahr keine Einbrüche gibt, da Briten am stärksten auf Komplettangebote von Reiseveranstaltern zurückgreifen und sie mit langer Vorlaufzeit kaufen. Dass sie erneut mehr Geld ausgeben, darf allerdings nicht erwartet werden. Im kommenden Jahr dürfte Spanien den Brexit aber sehr deutlich zu spüren bekommen.

In Frankreich werden schon dieses Jahr deutlich Einbrüche erwartet. Das dürfte aber nur gering mit dem Brexit zu tun haben. Gesprochen wird schon jetzt von einem "Katastrophensommer in Paris“. Der Juli sei schon - trotz der Fußball-EM -schlecht verlaufen. Die Übernachtungen internationaler Touristen seien nach Angaben von Protourisme in der Hauptstadtregion um 10% eingebrochen, wofür allerdings auch der Anschlag in Nizza verantwortlich gemacht wird.

Für August werden die Aussichten als katastrophal bezeichnet. Vor allem aus Asien seien viele Urlauber ausgeblieben, die Angst vor neuen Anschlägen hätten und insgesamt sei das ganz Land vom Rückgang betroffen. Neben der Terrorangst werden auch die Streiks und Blockaden gegen die umstrittene Arbeitsmarktreform als Gründe genannt.